Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Kaltgischt und auch die anderen Riesinnen wandten sich von Infelizitas ab und gesellten sich zu den Ranyhyn und den Gedemütigten, neben denen sie vor dem Nachthimmel mit seinen verlorenen Sternen und dem unendlichen Dunkel hoch aufragten. Vielleicht hatten sie gar nicht ernstlich erwartet, irgendwelche Zugeständnisse von Infelizitas zu erlangen.
    »Deine Gewissheit mag berechtigt sein, Haruchai«, erklärte die Eisenhand Galt. »Trotzdem hat Grimme Blankehans, dessen Tapferkeit und Opferwillen eure Vorfahren gekannt haben, uns versichert, dass die Toten nicht so vorschnell urteilen. Vielleicht hätten Cail und andere eurer Vorfahren sich bemüht, euch umzustimmen, wenn ihr bereit gewesen wäret, auf sie zu hören.
    Mit dem verehrten Blankehans haben wir über viele Dinge gesprochen …« Die Stimme der Eisenhand klang so hart wie der Stein ihres Breitschwerts. »… auch über die Schlange des Weltendes. Er hat die Notwendigkeit der Freiheit mit Worten beschworen, die so eindringlich sind, dass wir sie unmöglich ignorieren können. Er hat uns nicht von Linden Riesenfreundins Seite abberufen, um uns die Freiheit zu nehmen, nach eigenem Entschluss zu handeln - er wollte verhindern, dass die Ereignisse uns zu einer überhasteten Reaktion provozieren. Und er hat ausführlich berichtet, was die Riesen der Suche alles über Thomas Covenant und Linden Avery erfahren haben.«
    Linden hörte fast widerstrebend zu. Sie wollte ihre Aufmerksamkeit auf den Egger konzentrieren, aber ihr neues Verständnis für Langzorns Notlage setzte ihr ebenso zu wie die Erinnerung an Blankehans’ Tod in seinem trotzigen Kampf gegen die eigene Besessenheit.
    Liand stand an ihrer Seite und lauschte der Eisenhand mit leuchtenden Augen, als ahnte er bereits, was sie enthüllen würde.
    »Dass sie sterblich und deshalb fehlbar sind«, fuhr die Anführerin der Schwertmainnir fort, »lässt sich nicht leugnen. Aber das gilt auch für Riesen und Haruchai - und nun auch für die Elohim. Und Blankehans hat uns an die tiefe Liebe der Ersten der Suche, Pechnases und seine eigene erinnert. Thomas Covenant und Linden Avery haben sich diese Liebe der Riesen durch ihre Tapferkeit und Entschlossenheit, ihre gewährte Freundschaft und letztlich durch ihre Weigerung, sich dem Diktat der Verzweiflung zu unterwerfen, verdient. Ja, er gab zu, dass wir gute Gründe haben, an Linden Riesenfreundin zu zweifeln. Aber er hat auch betont, dass wir allen Grund haben, auf die Lektionen vergangener Jahrtausende, auf den Wert von Treue und Vertrauen zu setzen. Er versicherte uns, dass er in erster Linie nicht sie, sondern um sie fürchtet. Hütet euch wie die Toten vor scheinbaren Gewissheiten, hat er uns gedrängt, und handelt so, wie es euch eure Herzen eingeben.
    Haruchai, unsere Herzen neigen sich Linden Avery und auch Thomas Covenant zu. Die in seiner Wiedererweckung liegenden Gefahren liegen ebenso auf der Hand wie jene, die von Linden Riesenfreundins Unerbittlichkeit und Macht ausgehen. Thomas Covenant hat großes Leid erlitten, und die Finsternis in Linden Riesenfreundin muss jedem auffallen, der sie betrachtet. Trotzdem bleibt Thomas Covenant jener Mann, der sich zum Retter des Landes aufgeschwungen hat. Und Linden Avery hat mehrfach bewiesen, dass sie unerwartete Heilungen bewirken kann.
    Habt ihr den Drang, ein Urteil zu fällen«, schloss die Eisenhand, als ballte sie die Faust, »könnt ihr dies untereinander tun. Wir werden nicht auf euch hören. Trotz unserer Ungewissheit haben wir uns entschieden, unserer eigenen Vergangenheit - und jener von Thomas Covenant und Linden Avery - treu zu bleiben.«
    Erst vor wenigen Tagen hatte Kaltgischt Linden erklärt: Nach unseren Kindern sind Sagen unser größter Schatz. Aber ohne Gefahr und Wagemut, Seelenstärke und Ungewissheit kann es keine gute Geschichte geben. Taten und Ereignisse ohne ein Element der Gefahr fesseln selten. Und den Genuss haben die Ohren, die hören, nicht der Mund, der spricht.
    Ebenso wie Branl und Clyme erwiderte auch Galt den Blick der Eisenhand, ohne zu blinzeln. Zugleich tauschten die Haruchai stumm ihre Gedanken aus und respektierten so zumindest in diesem Punkt die Entscheidung der Riesinnen. Nur Stave konnte hören, was sie sagte, schwieg jedoch.
    »Wisst ihr, was …«, setzte Linden an, aber dann versagte ihr die Stimme. Verzweiflung füllte ihren Mund wie Sand oder Asche, und sie schluckte trocken ehe sie fortfuhr: »Wisst ihr, was Anele zugestoßen ist? Hat Blankehans …« 0 Gott,

Weitere Kostenlose Bücher