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Die Peperoni-Strategie

Die Peperoni-Strategie

Titel: Die Peperoni-Strategie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Weidner
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glaubwürdig wirken derartige Inszenierungen, wenn sie gegen reale oder imaginäre Feindbilder der Firma gerichtet sind. Meisterlich verstehen es dann die Akteure, ihre verbalen Ausbrüche als Kampf- und Verteidigungsbereitschaft gegen äußere Feinde darzustellen. »Können Sie ein Feindbild zum Leben erwecken, rückt die Mannschaft hinter Ihnen zusammen, und das Führen wird leichter. Wenn man keinen äußeren Feind hat, muss man auf jeden Fall eines erfinden«, so ein Münchner Erfolgsmensch
.
    Wenn Ihnen diese Strategie zu primitiv erscheint, können Sie die abgeschwächte Variante wählen, in der Sie wenigstens punktuell laut oder im Ton böse werden (»Es reicht!«), damit die anderen im Team spüren, dass Sie es ernst meinen. Fakt bleibt: Sporadische – auch lautstärkere – Positionierungen schaden nicht, sondern zeigen, dass Ihr kommunikatives Repertoire nicht nur Charme, sondern auch Vulkanausbrüche beinhalten kann: »Sie kann kämpfen wie eine Löwin« wird dann zum Kompliment. Eine wichtige Bewertung, um nicht unterschätzt und als zu leichtgewichtig für höhere Aufgaben abgetan zu werden!
    Die Frauen-Aggressivitätsfalle
    Damit karriereorientierte Frauen auch in Zukunft aufgrund ihrer Reflexionslust und ihren moralischen Ansprüchen ins Wettbewerbsschlingern geraten, haben Männer die »Frauen- Aggressivitätsfalle « entwickelt. Diese ist einfach, primitiv und vor allem deshalb wirkungsvoll, weil sie kultiviert beginnt: Headhunter, Unternehmensberater und Vorgesetzte fördern die differenzierte Zurückhaltung von Frauen, ihr ethisches Abwägen und ihr soziales Know-how, das heute unter dem schmackhaften |176| Begriff der »emotionalen Intelligenz« gereicht wird. Vordergründig wohlwollend empfehlen sie Frauen,
nicht aggressiv zu sein, das wirke unweiblich und kriegerisch;
nicht zu ambitiös, also ehrgeizig aufzutreten, das wirke verkrampft;
zwar Biss zu zeigen, aber niemanden wegzubeißen;
sozial kompetent zu agieren – zumal jedes Unternehmen die soziale Kompetenz in seinen Imagebroschüren herausstellt – und teamorientiert zu arbeiten.
    Das klingt alles sympathisch, vernünftig und fair. Die männlichen und weiblichen Berater verschweigen allerdings, dass auch jedes noch so eingespielte Team eine graue Eminenz hat, die in Konfliktfällen die Richtung vorgibt. Und es ist auch kein Zufall, dass von »grauer Eminenz« und nicht von »grauer Äbtissin« gesprochen wird! Die wohlklingenden Empfehlungen sind darum dazu angetan, pflegeleichte Mitarbeiterinnen zu fördern, aber keine Führungsfrauen! Machtorientierte Frauen durchschauen diese Fehlempfehlungen, auch weil ihnen die informellen Macht- und Männerspiele bekannt sind. Sie halten dagegen und fighten. Für Männer ist das ein Albtraum. Frauen, die derart pfiffig agieren, merken sehr schnell, dass die übliche Charmeoffensive machtstrategischer Männer dann sehr schnell versickert: Komplimente werden nicht mehr verteilt und aus dem Mantel hilft ihnen auch keiner mehr. Stattdessen häufen sich ätzende Kommentare zu langjährigen männlichen Erfahrungen mit weiblichen Unzuverlässigkeiten und Fehlentscheidungen.
    Frauen, die ernsthafte Gegenspielerinnen werden, anstatt bescheiden ins dritte Glied zurückzutreten, erhalten die Höchststrafe: die Frauen-Aggressivitätsfalle. Zwar wird dem weiblichen Geschlecht klischeehaft die größere Affinität zur |177| Intrige unterstellt, aber auch Männer haben hier Bemerkenswertes zu bieten, zumal ihr System Jahrhunderte lang erprobt wurde. Zu drastischen Mitteln wie der Hexenverfolgung und -verbrennung mag man spätestens seit der Aufklärung nicht mehr greifen. Stattdessen pflegt die Männerwelt heute den sanften Rufmord, eben die Frauen-Aggressivitätsfalle: Alles was erfolgreichen Männern positiv zugeschrieben wird, ist für Frauen negativ:
Ambitioniertheit wird plötzlich zum krankhaften Ehrgeiz,
Durchsetzungsstärke zur Hysterie,
Zielstrebigkeit zur Sturheit und
weibliche Dynamik zum bornierten Auftreten.
    In Abwesenheit der Damen wird sexistisch nachgelegt: Die durchsetzungsstarke Frau gilt schnell als frigide, frustriert und unweiblich, oder sie wird Bestandteil von Machowitzen unterhalb des
Playboy
-Niveaus. Diese chauvinistischen Witze sind übrigens nicht nur Ausdruck primitiver, unsensibler Männlichkeit: Sexismus verstehen einige Männer als letzte Waffe im Geschlechterkampf, denn die Erfolgsfrau von heute hasst dieses Vulgärniveau! Angewidert wendet sie sich ab – und schon ist man(n)

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