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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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sagtet, sie seien Euer Wochenlohn?«
»Ja, ja«, sagte er; »Ihr sollt hören, daß sie es bestätigt.« Und er rief wieder: »Rachel, Rachel«, was wohl ihr Name war, »hast du das Geld gefunden?« »Ja«, sagte sie. »Wieviel war es?« fragte er. »Vier Schillinge und ein Heller«, sagte sie. »Gut, gut«, sagte er, »der Herr bewahre euch alle«; und damit wandte er sich zum Gehen.
Wie ich mich nicht enthalten konnte, Tränen zu dieses Menschen Geschichte beizusteuern, so konnte ich es auch nicht lassen, ihm mit einer Gabe auszuhelfen. Ich rief ihn also: »Horch, mein Freund«, sagte ich, »komm hierher, denn ich glaube, du bist so gesund, daß ich es mit dir wagen kann«; und so zog ich meine Hand heraus, die solange in der Tasche gewesen war; »hier«, sagte ich, »geh und ruf deine Kachel noch einmal und gib ihr auch von mir noch diese Stärkung. Gott wird niemals eine Familie verlassen, die so auf Ihn vertraut, wie du es tust.« Und so gab ich ihm noch vier Schillinge, und hieß sie ihn auf den Stein legen und seine Frau rufen. Ich habe keine Worte, um dieses armen Mannes Dankbarkeit auszudrücken, und er selbst wußte sie auch nicht anders als durch Tränen zu bekunden, die sein Gesicht hinunterströmten. Er rief seine Frau und sagte ihr, Gott habe das Herz eines Fremden gerührt, ihnen, nach Anhörung ihrer Nöte, so viel Geld zu schenken, und in dieser Art sprach er noch eine ganze Menge mehr. Die Frau machte desgleichen Zeichen ihrer Dankbarkeit, zum Himmel sowohl als zu mir, und hob das Geld voll Freude auf; und ich glaube nicht, daß ich das ganze Jahr hindurch jemals Geld ausgegeben habe, das besser angelegt war.
Ich fragte dann den armen Mann, ob die Seuche denn Greenwich noch nicht erreicht habe. Er sagte, nein, bis vor vierzehn Tagen noch nicht; aber er fürchte, daß sie inzwischen dort sei, aber nur in einem Viertel der Stadt, das nach Süden gegen die Deptford Brücke hin gelegen sei; er gehe lediglich zu einem Fleischer und zu einem Krämer, wo er gewöhnlich die Dinge kaufe, um die er geschickt werde, jedoch sei er sehr vorsichtig.
Ich fragte ihn dann, wie es komme, daß diese Leute, die sich da auf den Schiffen abgeschlossen hätten, nicht genügend Vorräte von allem Notwendigen besäßen. Er sagte, einige hätten das schon, aber manche seien andererseits erst dann an Bord gegangen, als die Angst sie trieb und es schon zu gefährlich war, zu den dafür in Frage kommenden Kaufleuten zu gehen und sich im großen einzudecken; und er versorge zwei Schiffe, und er zeigte sie mir, die wenig oder gar nichts an Vorräten angelegt hätten, außer Zwiebackbrot und Schiffsbier, und beinahe alles übrige habe er für sie eingekauft. Ich fragte ihn, ob es noch mehr Schiffe gebe, die sich abgesondert hätten so wie diese. Er sagte mir, ja, die ganze Strecke von dem Punkt gegenüber Greenwich bis in die Hafenplätze von Limehouse und Redriff hinein lägen alle Schiffe, die nur Platz finden könnten, zu zwei und zwei auf der Mitte des Stroms, und einige von ihnen hätten mehrere Familien an Bord. Ich fragte ihn, ob die Seuche noch nicht zu ihnen gelangt sei. Er sagte, er glaube nicht, außer auf zwei oder drei Schiffen, wo man nicht so wachsam gewesen war wie auf den anderen, die Matrosen am Anlandgehen zu hindern; und er sagte, es sei ein schöner Anblick, die Schiffe so den ganzen Pool hinauf liegen zu sehen.
Als er sagte, er werde nach Greenwich hinüberfahren, sobald die Flut einsetze, fragte ich, ob er mich mit ihm fahren lassen und mich wieder zurückbringen wolle, denn es liege mir viel daran, die Schiffe so aufgereiht zu sehen, wie er mir erzählt habe. Er sagte, wenn ich ihm mein Wort als Christ und aufrechter Mann geben wolle, daß ich nicht die Pest habe, dann sei er einverstanden. Ich versicherte ihm, daß ich sie nicht hatte; daß es Gott gefallen habe, mich zu verschonen; daß ich in Whitechapel wohnte, aber nicht die Geduld besäße, so lange im Hause zu bleiben, und daß ich mich so weit hinausgewagt hätte, um ein wenig frische Luft zu schöpfen, aber daß niemand in meinem Hause auch nur einen Hauch von der Pest habe. »Nun gut, Sir«, sagte er, »da Euer gutes Herz Euch für mich und meine arme Familie zu Mitleid bewegt hat, könnt Ihr nicht so gefühllos sein und in mein Boot einsteigen, ohne wirklich ganz gesund zu sein, denn das würde nicht weniger bedeuten, als mich zu töten und meine ganze Familie ins Unglück zu stürzen.« Der arme Mann machte mir so zu schaffen, als ich ihn mit

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