Die Pestglocke
Anfang zurückgehen.«
»Genau das habe ich auch gedacht. Aber lass uns fürs Erste nur in die Küche zurückgehen. Hier ist es anstrengend, sich zu unterhalten.«
Die beiden Gäste, die sich am Küchentisch gegenübersaßen, lachten lauthals über irgendetwas, als wir hineinkamen. Gallagher versuchte sich zusammenzureißen, als er uns sah, aber Fran verdarb alles, indem sie das Glas hob und ausrief: »Darf ich vorstellen: Sir Matt Gallaghad, Retter von keltischen Maiden in Not und sexuell ausgehungerten Frauen!« Sie war ziemlich in Fahrt.
»Illaun, ich muss mit Ihnen reden«, sagte Gallagher leicht verlegen. Er schaute von mir zu Fini-an. »Sollen wir ...?« Er machte eine Kopfbewegung, um anzudeuten, dass wir uns irgendwo ungestört zurückziehen könnten.
»Nein, wir sind hier alle Freunde, Matt. Sie können offen reden.« Ich nahm neben Fran Platz.
Finian ging eine weitere Flasche Wein aus dem Regal holen. Fran beugte sich geschmeidig zum Herd und öffnete die Klappe, um nach den Pizzas zu sehen.
»Ehe ich hierherkam, habe ich Ross Mortimer einen Besuch in seinem Hotel abgestattet«, sagte Gallagher. »Ich traf ihn bei einem Drink an der Bar an, wir plauderten ein wenig, und ehrlich gesagt denke ich, wir können ihn als Verdächtigen ausschließen. Zum einen glaube ich nicht, dass er körperlich in der Lage gewesen wäre, durch Ihr Fenster zu klettern; zum anderen kann er nicht fahren.«
»Er könnte jemanden bezahlt haben, der es für ihn erledigt hat«, sagte Fran und richtete sich wieder auf.
»Ich hatte den Eindruck, das Einzige, wofür er bezahlen will, ist Terry Johnstons Beerdigung«, erwiderte Gallagher. »Deshalb ist er noch hier, sagt er. Er hat mit dem anglikanischen Pfarrer und dem Bestattungsunternehmer schon alles vereinbart. Sie warten nur noch auf die Freigabe der Leiche.«
»Haben Sie ihn gefragt, warum er wegen der Statue so neugierig war?«, sagte ich.
»Ja. Johnston hatte ihm erzählt, dass sie seiner Ansicht nach, ich zitiere: ›den Hauptschatz‹ aus dem Muttergottesschrein in Castleboyne enthält. Mortimer sagt, er hat inzwischen in Erfahrung gebracht, dass das höchst unwahrscheinlich ist.«
»Hm. Was weiß er, das wir nicht wissen? Könnte es sein, dass er deshalb heute auf dem Friedhof von Oldbridge herumgestöbert hat?«
»Vielleicht erforscht er die Legende«, sagte Finian, der mit einer Flasche Wein an den Tisch kam und einen Korkenzieher aufhob. »Nur dass er fast zweihundert Jahre zu spät dran ist. So, ich habe hier einen hübschen Pinotage. Lasst uns …«
»Welche Legende, Finian?«, fragte Fran trocken.
»Dass ein Schatz in Sankt Peter und Paul begraben liegt – der zerfallenen Kathedrale in Oldbridge. Es soll eine Treppe geben, die unterirdisch zu einem Gewölbe unter dem Hochaltar führt. Wenn man dort hinabsteigt, erscheinen zwei goldene Kerzenhalter – die bei Todesstrafe nicht berührt werden dürfen -, und dahinter liegen zwei schlafende Bischöfe. Wenn man sie aufweckt, händigen sie einem den Schlüssel zu zwei kleinen Kammern aus, die eine voll Silber, die andere voll Gold. Die beiden Bischöfe kann man vermutlich als Peter und Paul interpretieren. Anfang des 19. Jahrhunderts fielen eines Nachts einmal Hunderte von Leuten über die Kirche her und begannen, unter dem Hochaltar zu graben, bis die Polizei kam und sie vertrieb. Von einem Schatzfund wurde nichts berichtet, und auch seither hat ihn niemand entdeckt.«
Er entkorkte die Flasche und stellte sie auf den Tisch. »Andererseits könnte Mortimer auch der Spur seiner Vorfahren nachgegangen sein. Mit diesem Namen ist er hier genau richtig.«
»Ich glaube nicht, dass er den Familienstammbaum zusammenpuzzelt«, sagte ich. »Er war am Sonntag auch in der katholischen Kirche und hat das Buntglasfenster untersucht, das ich gezeichnet habe.«
»Was ist auf dem Fenster dargestellt?«, fragte Gallagher.
»Die Muttergottes von Castleboyne. Und in den Feldern der Rosette darüber sind ein paar Symbole – Blumen, zum Beispiel: eine Gelbe Schwertlilie und etwas, das mir aussieht wie eine Fritillari …« Ich sah Finian an. »Wie heißt diese purpurne, karierte Blume?«
»Fritillaria meleagris - Schachbrettblume«, sagte er.
»Ja, ich glaube, so eine ist es. Die Iris lässt sich mit der Heiligen Jungfrau in Verbindung bringen, aber ich weiß nicht, ob die Schachbrettblume etwas symbolisiert.«
»Andere Namen für sie sind Lepralilie, wegen ihrer Farbe«, erklärte Finian, »und Lazarusglocke, da sie
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