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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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tatsächlich so. Das würde erklären, warum er seiner Heimat England den Rücken gekehrt hatte und die Abgelegenheit der Kimberley-Küste vorzog. Er war nicht gerade der geborene Menschenführer. Deshalb überließ er auch Tim und Lily die »Bühnenauftritte« und delegierte die Leitung des Tagesgeschäfts an Don und Serena. Dave hatte in seinem Leben eine kluge Entscheidung getroffen: sein Erbe für den Kauf der Star Two zu verwenden. Doch er war der Erste, der einräumte, dass seine Träume stillstanden. Es war an den neuen Teilhabern, die Farm zu einem wirklich erfolgreichen Unternehmen zu machen, das auf einem hart umkämpften Markt bestehen konnte.
    »Dave, seien Sie einfach ganz Sie selbst«, sagte Lily. Dann fügte sie hinzu: »Wir sollten uns für unsere Besucher lieber in Schale werfen. Ich meine, ziehen Sie sich was Anständiges an.«
    Dave streckte sich. »Ich weiß, was angemessen ist. Mein Kindermädchen hat mir das beigebracht«, sagte er ein wenig steif und schlenderte davon. Lily lächelte.
     
    Sie fuhr mit der Graduierung der Perlen fort und versuchte, sich keine Sorgen wegen der Qualität der Ernte zu machen. Da rief Rosie an. »Lily, ich habe Nachricht von der Küste, es geht um Biddy. Sie ist gestorben – ruhig und friedvoll. Ich habe so etwas geahnt, tief drinnen war mir klar, dass sie deshalb auf dieser Reise bestand.«
    »Oh. Wie traurig. Es tut mir so Leid, dass ich nicht da war.« Lily fühlte sich wie betäubt. Zunächst konnte sie gar nichts weiter sagen. Dann fragte sie: »Wie hat Sami es aufgenommen? Das muss schwer für sie gewesen sein!«
    »Sie war nicht dabei, kam aber rechtzeitig zur Zeremonie zurück, zum traditionellen Ritual. Mir tut es auch Leid, dass wir nicht dabei waren. Wir planen eine kleine Feier in Broome. Biddy wollte in ihrem Land sterben, und das hat sie getan. Ich denke, es war wichtig, dass Sami sie auf diesem Weg begleitet hat.«
    »Merkwürdig, wie manche Dinge sich entwickeln.«
    »Vielleicht geschehen die Dinge aber auch nur so, wie sie geschehen sollten«, meinte Rosie. »Das Haus kommt mir jetzt sehr leer vor. Ich sehe dich dann in ein, zwei Tagen.«
    Die Neuigkeit setzte Lily mehr zu, als sie sich eingestehen mochte. Sie stand unter Druck, war körperlich erschöpft und machte sich Sorgen wegen der Investoren. Biddys Tod brachte das Fass zum Überlaufen. Sie schloss das Häuschen ab – etwas, das sie noch nie getan hatte, doch mit Perlen im Wert von Tausenden von Dollars darin war sie lieber vorsichtig. Dann ging sie zum Creek. Sie wünschte sich Sami und Tim zurück, doch die
Georgiana
wurde erst bei Sonnenuntergang erwartet. Auf dem einsamen Pfad ging sie die menschenleere Düne entlang. Sie fragte sich, ob die großen, die erfolgreichen Perlenbarone auch solche Zweifel und Ängste gehabt hatten wie sie in diesem Augenblick?
    Lily setzte sich in den Sand, umschlang ihre Beine mit den Armen, legte das Kinn auf einen Arm und starrte hinaus auf das ruhige Wasser. Eine sanfte Berührung am Kopf riss sie aus ihren Träumereien. Erschrocken sah sie hoch und erblickte Palmer.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken! Ich möchte mich nur verabschieden, weil ich für ein Weilchen zurück nach Broome fahre. Das Uni-Team trifft demnächst ein. Sie werden den Fossilienfundort überprüfen und einen Bericht darüber schreiben. Unsere Geldmittel sollten dann folgen.«
    »Die Dinosaurier?«
    »Hm-hm.« Er setzte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern. Sie lehnte sich an ihn. Das war tröstlich, warm, liebevoll. »Ich habe von Biddy gehört. Es tut mir Leid.«
    »Danke. Sie sind ein lieber Mensch, Ted.«
    »Biddy war ja wohl ein wichtiges Bindeglied in Ihrer Familie! Man ist nie darauf vorbereitet, einen besonderen Menschen zu verlieren.«
    »Sie war die erste Aborigine, mit der ich je zusammengesessen und mich unterhalten habe, damals, an meinem ersten Tag in Broome. Und als ich dann von ihrer Verbindung zu Tyndall, unserer Verwandtschaft erfuhr …« Sie atmete tief durch. »Ich bin nur froh, dass Biddy ihre letzten Jahre so angenehm bei Rosie und Harlan verbringen konnte.«
    »Vielleicht war es genau richtig, dass Sami auf ihrer letzten Reise dabei war. Eine Verbindung zurück zu Ihnen und jenen vergangenen Tagen.«
    »Das habe ich auch gerade gedacht. Sami mag ja ihre Aborigine-Verwandtschaft von sich weisen, aber Biddy hat von allen den stärksten Eindruck auf sie gemacht, glaube ich. Und zwar positiv.«
    »Samis Kultur unterscheidet sich von unserer.

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