Die Pestglocke
treffen?«
»Keine Ahnung, aber er war kaum in dem Zustand, noch irgendwohin zu fahren.«
Mir fiel nun ein, wie Terry auf dem Weg ins Krankenhaus erklärt hatte, dass er pleite sei, weil er alles mit einer Frau vertrunken hatte.
»Da fällt mir noch etwas ein«, sagte Gayle. »Ich habe Bier aus der Flasche getrunken, und ich weiß noch, wie Terry an die Flasche geklopft und gesagt hat: ›Morgen wirst du eine Medizin brauchen. Ich hole mir meine jetzt.‹ Auch das klang wieder ein bisschen schmuddlig, deshalb war ich froh, als er bald danach gegangen ist. Bis zu dem Tag seines Unfalls habe ich dann eigentlich nicht mehr mit ihm gesprochen.«
»Und sein Geburtstag war am Montag, oder?«
»Ja. Ich weiß es noch genau, weil ich normalerweise an einem Montagabend nicht weggehe und trinke.«
»Hast du ihn vor deiner Abreise am Freitag noch einmal gesehen?«
»Ja, ich habe ihn im Krankenhaus besucht. Er hat ein bisschen wirres Zeug geredet.«
»Worüber habt ihr gesprochen, weißt du das noch?«
»Ich habe ihm beschrieben, wie schön die Skulptur ist. Er sagte nur: ›Ich wette, es ist innen drin versteckt.‹ Ich verstand nichts. Andererseits war es in letzter Zeit immer schwerer geworden, Terrys Gedankengängen zu folgen.«
Nur dass in diesem Fall seine Bemerkung von Ross Mortimers Frage widergespiegelt wurde, ob die Statue hohl sei.
»Und das war alles, worüber ihr gesprochen habt?«
»Ja. Da wäre allerdings noch eine Sache«, sagte Gayle. »Im Flur ist mir beim Hinausgehen dieser Reporter begegnet, Darren Byrne. Ich habe mich umgeblickt, um zu sehen, wohin er geht, und er ist in Terrys Zimmer gegangen.«
»Ach ja? Merkwürdig.«
»Das fand ich auch.«
Was hatte Byrne dort gewollt? Darüber würde ich nachdenken müssen. Zum Schluss fragte ich Gayle, ob sie etwas über Terrys Familie oder nächste Verwandte wusste. Sie verneinte, und wir plauderten noch ein paar Minuten über ihren Urlaub und verabschiedeten uns dann.
Ich legte das Telefon beiseite. Darren Byrne hatte Terry Johnston im Krankenhaus besucht. Ben Adelola – der einem Freund von Terry am nächsten kam – hatte sich am Tag darauf mit Byrne getroffen und war anschließend verschwunden. Was verband die drei Männer – vier, wenn man Ross Mortimer mitzählte. War es die Skulptur?
Ich hatte eben in der Küche Kaffee aufgesetzt, als ein weißer Wagen draußen vorfuhr und ein kräftig gebauter Mann mit Haaren von der Farbe einer Kaporange ausstieg.
»Sieh an, Matt Gallagher«, sagte ich, als ich ihm die Tür öffnete. »Was führt Sie hierher?«
»Ich bin hier, um eine schwache keltische Maid in Not zu retten«, sagte er. »Eamon Doyle hat mir erzählt, dass Sie ein kleines Problem haben. Also sagen wir einfach, ich revanchiere mich für einen Gefallen.« Gallagher und ich hatten uns vor ein paar Monaten zusammen in einer misslichen Situation befunden.
Ich lächelte. »Möchten Sie einen frischen Kaffee?«
»Dafür könnte ich einen Mord begehen.«
»Sie sind nicht der Einzige, der dazu bereit ist.« Ich zeigte auf meine Schwellung. »Hab ich mir geholt, als ich vor knapp einer Stunde einem Auto ausgewichen bin, das auf mich zuraste. Derselbe Wagen wurde von jemandem benutzt, der letzte Nacht Benzin in mein Wohnzimmer geschüttet hat. Und während wir auf den Kaffee warten, würde ich Ihnen gern noch etwas zeigen.«
Wir gingen in den Garten, und ich erzählte ihm unterdessen von der Begegnung mit Stephen Boltons Eltern und dem folgenden Drohanruf.
Gallagher drehte den ausgebrannten Nistkasten mit der Spitze seines blauen Bootsschuhs um. Er trug Jeans und ein blau-weiß kariertes Hemd.
»Haben Sie die Stimme des Mannes erkannt, der Sie bedroht hat?«
»Nein. Er war so wütend, dass er die Worte praktisch herausgespien hat.«
»Oder er hat seine Stimme verstellt. Bolton hatte immerhin nur wenige Stunden zuvor mit Ihnen gesprochen.«
»Vielleicht wollte der Anrufer auch nur klingen wie Kevin Bolton.«
»Hm. Das wäre auch möglich. Aber wer immer es war – er hat dick aufgetragen, was die Symbolik angeht, finden Sie nicht?«
»Wie meinen Sie das?«
»Erstens das Benzin auf Ihrem Boden – zur Erinnerung, dass es eine verschüttete Flüssigkeit war, die den Jungen tötete. Dann der abgefackelte Nistkasten, wie um zu sagen: Das hätten wir mit deinem Haus tun können. Es ist ein bisschen ... wie soll ich sagen ... überladen.«
»Vielleicht hat der Täter nur kalte Füße bekommen – wollte keine Brandstiftung begehen, hatte aber
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