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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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wogte Rogers Heer weiter durch die brennenden Überreste ihrer Gefallenen vorwärts. Covenant und die Ramen mussten anscheinend als verloren abgeschrieben werden.
    Hell und rein leuchtend wie die Verkörperung von Zwang oder Verderben drängte Anele sich in die Mitte des Kordons.
    Während Linden dem Stab weiter einen Feuersturm entlockte, sagte er deutlich: »Dies ist der wahre Grund. Sunder mein Vater und Hollian meine Mutter haben mich gedrängt, es zu tun, aber ich bin mir meiner Bestimmung stets bewusst gewesen. Ich lebe nur noch, weil ich die letzte Hoffnung des Landes bin.«
    Seine Augen hatten genau Farbe und Helligkeit des Sonnensteins, als er vor Jeremiah hintrat. Er streckte beide Hände nach dem Kopf des Jungen aus. Mit einer hielt er den Orkrest umklammert; die andere blieb geöffnet, als wollte er Jeremiahs Wange streicheln.
    Von Kastenessen besessen hatte er sich Liand auf ähnliche Weise genähert. Diesmal war er bei Verstand. Die Wechselwirkung zwischen der Erdkraft des Orkrests und seiner ererbten Magie beschützte ihn.
    In den gelben Augen des Croyels glitzerte namenloses Entsetzen. Trotzdem machte Jeremiah keine Abwehrbewegung. Er glotzte Anele stumm an, verstand offenbar nichts.
    Wieder Erwarten berührte der Alte ihn jedoch nicht. Er wurde unterbrochen.
    Völlig ohne Vorwarnung stürzte Esmer wie ein Meteor vom Himmel.
    Covenant hatte ihm vorgeworfen, Kastenessens Vermächtnis Cails Erbe vorzuziehen. Ihr werdet in der Tat verraten, hatte Esmer geantwortet, aber nicht von mir.
    Seine Ankunft ließ Lindens Macht verfliegen. Sie schien die Nerven ihrer Hände zu lähmen, sodass sie den Stab gefühllos umfassten. Brechreiz ließ ihre Magennerven rebellieren. Esmer war über und über mit schwärenden Wunden bedeckt. Stinkende Infektionen befleckten seinen Umhang, und seine Miene kündete von grässlichen Qualen. Schmerzen sprühten wie Gischt aus seinen Augen. Trotzdem brachte er Erschütterungen mit sich, die den Grat beben und Felsblöcke von dem Grabhügel rollen ließen. Erdstöße brachten die Riesinnen ins Wanken. Auch Linden hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Aufheulende Höhlenschrate wichen erschrocken zurück. Anele wurde beiseitegeschleudert. Er blieb wie ein Bündel Lumpen auf dem weißen Grat liegen.
    »Verwüstung!«, kreischte Esmer und schritt auf den Alten zu. Anele hielt verzweifelt den Sonnenstein hoch, konnte aber sonst nichts tun. Unaufhaltsam wie ein Wirbelsturm hob Esmer die Arme, als wollte er den Himmel aufreißen und Chaos auf die letzte Hoffnung des Landes herabregnen lassen.
    So plötzlich, wie Esmer erschienen war, materialisierten sich innerhalb des Kordons zwei Dutzend Urböse und Wegwahrer, als wären sie durch Esmers Gewalt heraufbeschworen worden. Seine Hände waren zu Fäusten geballt in den Himmel gereckt. Aber bevor er Ruin herabregnen lassen konnte, stürzte der Lehrenkundige sich auf seine Arme.
    Mit einem Ausbruch von Energie, der wie ein Donnerschlag über die Hügel hallte, ließ der Lehrenkundige eiserne Fesseln um Esmers Handgelenke zuschnappen.
    Im selben Augenblick verschwand Lindens Übelkeit. Esmers gesamte Macht verschwand schlagartig. Die Erschütterungen, die den Grat erbeben ließen, klangen rasch ab. Die gefesselten Hände sanken hilflos herab. Sie enthielten nichts, was Anele hätte gefährden können. Als Esmer auf die Knie sank, schluchzte er laut.
    Linden hörte aus seinem Schluchzen Erleichterung heraus: eine lange ersehnte, nie gewährte Erlösung, die sich nicht in Worte fassen ließ.
    In der Ferne kreischte Roger wütend auf. Er machte sich sofort daran, einen Lavastrom zu erzeugen, der das Fleisch der Schwertmainnir zerfetzen und Lava ins Herz ihres letzten Abwehrrings hämmern würde.
    Die Höhlenschrate heulten zustimmend. Rogers Wut spornte sie wieder an. Ihre Waffen schwingend gingen sie erneut zum Angriff vor.
    Ihn würde es nicht kümmern, wie viele von ihnen fielen.
    Nun hatte Anele sich wieder aufgerappelt. Er drängte sich an Esmer vorbei und hastete auf Jeremiah zu. Seine Augen und der Orkrest leuchteten wie kleine Sonnen.
    Linden spürte, wie Rogers Macht sich ansammelte, als stünde ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Sie glaubte, Aneles Dringlichkeit und das Entsetzen des Croyels fast schmecken zu können. Und sie sah, mit welcher Anspannung Galts Hand das Heft des Krill umklammerte. Um sie herum formierten die Riesinnen sich zu einem letzten Abwehrkampf. Gleichzeitig bildeten die Dämondim-Abkömmlinge rasch einen

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