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Die Peperoni-Strategie

Die Peperoni-Strategie

Titel: Die Peperoni-Strategie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Weidner
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Ihre Ideen stets kritisch hinterfragt und immer ein Haar in der Suppe findet. Von dort können Sie keine Zustimmung erwarten. Konzentrieren Sie sich auf diejenigen, die loyal zu Ihnen stehen. Und achten Sie darauf, dass diese in der Hierarchie mindestens Leutnants sind!
    Wie es nicht laufen sollte, zeigt das folgende Beispiel.
     
    Eine Führungskraft aus der Werbeagentur hat eine bestechende Idee. Um diese im nächsten Meeting durchzuboxen, spricht sie im Vorfeld mit mehreren Konferenzteilnehmern per Telefon, beim Essen oder bei einem
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Glas Wein. Das klingt professionell. So weit, so gut! Nur eine wesentliche Kleinigkeit übersieht unser Macher: Er spricht mit den Falschen, mit Mitläufern, einem Leutnant (immerhin), aber ansonsten mit Dyaden und Isolierten. Natürlich stimmen diese ihm informell im Vorfeld zu. Sie wissen nämlich, dass die Entscheidung nicht von ihnen abhängt. Als unser Mann am Tag X im Meeting sein Anliegen präsentiert, sieht er sich nur abwägenden und zurückhaltenden Kollegen gegenüber. Keine offene Unterstützung, trotz der Zustimmungen in den Vorgesprächen. Der Manager ist enttäuscht. Zu Unrecht, denn er hat Strategiefehler begangen. Er hätte den Kopf der Gruppe gewinnen müssen oder die graue Eminenz. Dann wären ihm alle – wie beim Domino – zu Füßen gefallen. Die abendlichen Telefonate und den Weißwein hätte er sich sparen können. Stattdessen wäre Konzentration auf die Meinungsmacher erfolgversprechend gewesen.
    Sollten Sie zu den Statusschwachen zählen, bringen Sie Ihre guten Ideen nie allein oder nur mithilfe der Mitläufer, Isolierten oder Dyaden ein. Qualität allein reicht leider nicht, um Gutes durchzusetzen. Suchen Sie sich einen Leutnant, eine graue Eminenz oder einen Anführer als Fürsprecher, und Ihre Worte erhalten das Gewicht, das sie verdienen!
    In anderen Fällen kann es durchaus nutzen, wenn Sie sich beispielsweise auf den Sündenbock beziehen, wie das folgende Beispiel aus einem Non-Profit-Unternehmen zeigt:
     
    Die Leitungsgruppe umfasst zwölf Mitglieder, einschließlich eines stellvertretenden und eines leitenden Direktors. Die Sündenbockrolle hat seit vier Jahren der Psychologe Kreuzer inne, an dem diese Zeit nicht spurlos vorbeigegangen ist. Er wirkt erschöpft und wehrlos – mit
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sporadischen und immer seltener werdenden (und ihn noch mehr diskreditierenden) kleinen cholerischen Ausbrüchen. Fakt ist: Kreuzer hatte sich seine Leitungsrolle anders vorgestellt. Für beide Direktoren ist er ein rotes Tuch wegen seiner endlosen Kommentare und seiner Fähigkeit, alles zu verkomplizieren. Das bringt Vorteile für die restliche Leitungsgruppe mit sich: So müsste Dr. Wiesner heute eigentlich eine Präsentation abliefern, mit der er aber nicht pünktlich fertig geworden ist. Verraten hat er das niemandem, zumal er als Schlusslicht auf der Tagesordnung steht. Die Punkte 1, 2 und 3 werden allerdings bedrohlich schnell abgearbeitet, sodass sich Wiesner zu einer unschönen Intervention gezwungen sieht – nur um nicht selbst dranzukommen: Er bringt – eher beiläufig – einen Vorschlag des Sündenbocks ins Gespräch, der die Direktoren schon im Vorfeld zum Grollen gebracht hat. Diese reagieren wie erwartet missmutig, was nun den Sündenbock in eine leidenschaftliche Verteidigungshaltung manövriert. Nach kurzer Zeit wird die Sitzung mit Wortmeldungen überschwemmt, wie immer, wenn es um eher Unwichtiges geht. Die Konferenz muss wegen dieser Debatte bereits nach Tagesordnungspunkt 4 abgebrochen werden. Dr. Wiesner ist erleichtert und geradezu begeistert, als sein Direktor ihn im Anschluss um Nachsicht bittet, da er sich mit seiner Präsentation umsonst vorbereitet habe. »Kein Problem«, ist Wiesners kurze Antwort. Was immer man von Dr. Wiesner halten mag – er verließ tief befriedigt diese Sitzung und fühlte sich fantastisch. Machtspiele können eben Balsam für die Seele sein.
     
    Dieses Beispiel zeigt – neben dem unbestreitbaren Nutzen des Sündenbocks – noch etwas weiteres: Wenn Sie die Ideen eines Statusschwachen unterstützen (und seien diese Ideen noch so gut), begeben Sie sich auf dünnes Eis. Für Ihr Umfeld kann es so erscheinen, als würden Sie sich mit einem Dyaden oder einem Isolierten solidarisieren. Das wirft ein schlechtes Licht auf Sie.
    |146| Unterstützen Sie nie die (selbst guten) Ideen der Statusschwachen, weil Sie sonst Gefahr laufen, selbst als schlechter Machtspieler mit ihnen assoziiert zu werden.
    Sollten die

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