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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Angriffskeil mit ihrem Lehrenkundigen an der Spitze. Aber sie konnte ihnen nicht helfen. Alles passierte viel zu schnell. Esmer in Handfesseln. Urböse, Wegwahrer, Anele. Die Hoffnung des Landes. Jeremiah passiv wie eine Marionette. Die kompakten Massen der Höhlenschrate. Roger Covenant.
    Der Schmuckstein des Krill begann grell zu leuchten, als Joan ihn mit wilder Magie erfüllte. Bald würde die Klinge heiß genug sein, um Galt die Hand zu verbrennen. Joan - oder der Wüterich Turiya - wollte, dass er den Dolch fallen ließ; wollte den Croyel befreien.
    Linden brauchte reichlich rohe Kraft, um alle Angriffe gleichzeitig abwehren zu können, und wusste nicht, wie sie sie aufbringen sollte.
    Sie hörte, wie um sie herum gekämpft wurde; spürte, wie der Keil aus Urbösen und Wegwahrern sein Lehrenwissen zu einem tödlichen Vitriolstrahl sammelte; fühlte Rogers verzweifelten Versuch, sie zwischen so vielen Leibern hindurch anzugreifen. Aber sie sah die Wurfaxt nicht, die, sich im Sonnenschein überschlagend, auf Anele zuflog.
    Galt sah sie. Und als Haruchai hatte er noch Zeit, über die Axt, den Druck der Höhlenschrate und die Verwundbarkeit der Gesellschaft nachzudenken. Er hatte Zeit, den Alten zu betrachten, dem er misstraute, und seine Wahl zu treffen.
    Statt Jeremiah und den Croyel zur Seite zu ziehen - und statt dem Scheusal die Kehle durchzuschneiden, um seinen Gefährten mit Loriks Krill beistehen zu können -, warf er sich herum. Er kehrte der Wurfaxt blitzschnell den Rücken zu, ohne Jeremiah aus Aneles Reichweite zu bringen.
    Fast genauso schnell war Anele mit einem Satz vor dem Jungen.
    Die Axt war aus Feuerstein, schwer wie eine Steinkeule. Ihre schartige Schneide traf Galt zwischen den Schulterblättern und grub sich tief genug ein, um die kompromisslose Rechtschaffenheit seines Herzens zu zerschneiden. Blut und Leben spritzten aus der Wunde, nahmen jegliche Entschlossenheit mit sich. Als die Finger kraftlos wurden, rollte der Krill aus seinem Griff und fiel zu Boden. Dann sackte Galt in sich zusammen, als gäben alle seine Gelenke plötzlich nach.
    Einen Augenblick lang - nur für Bruchteile einer Sekunde - war der Croyel frei.
    Aber sein Fluchtversuch kam zu spät; oder er hatte seine Chance falsch eingeschätzt. Er klammerte sich weiter an Jeremiah. Statt sich zur Seite zu werfen, schlug er die Zähne in den Hals des Jungen, um wieder an seinen namenlosen Magien teilzuhaben.
    Zu spät. Zu langsam.
    Anele drückte bereits seine Hände und den Sonnenstein an die Seiten von Jeremiahs Kopf. Jetzt sorgte er dafür, dass sein Geburtsrecht sich in den Jungen ergoss, und benutzte den Orkrest als Trichter, um sein lange bewahrtes Erbe in Jeremiahs Leere fließen zu lassen.
    Dabei zerfiel der Sonnenstein in seiner Hand zu Staub. Er war den Kräften, die ihn durchströmten und aus ihm abflössen, nicht gewachsen.
    Trotzdem erfüllte er seinen Zweck.
    Unverfälscht reine Erdkraft lief wie ein Feuer durch Jeremiahs Adern. Sie durchdrang ihn jäh, erfüllte seine Brust, lief durch seinen Körper, leuchtete durch seine Haut.
    Und aus der Grabstätte seines Geistes gelangte durch das stetige Pochen seines Herzens die reiche Essenz von Gesundheit und Gesetz in den Rachen des Croyels.
    Verspätetes Erkennen füllte die Augen des Ungeheuers mit Entsetzen, als sein eigenes unreines Blut in Flammen aufging und verbrannte …
    Roger und der Croyel schrien beide laut auf, als antworteten sie einander; als litten sie gemeinsam. Dann durchlohte eine Feuersbrust, auf die das Scheusal nicht gefasst war, es wie eine Feuerwalze trockenes Unterholz. Der Sukkubus auf Jeremias Rücken zerplatzte: von innen heraus durch Energien verzehrt, die er nicht unterdrücken, nicht mal eindämmen konnte. Blut und Eingeweide spritzten nach allen Seiten, dampften in der heißen Sonne und verletzten niemanden.
    Jeremiah stand weiter mit offenem Mund und trübem Blick da - teilnahmslos wie eine leere Hülle seiner selbst. Trotzdem war jetzt nicht der Croyel frei, sondern er selbst. Das Ungeheuer, das ihn benutzt und gequält hatte, war vernichtet worden.
    Von Anele, der nach Luft ringend vor Jeremiahs Füßen lag. In dem Alten war kein Rest Erdkraft zurückgeblieben, der seinen Leib noch einmal hätte aufrichten können. Aber er war endlich wieder bei Verstand, lächelte.
    Linden wollte wie Esmer schluchzen; Jeremiah in die Arme schließen, bei dem sterbenden Anele niederknien. Aber dafür hatte sie keine Zeit.

6
    Abschiednehmen
    U m Linden und

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