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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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zum Himmel um Gnade zu flehen.
    Es war allerdings eine Zeit sehr unseliger Zerwürfnisse in unserem Land, was die Religion betrifft. Unzählige Sekten und Grüppchen und abweichende Anschauungen behaupteten sich unter dem Volk. Die Englische Staatskirche war zwar, mit der Restauration oder Monarchie, etwa vor vier Jahren wieder hergestellt worden, aber die Geistlichen und Prediger der Presbyterianer und der Unabhängigen und all der anderen Konfessionen hatten begonnen, eigene Gemeinschaften zu bilden und Altar gegen Altar zu errichten, und alle hielten sie ihre Gottesdienste getrennt ab, wie sie es auch jetzt noch tun; nur waren ihrer damals noch nicht so viele, da die Reformierten sich noch nicht so vollständig organisiert hatten, wie es seither geschah, und die Gemeinden, die sich auf diese Art bildeten, waren noch nicht so zahlreich. Und wenn sie zusammenkamen, taten sie es ohne die Erlaubnis der Regierung, die sie zu unterdrücken und ihre Versammlungen zu schließen bemüht war.
    Aber die Heimsuchung versöhnte sie wieder alle, wenigstens eine Zeitlang, und viele der besten und tüchtigsten Geistlichen und Prediger der Reformierten durften in die Kirchen gehen, von denen die Pfründner geflohen waren, wie es viele von ihnen, da sie es nicht aushalten konnten, getan hatten; und das Volk strömte ohne Unterschied herbei, sie predigen zu hören, ohne sich weiter darum zu kümmern, wer sie waren oder welcher Glaubensrichtung sie angehörten. Als jedoch die Krankheit vorüber war, ließ dieser Geist der Brüderlichkeit nach; jede Kirche war wieder mit eigenen Geistlichen versorgt, oder es wurde, wo einer gestorben war, ein neuer eingestellt, und die Dinge kehrten in ihr altes Fahrwasser zurück.
    Ein Unheil ruft immer das andere herbei. Die Angst und der Schrecken verleitete die Leute zu tausend törichten, unsinnigen und schlimmen Dingen, zu denen sie zu ermutigen es einer wirklich bösartigen Sorte von Individuen eigentlich nicht bedurft hätte, und das war, zu Wahrsagern, Hellsehern und Astrologen zu laufen, um die Zukunft zu erfahren oder, wie man es volkstümlich ausdrückt, sich wahrsagen oder sich das Horoskop stellen zu lassen oder ähnliches; und dieser Unfug führte sogleich dazu, daß die Stadt mit einem bösen Schwarm von angeblichen Zauberern, von Schwarzkünstlern, wie sie sich nannten, und ich weiß nicht, was noch, überflutet wurde; ja, tausend noch schlimmerer Teufelskünste rühmten sie sich, als sie in Wirklichkeit ausübten. Und dieses Gewerbe trat so offen an den Tag und wurde so allgemein betrieben, daß es bald eine ganz alltägliche Erscheinung war, an den Türen Schilder und Inschriften zu lesen wie: »Hier wohnt ein Wahrsager«, »hier wohnt ein Astrolog«, »hier kann man sein Horoskop stellen lassen« und dergleichen mehr; und Bruder Bacons Bronzebüste, die üblicherweise die Wohnung solcher Leute bezeichnete, konnte man in beinahe jeder Straße sehen, oder sonst das Mutter-Shipton-Zeichen oder Merlins Haupt oder was es Ähnliches mehr gibt.
    Mit welchem sinnlosen, absurden und lächerlichen Zeug diese Teufelsorakel die Leute bedienten und zufriedenstellten, weiß ich freilich nicht, aber sicher ist, daß unzählige Kunden sich Tag für Tag an deren Türen drängten. Und wenn sich so ein Kerl nur in Samtrock, Beffchen und schwarzem Umhang, was die gewöhnliche Tracht dieser Scharlatane war, feierlichen Schrittes auf der Straße sehen ließ, sofort pflegten ihm die Leute in Scharen nachzulaufen und ihm Fragen zu stellen, während sie ihm folgten.
    Ich brauche nicht zu sagen, was für ein schauderhafter Betrug das war oder wo das alles hinaus wollte; aber es gab kein Mittel dagegen, bis die Pest selbst schließlich dem ein Ende setzte und die Stadt, so will ich annehmen, auch von den meisten dieser Hochstapler reinigte. Ein Unheil war es, daß diese Schein-Astrologen, wenn die armen Leute sie fragten, ob es eine Pest geben werde, alle übereinstimmend die Antwort »JA« gaben, denn das hielt ihr Gewerbe in Gang. Und hätten die Leute nicht ständig darum so in Angst gelebt, die Hellseher hätten sich sogleich als nutzlos erwiesen, und ihre ganze Kunst wäre am Ende gewesen. Aber sie wußten immer von dem-unddem Einfluß der Sterne, der Konjunktion der Planeten so-undso zu faseln, was notwendigerweise Krankheit und Übelkeiten und am Ende die Pest hervorbringen müsse. Und einige besaßen die Stirn zu behaupten, die Pest sei schon da, was auch stimmte, nur daß die, die es sagten, nichts

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