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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Habseligkeiten fort waren. Matthias’ Rucksack ebenfalls.
    Beim Essen erfuhr er, dass einige Leute mit einem Versorgungsflugzeug abgereist waren, das zusätzliches Bier und Rindfleisch geliefert hatte, weil mehr Besucher als erwartet gekommen waren. Als Bobby Lily gegenüber Hajids überraschende Abreise erwähnte, sagte sie ihm, er solle sich keine Sorgen machen. »Er fliegt offensichtlich nach Broome, um Matthias zu treffen. Du hast getan, was du konntest. Es ist nicht deine Schuld, dass er so wenig entgegenkommend war.«
    Bobby blickte immer noch besorgt drein. »Das Komische ist … ich sage das nur ungern, aber meine Sachen waren durcheinander. Sieht aus, als hätte sie jemand durchsucht.«
    »Fehlt denn etwas?«, fragte Lily. »Vielleicht solltest du das melden.«
    »Nein, da war nichts Wertvolles dabei. Meine Brieftasche ist hier.« Er klopfte sich auf die Gesäßtasche.
    Doch am späteren Abend klagten weitere Gäste, ihnen würden Dinge fehlen oder ihr Gepäck sei durchwühlt worden.
    Bill nahm Lily unauffällig beiseite. »Offenbar haben ein paar von den Blagen hier aus der Gegend ein bisschen was geklaut. Die Organisatoren wollen das nicht an die große Glocke hängen, aber man hat die Kinder in ihrem Lager erwischt, und jetzt ist die ganze Beute am Farmhaus.«
    Lily schüttelte den Kopf. »Ich kontrolliere lieber mal meine Sachen.«
    »Ich glaube, es war eher eine Mutprobe als ernst gemeinter Diebstahl. Sie haben irgendwelchen Schnickschnack geklaut, der ihnen gefiel. Hoffentlich stauchen ihre Erzeuger sie so richtig zusammen, damit ihnen das eine Lehre ist.«
    Lily traf Bobby zufällig bei der hell erleuchteten Veranda des Farmhauses. Von ferne war das Summen des Generators zu hören. Die Frau mit dem Klemmbrett, die überall zu sein schien, machte sich Notizen und hakte Gegenstände ab, auf die jemand Anspruch erhob.
    »Ich glaube nicht, dass mir was fehlt, aber ich werde trotzdem mal nachsehen«, sagte Bobby eher neugierig als besorgt.
    Unter den gestohlenen Dingen – darunter bunte T-Shirts, Taschenlampen und Zigarettenschachteln – befand sich eines, das sich auffällig von den anderen Sachen unterschied: ein Holzkästchen mit Messingbeschlägen. Bobby stieß Lily an und flüsterte ihr ins Ohr: »Das Kästchen da, das gehört Matthias. Es war in seinem Rucksack.« Es musste geklaut worden sein, ehe Hajid sich mit dem Rucksack aus dem Staub gemacht hatte. Bobby nahm es und meldete seinen Anspruch an, und man notierte ordnungsgemäß seinen Namen.
    »Was ist da drin, Bobby?«, wollte Lily wissen.
    »Wenn ich bloß wüsste, was das ist.« Er öffnete das Kästchen und zeigte ihr die seltsame Metallsonne. »Irgendein Schmuckstück.«
    Lily nahm die Sonne in die Hand und drehte sie um. »Wunderschöne Arbeit. Sieht alt aus.«
    »Er muss das auf seinen Reisen aufgegabelt haben. Ich bringe es ihm zurück nach Broome«, sagte Bobby, als sie zurück zum Campingbereich gingen. »Ich bekomme ein ganz schlechtes Gefühl, wenn so was passiert. Die Kids hier draußen fallen durchs Raster. Wahrscheinlich hab ich Glück gehabt, dass mein Vater so streng war. Auch wenn es mich jetzt ’n bisschen nervt.«
    Lily sah den jungen Mann neben sich an. »Sag mal, Bobby, wie siehst du dich selbst? Deine Herkunft. Siehst du dich als Chinesen, als Aborigine oder als europäischen Aussie?«
    »Alles gleich stark, denke ich. In erster Linie bin ich mal aus Broome.« Er lachte. »Gibt in der Gegend ’ne Menge Leute wie mich. Du kennst doch die Definition von ›Verwirrung‹?«
    Lily schüttelte den Kopf.
    »Vatertag in Broome! Nein, im Ernst, deshalb mag ich keine großen Städte. Die Leute da wollen dich in eine Schublade stecken. Du natürlich nicht, Lily«, fügte er beschwichtigend hinzu.
    Lily wechselte das Thema. »Die Kinder hier wirken tatsächlich etwas verloren. Sie leben nicht vollständig nach ihren Traditionen, aber sie erhalten auch nur zum Teil eine weiße Erziehung.«
    »Vermute mal, sie sind nicht dran interessiert. Sie gehen lieber angeln, wollen ’n bisschen Geld für Essen und irgendwelchen Plunder. Die denken nicht viel weiter als bis morgen«, meinte Bobby. »Ich hab ’ne Schulausbildung. Ich bin geschickt mit den Händen, kann Sachen reparieren und so.«
    »Was glaubst du, wie würden sich die Jungs, die hier Dummheiten machen, in einer regulären Schule unten in Perth machen?«
    »Sie würden es hassen«, sagte Bobby rasch. »Sie würden ausreißen. Sie würden nur in Spielhallen gehen, Videos

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