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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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einem Drink auf Klappstühlen saßen, plauderten und sich auf die Festivitäten vorbereiteten. Es wirkte wie eine Mischung aus Trainingslager, ländlicher Rennveranstaltung und Pfadfindertreffen. Bobby fand es bizarr, dass jenseits der Farmgebäude Hunderte und Aberhunderte von Kilometern gar nichts kam. Hier draußen waren sie nur ein winziges Staubkorn auf einer sehr leeren Landkarte.
    In dem Bereich, von dem die junge Frau gesprochen hatte, stieß er schließlich auf ein Zelt, das abseits aller anderen stand und ein großes Schild trug: »Matthias Stern«.
    Er steckte den Kopf hinein. Ein Schlafsack mit Kopfkissen und ein großer Rucksack lagen in einer Ecke, sodass genügend Raum für einen weiteren Schlafplatz blieb. Bobby ließ sein kleines Bündel und Matthias’ Rucksack fallen und warf noch einen kurzen Blick auf den anderen Rucksack. Sämtliche Reißverschlüsse waren mit kleinen, aber festen Vorhängeschlössern gesichert. Er gehörte offenbar einem Reisenden, der gelernt hatte, vorsichtig zu sein.
    Bobby trat wieder ins Sonnenlicht und fand sich Auge in Auge mit einem älteren Mann wieder. Er lächelte und streckte seine Hand aus. »Tag, Kumpel, ist das Ihr Zelt?«
    Seine ausgestreckte Hand wurde übersehen. »Allerdings. Ich erwarte einen Freund. Was haben Sie da drinnen gemacht?«
    Der Mann sprach mit einem Akzent, den Bobby nicht einordnen konnte. »Ja. Ich kenne Ihren Freund. Matthias Stern. Ich habe gerade ’n paar von seinen Sachen im Zelt abgeladen. Und meine eigenen. Ich habe leider schlechte Neuigkeiten für Sie, Kumpel. Er hatte einen kleinen Unfall.«
    »Einen Unfall? Wie denn, was ist passiert? Wie schlimm ist es?« Seine Augen verengten sich, und Bobby begriff, dass der Mann ihn argwöhnisch musterte. Er trug ein weißes Nehru-Hemd über einer langen, legeren Baumwollhose. Der stämmige, muskulöse Mann, der an die fünfzig sein mochte, hatte olivfarbene Haut, den Kopf rasiert und trug einen dunklen Spitzbart.
    Auf Bobby wirkte er deplatziert zwischen den anderen Campern.
    »Er liegt in Broome im Krankenhaus. Aber er kommt bald wieder auf die Beine. Ich heiße Bobby Ching. Ich komme aus Broome, und Matthias hat mich und mein Taxi für die Fahrt hierher angeheuert. Ich dachte, das Mindeste, was ich tun kann, ist, Ihnen Bescheid zu geben.«
    Für einen Augenblick herrschte Schweigen, während der Mann die Neuigkeit verdaute. Dann entspannten sich seine Gesichtszüge ein wenig. »Bitte setzen Sie sich und erzählen Sie mir alles genau. Ich muss mich für meine erste Reaktion entschuldigen. Ich bin Hajid.« Sie gaben sich die Hand und setzten sich auf einen Baumstamm ganz in der Nähe.
    »Unterwegs hierher sind wir mit einem Känguru zusammengestoßen, und dabei ist mein Taxi kaputtgegangen. Unklugerweise ist Matthias dann losgezogen, sich ein bisschen im Busch umzusehen. Er wollte partout nicht auf mich hören. Er hatte Glück, dass er da draußen nicht umgekommen ist.«
    Hajid hörte aufmerksam zu. »Er ist einfach losgelaufen? In der Wüste?« Er dachte einen Augenblick nach. »Ja. Ich kann mir gut vorstellen, dass er so etwas macht.«
    »Tja, na ja, man verliert da draußen leicht die Orientierung. Unser Funkgerät war auch hin, also konnten wir niemanden anrufen. Er war fest entschlossen, hierher zu kommen und Sie zu treffen. Wie gesagt, ich dachte mir, das Mindeste, was ich für ihn tun kann, ist, Sie zu informieren. Sind Sie alte Freunde?« Bobby erhielt keine Antwort.
    »Wo ist denn seine persönliche Habe?«
    »Oh, ich habe seine Tasche.« Bobby deutete auf das Zelt. »Ich gebe sie ihm zurück, wenn ich in ein paar Tagen wieder nach Broome komme.«
    »Es ist sehr freundlich von Ihnen, so weit zu fahren, um mir das zu sagen.« Der Mann entspannte sich und lächelte zum ersten Mal. »Kennen Sie Matthias gut? Haben Sie sich viel unterhalten?«
    »Nee. Ich habe ihn in einer Kneipe kennen gelernt. Wir haben ein bisschen geredet, und als ich ihm erzählte, dass ich Taxi fahre, hat er mich für die Fahrt hierher gebucht. Wird ihm Leid tun, dass er das alles hier verpasst, sieht wie eine ziemlich große Sache aus.«
    »Offenbar.«
    Hajid wirkte wie ein Geschäftsmann. Bobby fielen eine teure, kunstvoll gearbeitete Uhr, ein großer goldener Ring und eine goldene Halskette auf. Er versuchte, ihm eine Nationalität zuzuordnen. Grieche? Araber? Pakistani? Ja, das schien der Sache näher zu kommen. »Und Sie, sind Sie Tourist? Auf Urlaub?«, fragte er.
    »In gewisser Weise. Bleiben Sie zum Rennen

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