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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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sie vom restlichen Schleim zu befreien. Lily hatte von Damien Lake eine kurze Einführung in das Sortieren der Perlen bekommen und war immer wieder fasziniert von der Vielfalt der Formen, Größen und Farben. Es gab unregelmäßig geformte Barockperlen, Keshiperlen, die keinen Kern hatten und von manchen Austern spontan erzeugt werden, boutonförmige und geringte, ovale und tropfenförmige Perlen. Sie alle kamen deutlich häufiger vor als die vollrunden Perlen. Manche besaßen Rosa- und Grünschattierungen. Je nach Stärke der Perlmuttschicht reflektierten sie das Licht unterschiedlich, wovon Lüster und Schillern abhingen.
    »Das ist was anderes, als Eier oder Tomaten anzubauen, was?«, bemerkte Dave, als Lily bei einer blassrosa- und cremefarbenen Perle verharrte.
    »Ich sehe jede Einzelne als Schmuckstück vor mir, weil ich weiß, dass sie irgendeiner Frau lieb und teuer werden kann. Wobei heute ja auch Männer Perlen tragen«, setzte sie hinzu.
    »Ich nicht.« Dave verzog das Gesicht. »Aber Ihr Urgroßvater hatte doch einen Perlenohrring.« Er scharrte mit den Füßen und machte sich an der Waage und der Schieblehre zu schaffen. Schließlich sagte er: »Lily, der nächste Schwung ist nicht so toll. Eine Menge Vernarbungen. Die Jungs holen immer noch Muscheln rein, vielleicht läuft es also Ende der Woche besser. Sehen Sie sich diese hier an.« Er streckte ihr eine Hand voller Perlen hin.
    »Hmm, keine gute Qualität, nicht wahr?«, meinte Lily. »Wie viele sind so?«
    »Eine ganze Menge. Das ist ein Anzeichen für Verunreinigung, zu viel Süßwasser. Gut, dass wir nach neuen Zuchtgründen Ausschau halten. Tim hatte Recht.«
    Lily rieb sich die Augen. Plötzlich fühlte sie sich erschöpft. »Ich hoffe nur, wir können unsere Kosten decken. Wir brauchen noch ein paar Perlen wie die, die Mika gefunden hat.« Sie versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Sie hatte Kopfschmerzen, weil sie ihre Augen so angestrengt hatte. Und die Aussicht, Geld zu verlieren, wenn die Qualitätsunterschiede weiter so drastisch blieben, war erschreckend. »Dave, die Japaner kommen in zwei Tagen. Ich muss sie in Broome abholen, herumführen und sie dann hierher bringen. Wir müssen einen guten Eindruck machen! Sie haben Geld in dieses Projekt gesteckt, wir müssen ihnen zeigen, dass wir gut produzieren und nächstes Jahr noch besser abschneiden. Hoffentlich bringt Tim gute Neuigkeiten mit und kann eine kleine Präsentation über unsere Aussichten in neuen Zuchtgründen halten.«
    Dave zog sich einen Stuhl vor und setzte sich. »Glauben Sie nicht, wir übernehmen uns ein bisschen? Sehen Sie doch nur, welche Probleme wir mit den Muscheln hier haben. Noch eine Farm, noch mehr Kopfschmerzen!«
    »Dave! Dafür ist es jetzt ein bisschen zu spät! Wir wissen, dass diese Ernte wegen der veränderten Wasserqualität einiges zu wünschen übrig lässt. Dem müssen wir begegnen. Wir müssen die Muscheln gründlicher reinigen, wir müssen hier alles picobello halten.«
    »Regen Sie sich nicht auf, Lily. Sie haben gesehen, dass die Dinge hier ein bisschen vernachlässigt waren, als Sie sich eingekauft haben, und dann haben Sie und Tim wahre Wunder gewirkt. Dafür hatte ich nie genug Geld, fürchte ich.«
    »Es braucht mehr als nur finanzielle Investitionen. Wir müssen auch mit der Zeit gehen, von Besseren lernen und etwas Neues riskieren, zum Beispiel auf neue Zuchtgründe setzen.« Jetzt hör dich mal reden, dachte Lily. Was habe ich noch vor sechs Monaten über Perlenzucht gewusst? Nichts! Sie sah, dass Dave in seine Verdrießlichkeit abtauchte, was mit einer leeren Flasche Rum und einem Kater enden würde. »Keine Sorge, Dave! Wir ziehen gemeinsam eine gute Schau ab für Mr. Komiatyi und Mr. Tobayashi und beeindrucken sie mit unserem Potenzial und unseren Ideen.«
    »Prima Idee«, murmelte Dave mit übertrieben englischer Aussprache. »Ach, Lily, bei dieser Schau muss ich aber nicht mitmachen, oder? Zum Theaterspielen tauge ich nicht. Ich ziehe mich in solchen Situationen wie eine Schildkröte in meinen Panzer zurück.«
    »Ach, kommen Sie, Dave, Sie können großartig Geschichten erzählen! Wir lieben Ihre Geschichten aus dem Busch.«
    »Das ist was anderes. Aber vorne vor Leuten stehen? Vergessen Sie’s. Man hat mir mal krankhafte Schüchternheit bescheinigt, die an Paranoia grenzt. Die Japse rennen schreiend davon, wenn ich den Mund aufmache.«
    Lily wusste nicht, ob er das ernst meinte, aber vielleicht war es ja

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