Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
einem anderen Haus der gleichen Straße: Ein Mann, dessen Familie befallen worden war, der aber durchaus nicht willens war, sich einsperren zu lassen, sperrte, als er es nicht mehr länger verheimlichen konnte, sich selbst ein; das heißt, er setzte ein großes rotes Kreuz auf seine Haustür, mit den Worten: »Herr, habe Erbarmen mit uns«, und täuschte so den Gesundheitsinspektor, der glaubte, es sei durch den Konstabler geschehen, auf Anordnung des anderen Gesundheitsinspektors, denn es gab für jeden Bezirk oder Revierkreis deren zwei. Auf diese Weise hatte er freien Austritt und Eintritt aus seinem Haus und wieder hinein, ganz nach Belieben, ungeachtet der Tatsache, daß es befallen war, bis schließlich der Trick herauskam, und dann machte er sich mit dem gesunden Teil seiner Dienerschaft und Familie auf und davon, und so wurden sie tatsächlich nicht eingesperrt.
    Diese Dinge machten es sehr schwer, wenn nicht unmöglich, wie ich schon sagte, die Ausbreitung einer Seuche durch Sperren von Häusern zu verhindern; es sei denn, die Leute empfänden das Sperren ihrer Häuser als keine Belastung und wären darum soweit damit einverstanden, daß sie den Behörden getreulich und pflichtgemäß von ihrer Infizierung Meldung erstatteten, sobald sie selbst sie erkannt hätten; aber da man dies von ihnen nicht erwarten kann und man den Gesundheitsinspektoren, wie oben, nicht zumuten kann, in die Häuser hineinzugehen, um Haussuchungen zu halten, so wird immer alles Gute, das das Absperren der Häuser für sich hat, zunichte gemacht werden, und wenige Häuser werden beizeiten gesperrt werden, außer denen der Armen, die nichts verheimlichen können, und wenn Leute sich durch den Schreck und die Bestürzung verraten, in die die Sache sie versetzt hat.
    Ich konnte mich von dem gefährlichen Amt, in dem ich da war, freimachen, nachdem ich jemandes anderen Zulassung erwirkt hatte, den ich mit etwas Geld gewonnen hatte, es anzunehmen; und so war ich anstelle der zwei Monate, die vorgesehen waren, nicht länger als drei Wochen im Dienst; aber lange war auch das, wenn man bedenkt, daß es im Monat August war, während welcher Zeit die Seuche mit großer Heftigkeit in unserem Teil der Stadt zu wüten begann.
    In der Ausübung dieses Amtes konnte ich unter meinen Nachbarn nicht mit meiner Meinung zurückhalten, was dieses Einsperren der Menschen in ihren Häusern betraf; wir sahen dabei ganz klar, daß die Härte, welche angewendet wurde, bitter genug in sich selbst, noch einen besonderen Einwand gegen sich hatte, nämlich daß sie nicht, wie ich schon sagte, ihrem Zweck diente, da ja die Krankheitsbefallenen Tag für Tag auf der Straße umhergingen; und es war unser aller gemeinsame Meinung, daß eine Methode, nach welcher man für den Fall, daß ein Haus heimgesucht wurde, die Gesunden von den Kranken hätte trennen können, in vieler Hinsicht weit vernünftiger gewesen wäre, indem dann niemand bei den Kranken geblieben wäre, als diejenigen, welche, in einem solchen Falle, bleiben zu dürfen ersucht hätten und einverstanden gewesen wären, daß man sie mit einsperrt.
    Unser Plan, die Gesunden von den Kranken zu entfernen, richtete sich nur auf die Häuser, welche befallen waren, und die Kranken festzusetzen war keine Gefangensetzung; wer sich ohnehin nicht hinausrühren konnte, würde sich nicht beklagen, solange er bei Sinnen war und vernünftig denken konnte. Allerdings, wenn sie ins Delirium und in die Erregungszustände kamen, dann pflegten sie gegen die Grausamkeit des Eingeschlossenseins aufzubegehren; aber was die Entfernung derer, die gesund waren, angeht, hielten wir es für höchst vertretbar und richtig, daß sie, um ihrer selbst willen, von den Kranken entfernt würden und, um der anderen Leute Sicherheit willen, sich für eine Weile abgesondert halten sollten, so daß man sehen konnte, sie seien gesund und stellten für andere keine Ansteckungsgefahr dar; und wir meinten, zwanzig oder dreißig Tage seien dafür genug.
    Wenn man nun eigens zu dem Zweck Häuser bereitgestellt hätte, daß die Gesunden darin diese Halb-Quarantäne hätten verbringen können, dann hätten sie gewiß in einer solchen Abgeschiedenheit viel weniger Grund gehabt, sich benachteiligt zu fühlen, als wenn sie mit den Kranken zusammen in den Häusern, in denen sie wohnten, eingeschlossen wurden.
    Man muß hier jedoch bemerken: Nachdem die Begräbnisse so zahlreich wurden, daß man nicht mehr die Glocken läuten, trauern oder weinen konnte

Weitere Kostenlose Bücher