Die Pestglocke
hat angerufen. Sie sagt, ihr ist klar, dass die Statue fürs Erste bleiben muss, wo sie ist, aber du sollst sie nicht aus den Händen geben. Mir war nicht ganz klar, was sie damit meinte, bis Pfarrer Burke angerufen hat und sagte, du siehst hoffentlich einen Weg, sie für die Fronleichnamsprozession freizugeben – die Quarantäne, meint er, sei ein sicheres Zeichen dafür, dass sie die Stadt nicht verlassen soll. Ich antwortete ihm, du hättest strikten Befehl vom Nationalmuseum, sie unter Verschluss zu halten.«
»Danke.«
Ein Schmetterling flatterte durch eins der offenen Fenster und landete auf einem Store, den wir zur Seite gezogen hatten. Peggy verließ ihren Schreibtisch, sammelte ihn mit den gewölbten Händen ein und entließ ihn wieder ins Freie. Ich hatte plötzlich eine Vorahnung, selbst befreit zu werden. Aber wovon genau? Von einer vorbestimmten Zukunft? Von Einschüchterung? Ein bisschen wohl von beidem. Aber anders als der Schmetterling würde ich es selbst bewerkstelligen müssen. Und ich beschloss, damit anzufangen, dass ich mich nicht einschüchtern ließ.
»Ich überlege gerade, Peggy. Ich werde nicht zu sehr viel Arbeit in der Lage sein, und es gibt auch nicht mehr so viel, was du erledigen könntest. Warum gehst du nicht nach Hause und legst dich in die Sonne? Und später bist du mit Fred zum Grillen in Brookfield eingeladen.«
»Hört sich gut an.« Sie begann, ihren Computer herunterzufahren. »Wie du siehst, lass ich mir das nicht zweimal sagen – nur falls du es dir noch anders überlegst. Aber bevor ich gehe, hole ich dir noch mehr Eis.«
Als Peggy fort war, drückte ich mir die frische Kompresse an den Kiefer und versuchte, Groot in seinem Hotel zu erreichen. Er war nicht da, deshalb rief ich im St. Loman an, aber am Empfang wussten sie nicht, ob er im Krankenhaus war oder nicht. Die Ärzte Gavin und Abdulmalik machten ihre Runden und waren nicht zu erreichen.
Um 13.00 Uhr rief ich die Nummer an, die Peggy mir hinterlassen hatte, und bat darum, mit Gayle verbunden zu werden. Peggy hatte sie bereits über einige Ereignisse informiert, darunter Terry Johnstons Tod.
»Am besten, ich frage dich einfach rundheraus«, sagte ich. »Geht es dir gut?«
»Sicher, wieso?«
»Wir beide waren in unmittelbarer Nähe dieser Sargflüssigkeit und hatten Kontakt mit Terry. Aber die Ärzte sagen, es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Achte einfach auf deine Temperatur, und wenn du dich im Geringsten fiebrig fühlst, dann geh in ein Krankenhaus und sag ihnen, sie sollen mit Dr. Cora Gavin im St. Loman Kontakt aufnehmen.«
»Äh, in Ordnung. Hast du deshalb angerufen?«
»Ja ... und weil ich dir noch ein paar Fragen über Terry stellen wollte.«
»Ich habe ihn nicht sonderlich gut gekannt, aber frag nur.«
»Hat er je einen besonderen Grund genannt, warum er gerade bei dieser Ausgrabung arbeiten wollte?«
»Nicht, dass ich mich erinnere. Nur dass es ihm gut passte, weil es kein Winterjob war. Er sagte, bei kaltem Wetter machen ihm seine Knie zu schaffen.« Das war nichts Ungewöhnliches. Wanderausgräber leiden häufig unter Arthritis und anderen Gebrechen, die vom ständigen Bücken und Knien herrühren.
»Hat er je das Buntglasfenster in der katholischen Kirche erwähnt?«
»Nein … Ich glaube nicht. Wieso?«
»Egal. Wie sah es mit Freunden aus? Hat er sich mit Leuten aus dem Grabungsteam herumgetrieben?«
»Nein. Er war ein Einzelgänger. Ich glaube, Big Ben war noch am ehesten so etwas wie ein Freund von ihm.«
»Weißt du, ob er schwul war?«
»Manchmal dachte ich es. Aber am Abend von seinem Geburtstag hat er mir erzählt, dass er ein Rendezvous mit einer Frau hat – gewissermaßen.«
»Gewissermaßen?«
»Es war sehr laut im Pub, deshalb ging alles ein bisschen durcheinander. Und Terry war ziemlich betrunken. Er legte den Arm um mich und fing an, mir eine seiner Balladen ins Ohr zu singen. Sie heißt ›The Good Ship Kangaroo‹, und in einer Zeile ist von einem Hottentotten die Rede; an diesem Punkt hielt er inne und sagte: ›Da fällt mir ein – ich muss los. Ich hab mir nämlich so 'ne kleine Hottentottin organisiert. Mein Geburtstagsgeschenk an mich.‹ Es klang irgendwie schlüpfrig, als würde er zu einer Prostituierten gehen oder so. Dann runzelte er die Stirn und sagte: ›Wenn ich darüber nachdenke, ist sie genau wie die Hottentotten-Venus. In zweihundert Jahren hat sich verdammt noch mal nichts geänderte«
»Klang es, als würde er sie in Castleboyne
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