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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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natürlich grobe Verallgemeinerungen, aber zusammengenommen lassen sie uns den Fall in einem neuen Licht sehen. Nehmen wir also einmal an, sie ist Muslimin, sie war kein Muti-Opfer, und ihr Mörder gehörte ihrer eigenen Gemeinde an. Dann weist das auf einen männlichen Moslem afrikanischer Abstammung hin, der in Castleboyne lebt.«
    »Aber das ist noch immer nur Spekulation. Und wenn sie nicht wegen ihrer Körperteile getötet wurde, warum hat der Mörder sie dann verstümmelt?«
    »Gute Frage.« Gallagher fischte ein Päckchen Zigaretten aus der Brusttasche seines kurzärmeligen Hemds. »Darf ich?«
    »Nur zu. Haben Sie es eingeschränkt?«
    »Ja. Alle vier Stunden eine.«
    »Das ist gut.«
    Er zündete die Zigarette an und blies den Rauch aus. »Solange man sich merkt, wann die vier Stunden angefangen haben. Manchmal gerate ich ein bisschen durcheinander. Jetzt erzählen Sie mir von dem Zwischenfall mit dem gestohlenen Wagen.«
    Ich beschrieb, wie ich verfolgt wurde, und dass ich anhielt und beschloss, meinen Verfolger zu stellen. Gallagher machte einen langen Zug und blies den Rauch seitlich zum Mund hinaus. Dabei sah er mich mit zusammengekniffenen Augen missbilligend an. »Als Ihr Freund darf ich offen zu Ihnen sein, Illaun: Das war eine ganz schöne Dummheit.«
    »Ich lass mich nicht gern tyrannisieren.«
    »Das verstehe ich. Aber besser tyrannisiert als tot.« Er trank einen Schluck Kaffee. Er hatte gesagt, was zu sagen war. »Der Wagen wurde gestern Abend gegen neun vor einem Haus entwendet.«
    »Der Dieb muss bereits von der Quarantäne gewusst haben.« Ich erklärte meine Überlegungen.
    »Dann hätte das hauptsächliche Ziel also darin bestanden, Sie aus dem Haus zu bekommen, damit er das Szenario für Ihre Rückkehr vorbereiten konnte? Hört sich für mein Gefühl ein bisschen weit hergeholt an. Ich streite nicht ab, dass man Sie für eine Weile aus dem Haus haben wollte, aber vielleicht war die angedrohte Brandstiftung eine List, um Sie abzulenken. Haben Sie nachgesehen, ob etwas fehlt im Haus?«
    »Daran habe ich keinen Moment gedacht.«
    »Sehen Sie sich mal rasch um.« Er holte sein Notizbuch hervor und begann zu schreiben.
    Ich brauchte keine fünf Minuten, um es zweifelsfrei festzustellen. Es fehlte nichts – bis auf den Schlüssel zum Heritage Centre.

24. Kapitel
    G allagher erkundigte sich beim Polizeirevier von Castleboyne: Die Bibliothek hatte einen versuchten Einbruch gemeldet. Das Schloss an der äußeren Tür des Gebäudes war beschädigt, aber dem Möchtegerneindringling war es nicht gelungen, es zu knacken.
    »Damit stellt sich die Sache völlig anders dar«, sagte Gallagher, als er mir die Nachricht mitgeteilt hatte. »Aber wieso hat Ihr Schlüssel nicht funktioniert?«
    »Das war nur der Schlüssel zum Kulturerbezentrum, das sich innerhalb des Gebäudes befindet. Die Schlüssel für die äußere Tür hat die Bibliotheksleitung. Ich muss nur zu den Öffnungszeiten Zugang zum Zentrum haben.«
    »Warum hat jemand versucht einzubrechen?«
    »Um an eine hölzerne Skulptur heranzukommen, die wir letzten Freitag gefunden haben. Es ist eine vielfarbige Statue der Muttergottes mit Kind.«
    »Wertvoll?«
    »Sie ist wahrscheinlich eine ganze Menge wert, aber ich glaube, wer immer den Schlüssel gestohlen hat, war mehr auf der Suche nach etwas in ihr.«
    »Und was könnte das sein?«
    »Ich habe keine Ahnung. Und ich weiß nicht, ob man daran kommt, ohne das Kunstwerk zu zerstören.«
    »Wie kommen Sie zu der Annahme, dass es darum geht?«
    »Weil zwei Leute – von denen sie wohlgemerkt keiner untersucht hat – angedeutet haben, dass die Statue hohl ist oder etwas enthält. Einer davon ist tot, der andere ist ein früherer Freund des Toten.«
    »Name?«
    »Ross Mortimer. Wohnt im Dean Swift Hotel.«
    Gallagher kritzelte es in sein Notizbuch. »Hat sonst noch jemand Interesse an der Skulptur bekundet?«
    Ich lächelte, wenn auch ein wenig schief, wegen der Schwellung auf einer Seite des Kiefers. »Das kann man wohl sagen – das Nationalmuseum, der Stadtrat, der katholische Priester und der Pfarrer der anglikanischen Gemeinde. Und sie alle behaupten, die Statue würde rechtmäßig ihnen gehören. Ich glaube aber nicht, dass jemand von ihnen so weit gehen würde, sie zu stehlen.«
    »Hm. Ich werde veranlassen, dass die Bibliotheksleute das Schloss an der inneren Tür auswechseln – jemand könnte Ihren Schlüssel tagsüber benutzen und die Statue beschädigen. Und ich will nicht, dass Sie den

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