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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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wieder in Broome. Hätte ich mir denken können, dass du hier oben bei den vornehmen Leuten schläfst.«
    Lily mochte den gescheiten jungen Mann, den sie ein paar Jahre zuvor kennen gelernt hatte. Pauline hatte ihn ihr vorgestellt: ein Mann mit hochfliegenden Plänen, der jederzeit eine Gelegenheitsarbeit übernahm. »Bobby! Das ist mal ganz was anderes, macht aber unglaublich Spaß. Ich bin mit Freunden aus Broome hier. Ich wusste gar nicht, dass du auch kommen wolltest.«
    »Ja, weißt du, das ist eine lange Geschichte. Ich vermute, ich bin hier, weil ich einem Kunden helfe, meinem Fahrgast. Ich schlafe hier bei einem Typen, der ein bisschen komisch ist.«
    »Ach, wieso denn?«, fragte Lily, während sie gemeinsam zum Essbereich gingen, wo Koteletts, Würstchen und Eier zubereitet wurden.
    »Er ist sein Kumpel, die beiden sollten sich hier treffen. Aber unterwegs hat’s meinen Fahrgast so übel erwischt, dass man ihn nach Broome zurückfliegen musste.«
    Bobby beschloss, die Geschichte abzukürzen.
    »Ich bin hergekommen, um das seinem Freund, diesem merkwürdigen Ausländer, zu erklären. Das ist einer, der lieber für sich bleibt. Ich weiß nicht, was zum Teufel der hier will. Läuft immer allein rum«, meinte Bobby nachdenklich. »Ich meine, der ist irgendwie komisch, unheimlich.«
    »Das klingt alles etwas verworren. Hast du versucht, mit ihm zu reden?«
    »Mehr oder weniger. Aber er wechselt immer das Thema. Hängt die ganze Zeit im Zelt rum, als ob er auf jemand wartet. An den Veranstaltungen hier scheint er nicht sehr interessiert zu sein.«
    »Vielleicht ist er schüchtern? Vielleicht ist sein Englisch nicht so gut?«
    »Nee. Sag mal, Lily, vielleicht hast du ja mehr Glück. Der Typ ist irgendwie gerissen. Oder er mag einfach keine Mischlinge? Vielleicht denkt er, ich würde ihn nicht verstehen. Kannst du nicht mal mit ihm reden? Bitte.«
    »Worüber? Was möchtest du denn wissen, Bobby?«
    »Weiß nicht. Kommt mir vor, als ob er mich immerzu beobachtet. Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb er und Matthias sich treffen wollten. Wenn ich zurückfahre und zu Matthias gehe, möchte ich ihm was sagen können … ich meine, ich habe versucht zu helfen, aber jetzt sieht’s so aus, als wär’s reine Zeitverschwendung. Ich bekomme einfach nicht raus, warum die beiden sich treffen mussten.«
    »Bobby, ich würde dir schon gerne helfen, aber ich weiß gar nicht recht, was du von mir erwartest«, entgegnete Lily. Als sie Bobbys Miene sah, fügte sie fröhlicher hinzu: »Na ja, ein bisschen freundlich zu sein, kann nicht schaden. Stell mich doch einfach vor.«
    Als nach dem Mittagessen die Vorbereitungen für das Kamelrennen liefen, stellte Bobby Lily und Hajid einander vor. Er entschuldigte sich umständlich dafür, dass er Hajids Nachnamen nicht kannte, doch der ging auf diesen Wink nicht ein. Bobby murmelte daher eine Höflichkeitsfloskel und ließ die beiden allein.
    Sie plauderten über die Volksfestatmosphäre auf dem Gelände, die Gegend und die bemerkenswerten Vorbereitungen für das Rennen. Hajids Englisch war so makellos wie seine Manieren, doch er gab nichts von sich preis. Es war ein routinierter Smalltalk. Bobby hatte Recht: Hajid hatte etwas Eigenartiges an sich. »Sie tragen einen ungewöhnlichen Namen«, bemerkte sie beiläufig. »Woher in Europa stammen Sie denn?« Auch sie hatte seinen Akzent nicht einordnen können.
    Hajid lächelte flüchtig. »Ich habe an vielen Orten gelebt, meine liebe Dame.«
    Als er dies nicht weiter ausführte, fragte Lily: »Ist Ihre Familie oft umgezogen, oder ist das geschäftlich bedingt? Machen Sie hier Urlaub?«
    Er antwortete nicht, sondern musterte sie leicht amüsiert.
    Lily setzte nach. »Wie ich gehört habe, wollten Sie sich hier mit einem Freund treffen. Bobby hat mir erzählt, dass er einen Unfall hatte. Was für ein Pech.«
    »Unfälle kommen nun einmal vor, fürchte ich.«
    »Dann werden Sie ihn wohl in Broome treffen?«
    Hajid zögerte, nun wirkte er ein wenig verärgert. Dann setzte er ein schmales, unangenehmes Lächeln auf. »So viele Fragen. Ist das eine Eigenart der Australier?«
    »Möglicherweise einfach nur eine weibliche Eigenart«, antwortete sie leichthin. Sie empfand ihn als irritierend und schwer greifbar. »Wir sind neugierige Geschöpfe.«
    »Ich glaube, das ist den Frauen in aller Welt gemein«, stimmte er ihr lächelnd zu. »Ich bin geschäftlich in Australien und habe die Gelegenheit genutzt, etwas über das Wesen dieses Landes zu

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