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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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davon wußten.
    Die Geistlichen und Prediger waren, das muß man ihnen gerechterweise lassen, in den meisten Fällen ernsthafte und verständige Männer und wetterten gegen diese und andere üble Machenschaften, und stellten ihrer aller Torheit und Sündhaftigkeit bloß, und die meisten nüchtern denkenden und urteilsfähigen Menschen verachteten und verabscheuten sie auch. Aber es war unmöglich, auf den Durchschnittsbürger und auf die schwer arbeitenden Armen einen Eindruck zu machen. Ihre Furcht beherrschte alle ihre Leidenschaften, und sie warfen auf geradezu hirnverbrannte Art für solche Unsinnigkeiten ihr Geld fort. Dienstmädchen und Hausdiener waren die Hauptabnehmer, und ihre Frage war gewöhnlich – ich meine, nachdem sie sich vergewissert hatten »Wird es eine Pest geben?« die Frage: »Oh, was wird, um Gottes willen, aus mir werden, mein Herr? Wird die gnädige Frau mich behalten oder wird sie mich entlassen? Werden die Herrschaften hierbleiben oder werden sie aufs Land ziehen? Und wenn sie aufs Land ziehen, werden sie mich mitnehmen oder werden sie mich hierlassen, so daß ich verhungere und umkomme?« Und entsprechend die Hausdiener.
    Die Wahrheit ist, die armen Hausangestellten waren sehr arg dran, wie ich bei späteren Gelegenheiten noch näher darlegen werde, denn es lag auf der Hand, daß sie in überwiegender Zahl entlassen werden würden, und so kam es auch. Und von ihnen gingen viele zugrunde und unter ihnen besonders solche, denen diese falschen Propheten mit der Hoffnung geschmeichelt hatten, sie würden in ihren Diensten verbleiben und von ihren Herrschaften mit aufs Land genommen werden; und hätte nicht die öffentliche Wohltätigkeit für diese armen Geschöpfe gesorgt, deren Zahl ausnehmend groß war, wie es in Fällen dieser Art nicht anders sein kann, so wäre von allen Menschen in der Stadt ihr Los das schlimmste gewesen.
    Diese Dinge bewegten die Gemüter des gemeinen Volkes monatelang, während die ersten Ängste über sie kamen und die Pest eigentlich noch gar nicht ausgebrochen war. Aber ich darf auch nicht zu berichten vergessen, daß der gesetztere Teil der Bevölkerung sich auf ganz andere Art verhielt. Die Regierung rief zu Andachtsübungen auf und setzte öffentliche Gebete und Fast- und Bußtage fest, an denen man öffentlich seine Sünden bekennen und die Gnade Gottes erflehen sollte, um das fürchterliche Strafgericht, das über den Häuptern schwebte, abzuwenden; und es läßt sich gar nicht mit Worten ausdrücken, mit welcher freudigen Bereitwilligkeit die Menschen aller Glaubensrichtungen die Gelegenheit ergriffen; wie sie zu den Kirchen und den Gottesdiensten strömten und sie so überfüllten, daß niemand mehr Einlaß fand, ja daß man bei den größten Kirchen nicht einmal bis zur Tür gelangen konnte. Es waren auch tägliche Morgen- und Abendgebete in mehreren Kirchen angesetzt und anderswo Tage der stillen Andacht; und an allem nahmen die Leute, ich muß sagen, mit ungewöhnlicher Inbrunst teil.
    Verschiedene Familien, gleich welcher Konfessionen, hielten ihre privaten Familienfasten, an denen sie nur ihre nahen Verwandten teilnehmen ließen. So daß, in einem Wort, die Menschen, denen es mit ihrer Religion wirklich ernst war, sich auf wahrhaft christliche Art passenden Werken der Buße und der Demut widmeten, wie es einem christlichen Volk ansteht.
    So zeigte doch wiederum jeder, daß er an allgemeinen Anliegen mittragen wollte; sogar der Hof, so vergnügt und üppig er zu der Zeit lebte, legte eine Miene echter Besorgnis für die öffentliche Gefahr an. All die Theaterspiele und Belustigungen, die, nach der Sitte des französischen Hofes, bei uns aufgekommen waren und sich immer mehr zu verbreiten begannen, wurden untersagt; die Spielbanken, öffentlichen Tanzhallen und Vergnügungsstätten, deren immer wachsende Zahl auf die Volkssitten schon sehr verderblich wirkte, wurden geschlossen und verboten; und die Hanswürste, Spaßmacher, Puppenspieler, Seiltänzer und was dergleichen Tingeltangel mehr ist, um das einfache Volk zu betören, mußten schließen, da sie tatsächlich kein Geschäft mehr machen konnten; denn die Gemüter der Leute wurden von anderen Dingen bewegt, und das brachte eine Art von Trauer und Grauen auch in die Gesichter des gemeinen Volkes. Der Tod stand ihnen vor Augen, und jeder dachte schon an sein Grab, nicht aber an Vergnügen und Zerstreuungen.
    Aber selbst solche heilsamen Gedanken, die, richtig verstanden, die Leute ganz

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