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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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und zum Konzert?«
    Bobby bemerkte den Themawechsel und antwortete gedehnt: »Na ja, jetzt, wo ich einmal hier bin …« Dann zuckte er mit den Achseln. Mit einem Mal verstand er selbst nicht mehr so recht, was er hier eigentlich suchte. »Matthias wollte Sie offenbar unbedingt hier treffen. Reisen Sie zusammen?«
    Hajid zögerte und suchte nach den passenden Worten. »Wir arbeiten zusammen. Ich erfuhr an der Universität in Stuttgart von ihm. Wir haben uns in Malaysia kennen gelernt.«
    »Ach, dann haben Sie auch was mit Archäologie zu tun?«, fragte Bobby lächelnd.
    »Sozusagen. Wir planten eine kleine Expedition. Aber das muss jetzt vielleicht warten.«
    »Oh, aber es geht ihm bald wieder gut«, versicherte Bobby Hajid. »Fahren Sie auch nach Broome?«
    »Ich denke nicht. Wir werden uns neu verabreden müssen. Und jetzt könnten Sie mir vielleicht etwas über das Geschehen hier erzählen!«
     
    Bobby fand rasch heraus, dass im Zentrum dieser riesigen Rinderfarm an diesem Wochenende so viel Trubel herrschte wie in einer größeren Stadt zum alljährlichen Stadtfest. Er traf unentwegt Bekannte, Leute aus der gesamten Kimberley-Region und von der Küste. Die Veranstaltung fand jedes Jahr statt, um Geld für den Royal Flying Doctor Service – die Fliegenden Ärzte – zu sammeln. Und sie gab den Menschen aus den weit verstreuten Gemeinden und den abgelegen lebenden Viehzüchterfamilien Gelegenheit, zusammenzukommen und sich zu amüsieren. Aufgrund der Entfernungen, die man dabei zurücklegen musste, waren solche gesellschaftlichen Ereignisse selten und zogen – kaum überraschend – bald auch Touristen an. Alle Gäste gingen großzügig mit ihrem Geld um, denn sie wussten, es war für eine allseits geschätzte Organisation bestimmt.
    Lily hatte sich seit Monaten nicht so angeregt gefühlt. So viele Ereignisse auf einmal erforderten ihre gesamte Aufmerksamkeit. Erfreut hatte sie festgestellt, dass sie ein komfortables Zelt in einem Halbkreis anderer Zelte bewohnte, die bei einem überdachten Speisebereich um ein Lagerfeuer standen. Sie waren deutlich besser untergebracht als viele Camper, die lieber unter freiem Himmel schliefen. Darüber hinaus gab es noch Gäste wie Kevin und Bette, die ihren Wohnwagen aufstellten und es sich trotz des fehlenden Stroms und der eher primitiven Waschgelegenheiten gemütlich machten.
    Das geschäftige Treiben, die Tiere, die bevorstehende Veranstaltung mitsamt ihren Überraschungen und Gefahren erinnerten Lily daran, wie sie als Kind durch den Zirkus gestöbert war. Hunde hatte man an Bäume und Lastwagen gebunden, und in der Nähe waren ein Dutzend Kamele in einen Pferch gesperrt. Ihre Renngeschirre hingen über einem Geländer. Ein paar Meter weiter stieß sie auf Bills Truppe, die ein gediegenes Picknick mit Tischen und Stühlen auf die Beine gestellt hatte, bei dem auch ein weißes, mit Eukalyptusblättern dekoriertes Tischtuch, ein Sektkühler und gute Gläser nicht fehlten. Das erinnerte sie an die Picknicks beim Melbourne Cup, und die Gegensätze ließen sie laut auflachen.
    »Ich freue mich schon auf das Konzert. Einfach sagenhaft, dass sie Yvonne Kenny dahaben. Nett von ihr«, sagte Judy, eine Immobilienmaklerin, die mit Lily hergeflogen war.
    »Ich gehe davon aus, dass das Kamelrennen einer der Höhepunkte ist«, verkündete Steve, der Gastronom aus Broome. »Da kann jeder gewinnen – die Regeln sind allen ein Rätsel. Einfach entzückend.«
    »Nun, dann hat es natürlich keinen Sinn zu wetten, oder?«, fragte Lily.
    »Na, was glaubst du denn? Darum geht es doch hier!«, sagte Steve lachend. »Dass du deine Moneten rausrückst.«
    »Alles für die gute Sache.«
     
    Die zwei Tage waren vom Frühstück bis zum Abendessen durchorganisiert. Die Kricketmannschaften bestanden aus Männern von Rinderfarmen aus der Gegend. Das Rodeo hatte abenteuerlustigte Amateure und Profis aus dem gesamten Nordosten angelockt. Alle freuten sich auf das große Konzert, bei dem die weltbekannte australische Sopranistin Yvonne Kenny singen würde, um den Flying Doctor Service zu unterstützen. Sie war am Vortag eingeflogen worden und wohnte auf der Farm. Danach würde sie in Perth ein Konzert geben und von dort zurück nach Europa fliegen.
    Als Lily am zweiten Morgen mit einem dampfenden Becher Tee vom großen Lagerfeuer zurückkehrte, entdeckte sie zu ihrer Überraschung Bobby Ching.
    Er begrüßte sie mit einem breiten Grinsen. »Hey, Lily, wie geht’s? Ich habe gehört, du bist

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