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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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etwas Zeit dafür haben.«
    »Ja, du hast recht. Freunde, bitte, ihr seid herzlich willkommen, an unserem bescheidenen Mahl teilzuhaben.« Karim vollführte eine schwungvolle Geste, als lüde er sie an die Tafel eines Königs ein. »Es ist das Mindeste, was wir euch zum Dank anbieten können.« Hem sah Saliman flehentlich an, da er spürte, dass dieser im Begriff war, abzulehnen, und Saliman zögerte. Der Eintopf roch in der Tat sehr einladend. »Ich danke euch«, erwiderte Saliman. »Das heißt, sofern ihr genug habt, um mit drei Fremden zu teilen. Wir müssen uns nicht auf Höflichkeiten versteifen: Schließlich sind wir alle arme Reisende.«
    »Oh, wir haben reichlich Vorräte«, sagte Hekibel. »Und Marich hat gestern eine wilde Ziege gefangen, deshalb habe ich einen großen Eintopf gemacht.« Hem erkannte, dass Soron nicht allzu erfreut darüber wirkte -er wirkte immer noch entrüstet, ja nachgerade verärgert darüber, dass die Schauspieler nichts vom Krieg wussten. Hem hingegen war entzückt. Nach den kalten Mahlzeiten der vergangenen Tage erschien ein Teller Eintopf im Vergleich dazu wie ein fürstlicher Schmaus.
    Die Schauspieler erwiesen sich als angenehme Gesellschaft, und sogar Soron war bald beschwichtigt. Hekibel, der Hems Neugier aufgefallen war, hatte ihm das Innere des Wagens gezeigt. Irc kauerte dabei auf seiner Schulter und barst förmlich vor Wissbegier, wurde jedoch streng aufgefordert, sich zu benehmen. Hem verspürte einen plötzlichen Stich, als er sich bückte, um einzutreten: Für kurze Zeit war er von einer Pilanel-Familie aufgenommen worden und hatte lebhafte Erinnerungen an ihre behaglichen Wagen. Die Familie war sehr freundlich zu ihm gewesen. Allerdings begleiteten die Erinnerung auch Bilder, die er lieber vergessen wollte.
    Dieser Wagen unterschied sich völlig von dem der Pilanel. Er war größer und wurde von dicken roten Vorhängen in drei Schlafbereiche unterteilt. Obwohl sie nicht zugezogen waren, verliehen sie dem Inneren einen Hauch verblasster Pracht. Hekibel zeigte ihm, wie man eine gesamte Seite des Wagens absenken und in eine Bühne verwandeln konnte, indem man die roten Vorhänge als Hintergrund verwendete. Die gegenüberliegende Wand säumten Schränke, in denen ordentlich verstaut Gewänder, Masken und sonstiges Zubehör lagen. Der hintere Teil des Wagens bestand im Wesentlichen aus einer gut bestückten Speisekammer mit Reis, Hülsenfrüchten, Gewürzen, Mehl, verschiedenen Ölen, Nüssen, getrocknetem Obst und Räucherfleisch.
    »Der Wagen ist wunderschön«, sagte Hem begeistert.
    »Versuch mal, ein Jahr lang mit Marich und Karim darin zusammenzuleben«, gab Hekibel trocken zurück. »Da verliert er seinen Reiz.«
    »Und ihr fahrt einfach herum und tut so, als wärt ihr Leute aus Geschichten?« Hekibel lachte. »Ja, ich denke, genau das tun wir.« »Und die Leute bezahlen euch dafür?«
    »Sie geben uns, was sie können. In Elevé hatten wir eine gute Spielzeit, aber all das Mehl und die Linsen stammen aus einem kleinen Dorf. Dort hatte man keine Münzen.«
    »Ich würde nur zu gern einmal so etwas sehen.« Vor Begeisterung hatten sich Hems Wangen gerötet. »Das habe ich noch nie.«
    »Manchmal kann es regelrecht magisch sein«, meinte Hekibel. »Und manchmal ist es schlichtweg schrecklich. Ich liebe und hasse es zugleich. Dass es ein einfaches Leben ist, kann ich nicht behaupten. Aber wir sollten jetzt besser zu den anderen zurückkehren, sonst verbrennt der Eintopf noch.« Von draußen hörten sie, wie Karim die Stimme erhob, und Hekibel drehte sich jäh um. »Es ist eine ganze Weile her, seit Karim zuletzt Publikum hatte. Ich fürchte, er könnte deine Freunde langweilen.«
    Karim zeichnete sich als Umriss mit himmelwärts ausgestreckten Armen gegen das Feuer ab. Er gab eine Ansprache eines Königs zum Besten, der gerade an einer tödlichen Wunde starb und sein Königreich, seine Kinder und sein Leben durch seine eigene Torheit und Gier verloren hatte. Während Hem zuhörte, fand er, dass es sich mit einem wunderschönen Gedicht vergleichen ließ. Karims Stimme hallte durch die Nacht, liebkoste die Worte, und Hem, der verzaubert lauschte, spürte die Reue und den Gram des Königs, als empfände er sie selbst. Schließlich fasste Karim sich an die Brust, sank auf ein Knie und neigte bekümmert das Haupt. Kurze Stille trat ein, dann begannen die anderen, einschließlich der Schauspieler, zu klatschen. Karims Stimme besaß die fesselnde Macht eines Barden.
    »Die

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