Die Perlenzüchterin
mit Tim an. »Ich bin dabei. Und ja, ich stimme Ihnen zu: Wir müssen unseren Instinkten folgen.«
Mit ernster Miene beugte er sich vor. »Also, Lily, Ihnen ist klar, dass das hier ein Glücksspiel ist. Sie können dabei auch verlieren. Ich möchte, dass Sie weiteren Rat einholen – bei Freunden, einem Anwalt, einem Geschäftsmann …«
Sie hob die Hand. »Tim, genau das habe ich vor. Nach unseren ersten Gesprächen habe ich die Idee mit einem befreundeten Geschäftsmann besprochen.« Dales negative Reaktion erwähnte sie lieber nicht. »Und ich brauche logischerweise noch jede Menge Details schriftlich und muss auch noch einmal dort hochfahren, mich mit Dave zusammensetzen und mir den Betrieb in Ruhe ansehen. Aber wie auch immer, ich lasse mich freiwillig darauf ein, offenen Auges, und mache Sie in keiner Weise für etwas verantwortlich.«
»Danke, Lily. So muss es bei einer echten Partnerschaft auch sein.« Er nahm nun auch einen Schluck Champagner. »Was mich auf die andere Größe in der Gleichung bringt: Dave George.«
»Hat er einen Preis genannt? Ich lasse einen Freund die Aufzeichnungen über die Farm ausgraben, was er bezahlt hat, was das Land wert ist und so weiter. David wirkte ausgelaugt, als hätte er ein bisschen die Nase voll. Wahrscheinlich ist er ganz froh, aussteigen zu können. Ich wette, er hätte nie gedacht, dass jemand seinen Betrieb als rentables Unternehmen kaufen und verjüngen möchte.«
»Stimmt. Hat er nicht«, entgegnete Tim leise. »Weil er nicht danach gesucht hat. Er hatte nie die Absicht zu verkaufen.«
»Bedeutet das, dass er viel Geld will?«
Tim schüttelte den Kopf und stellte sein Glas ab. »Er möchte nicht aussteigen. Er will dabeibleiben. Als dritter Partner.«
»Was?«
»Er bringt die Farm, so wie sie ist, mit in die Ehe. Sie stehen bei dem Geschäft an vorderster Front, Sie spielen gewissermaßen den Ritter, und ich Ihren getreuen Knappen. Und im Hintergrund haben wir die Investoren, die innerhalb eines vernünftigen Zeitraums eine vernünftige Rendite erwarten, es aber auch zu schätzen wissen, ins spannende Perlengeschäft in Down Under einsteigen zu können.« Er hielt inne, während Lily dies verdaute. »Habe ich erwähnt, dass die Investoren Japaner sind? Das bedeutet einen großen Gefühls- und Wissensvorteil.«
»Daves Beitrag ist also die Farm? Das ist mehr als fair. Mir ist eine Dreiteilung recht. Damien Lake hat mir erzählt, einige der besten Operateure seien von jeher Japaner, aber sie bilden eine Menge Australier aus. Einige ihrer besten sind sogar junge Frauen. Könnten wir das nicht auch machen?«
»Vorausgesetzt, die Japaner sind gut ausgebildet und talentiert, halte ich das für eine großartige Idee. Schließlich ist es auch schön, die Beziehung zwischen den Japanern und Broome in der Perlenbranche am Laufen zu halten«, meinte Tim.
»Bei Star of the Sea hatte man Taki und Yoshi. Die gehörten damals zu den besten Perlentauchern in Broome«, sinnierte Lily.
»Wer weiß? Aber zurück in die Gegenwart, Lily! Dieses Geschäft würde viel Zeit, Arbeit, Geld, Geduld, womöglich Kummer und die Bereitschaft, in kurzer Zeit ein großes Lernpensum zu bewältigen, erfordern. Sind Sie dazu bereit?«
»Sind Sie’s denn?«, konterte sie.
Tim dachte kurz nach. »Ja, das bin ich. Ich habe bereits in der Branche gearbeitet. Ich kenne die bangen Zeiten, die Erschöpfung, den Stress. Aber ich weiß auch, wie erhebend es sein kann, ich kenne den enormen Kick, wenn eine gute Perle auftaucht. Es klingt so einfach, aber bei der Perlenzucht spielen wirklich eine Menge Faktoren eine Rolle.«
»Was sind denn die Hauptrisiken?«, wollte Lily wissen.
Tim warf den Kopf zurück. »Wo soll ich anfangen? Unsachgemäße Handhabung, Krankheiten, schlechtes Wasser, Stürme, alles Mögliche kann die Saison völlig ruinieren. Die Perlen, mit denen man hinterher dasteht, können von lausiger Qualität sein.«
»Dann müssen wir uns diesen Punkten einem nach dem anderen widmen. Weiß Dave, was er tut?«
»Er arbeitet nach den alten Methoden; er hatte einfach nicht das Geld oder die Energie oder vielleicht auch keine Lust, auf die neuesten Methoden umzurüsten.«
»Und ist er bereit, auf die neuen Methoden zu setzen?«
»Ich denke, er wird sich auf uns stützen. Unsere Beteiligung würde ihm richtig Auftrieb geben. Man darf seine Erfahrung nicht einfach abtun, Lily. Er hat viele Stürme überstanden – in jeder Hinsicht.«
»Da stimme ich Ihnen zu. Okay, ich freue
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