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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Leben zu stürzen.«
    »Das verstehe ich gut. Ich glaube, meine Mutter steckt gerade im gleichen Dilemma. Ich schätze, es geht darum, eine Gelegenheit zu finden oder sie sich selbst zu schaffen.«
    »Genau, aber wenn ich warte, bis sich eine Gelegenheit für einen guten neuen Job ergibt, verliere ich womöglich den Mut, einfach zu kündigen und herzuziehen.«
    Sami dachte nach. Wie mochte es wohl sein, eine sichere Stelle aufzugeben und an einen Ort wie Broome zu ziehen, wenn man eine Familie ernähren musste? »Ich sehe, was dich daran reizt. Ich meine, sieh dich um!« Mit einer weit ausholenden Geste wies sie auf die Landschaft. Dann saßen sie schweigend da und bewunderten die weite Wasserfläche, den fernen Mangrovensaum, die Wattflächen, über die Dutzende von Strandvögeln auf der Suche nach Nahrung tänzelten. Um sie herum ragten die zerklüfteten, eigentümlich geformten Felsen auf. »Man könnte fast meinen, wir wären die ersten Menschen hier«, meinte Sami leise.
    »Dieser Ort hier ist sehr alt«, bestätigte Eugene, während er ein Paket Kekse herumreichte. »Hier sind Dinosaurier herumgelaufen. Bevor das Meer kam.«
    »Woher weißt du das?«
    Eugene trank von seinem Tee und deutete auf das andere Ende der Bucht. »Fußabdrücke, und zwar viele. Große, kleine. Alle verschieden.«
    »Tatsache? Können wir uns die mal ansehen?«
    Sie folgten Eugene über die Felsen, an denen sie Krabben gefangen hatten, bis sie einen flacheren Bereich am Ufer mit Felstümpeln und kleinen Spalten erreichten. Eugene stellte sich mit seinen nackten Füßen in zwei gewaltige Vertiefungen. »Seht ihr, hier sind sie entlanggegangen! Ich schätze, das waren eine Mutter und ihr Kleines. Die kleinen Fußabdrücke folgen den großen – linker Fuß, rechter Fuß.«
    »Die sind gut erhalten«, sagte Ross. Er bückte sich und deutete auf das Zentrum eines Abdruckes. »Seht mal, er stand auf einem Blatt und ein paar kleinen Insekten.«
    »Hat die schon mal jemand untersucht, Eugene?«, fragte Sami.
    »Ich glaube nicht. Abgesehen von ein paar Krabbenjägern kommen hier nicht viele Leute her. Manchmal bringe ich Vogelbeobachter her.«
    »Interessierst du dich für Vögel?« Ross musterte den Teenager neugierig.
    Eugenes Gesicht hellte sich begeistert auf. »Aber hallo! Dafür habe ich mich schon immer interessiert. Mein Großvater hat mir gezeigt, wie ich sie finde, wie ich sie beobachten und etwas über sie lernen kann. Ich arbeite im Vogelobservatorium.« Er deutete übers Watt. »Seht ihr da hinten? Wenn es auf die Brutzeit zugeht, sitzen da rund eine halbe Million Seevögel dicht an dicht. Sie fliegen nonstop von Sibirien her. Die Roebuck Bay ist ein besonderer Ort für Vögel. Sie kommen hierher, um zu fressen, bevor die Brutzeit beginnt. Das ist ihre erste Anlaufstation in Australien.«
    »Hier könnte man wunderbar Touristen herbringen«, überlegte Bobby.
    »Diese versteinerten Fußabdrücke interessieren mich«, meinte Sami. »Eugene, wäre es okay, wenn ich sie einem Freund zeige? Er ist Archäologe, und ich könnte mir vorstellen, dass er sich die Abdrücke gerne mal ansehen würde. Ganz privat natürlich, nicht um Leute hierher zu bringen«, fügte sie hinzu. Der Gedanke, dass Touristenhorden dort herumtrampeln könnten, gefiel ihr nicht. Aber sie vermutete, dass Palmer an den Versteinerungen ein mehr als nur beiläufiges Interesse haben würde.
    »Klar, bring deinen Freund her. Das Land gehört der Krone, hier darf jeder herkommen. Ihr solltet in der Vogelsaison kommen!«
    »Unfassbar, dass die Vögel mit ihren kleinen Flügeln den ganzen Weg bis hierher schaffen«, sagte Ross und blickte auf das Watt. »So gesehen ist ein Umzug von Melbourne hierher keine große Sache.«
    Eugene nickte zustimmend, und Sami war plötzlich neidisch, dass Ross allmählich zu wissen schien, wohin er wollte. Sie spürte wieder das Gewicht ihrer Dissertation auf sich lasten. Dennoch, der wunderschöne Vormittag, der friedvolle Schauplatz und die lustige Gesellschaft hatten sie aufgeheitert. »Also, wer hat ein gutes Schlammkrabbenrezept?«
    »Wir schmeißen sie am Strand in kochendes Meerwasser, sobald wir zurück sind«, entgegnete Bobby.
     
    Das Boot an Bobbys Geländewagen gehängt, kamen sie zurück nach Broome. In einem Park grillten sie einige Krabben und gönnten sich dazu ein kaltes Bier. Während des Essens holte Bobby ein kleines Päckchen aus dem Handschuhfach und gab es Sami. »Das hier ist mir letztens in die Hände gefallen. Ich

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