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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Jeremiah herum tobten wilde Kämpfe. Innerhalb des Kordons, der von Stave, Clyme, Branl und den Riesinnen gebildet wurde, lagen Galt tot und Anele sterbend in ihrer Nähe. Esmers Schluchzen war verstummt, als hätten die Handfesseln es wirkungslos gemacht. Die Urbösen und Wegwahrer hatten ihren Keil zwischen zwei Schwertmainnir hindurchgeschoben. Die letzten Überlebenden ihrer Rasse schleuderten flüssige Schwärze, um Lindens Gefährten vor Roger zu schützen. Die von ihrer dunklen Theurgie getroffenen Höhlenschrate brachen zusammen, um qualvoll zu verenden.
    Trotzdem würde der Kordon nicht mehr lange halten. Die Höhlenschrate waren zu zahlreich, und Rogers Lavaströme erschütterten den Grat immer wieder.
    Vor den Füßen ihrer Gefährtinnen lag Onyx Steinmangold, von einem Keulenschlag bewusstlos. Rahnock kämpfte auf ein Knie gesunken, weil ihr verwundetes Bein sie nicht mehr tragen konnte. Frostherz Graubrand, die durch einen Speerstoß verwundet war, tat es ihr gleich. Aber ihre Langschwerter erwiesen sich als immer weniger wirkungsvoll gegen die wilde Brutalität der Angreifer. Rüstig Grobfaust, die den rechten Arm nicht mehr bewegen konnte, musste ihr Schwert mit der Linken führen. Der Brustpanzer von Spätgeborener, der zu viele Treffer hatte einstecken müssen, hing zersplittert von ihren Schultern herab. Die Eisenhand, Zirrus Gutwind und Sturmvorbei Böen-Ende waren durch den Blutverlust aus vielen Wunden geschwächt; aber auch sie kämpften mit dem Mut der Verzweiflung weiter.
    Wie die Schwertmainnir waren die restlichen Haruchai schwer verwundet. Trotzdem kämpften sie weiter gegen ihre Feinde, als wären sie mächtig wie Riesinnen und unnachgiebig wie Granit.
    Sie zertrümmerten primitive Rüstungen mit Faustschlägen und Tritten, brachen Hälse und Gliedmaßen, schlugen Schädel ein - und konnten doch nicht siegen.
    Hätten die Urbösen und Wegwahrer nicht eingegriffen, wäre jeder Haruchai, jede Riesin längst tot, in Rogers glühender Lava verbrannt gewesen. Ätzende Magien absorbierten jedoch einen Teil seiner Wut; lenkten einen weiteren Teil ab. Und er verschleuderte seine Macht wie ein Wahnsinniger, der für Nachdenken oder Sorgfalt zu verrückt war. Der Verlust des Croyels - und damit auch Jeremiahs - hatte ihn anscheinend durchdrehen lassen. Höhlenschrate, die ihm zufällig in die Quere kamen, verglühten. Seine Schreie echoten von allen Seiten, als wäre der Himmel ein Gewölbe, gestaltlos und versiegelt.
    Mahrtiir war an den Rand des Schlachtfelds gekrochen. Er konnte sich nicht mehr verteidigen, und Bhapa war der Einzige, der ihn noch beschützen konnte. Der ältere Seilträger hatte Covenant Pahni überlassen. Nun hielt Bhapa mit finster entschlossenem Blick und seiner Garotte in den Händen bei dem Mähnenhüter Wache.
    Aber im Mittelpunkt des Gemetzels stand Jeremiah genauso da wie zuvor, als er besessen gewesen war: schlaff und geistesabwesend, ohne einen Funken Bewusstsein in seinem trüben Blick; passiv wie ein Toter. Sein ganzer Körper pochte von Erdkraft, Aneles letztem Geschenk. Aber diese neue Stärke änderte nichts. Sie hatte seinen Verstand nicht wiederhergestellt.
    Sobald Roger alle anderen erledigt hatte, würde er Jagd auf Covenant machen; das stand für Linden fest. Lord Foul würde ihren Tod - und Covenants - als Sieg betrachten, auch wenn Roger vielleicht anders dachte.
    Covenants Sohn hatte den Croyel und Jeremiah gebraucht. Der Croyel kann das Talent deines Sohns nützen. Er wird uns eine Tür machen - ein Portal zur Ewigkeit. Er wird uns helfen, Götter zu werden.
    Diese Hoffnung hatte sich für Roger zerschlagen. Nun würde er auf den Verächter vertrauen müssen.
    Das alles war zu viel. Zu viel. Linden konnte es nicht ertragen. Alle ihre Freunde. Jeremiah und Covenant. Schon zuvor hatte sie sich hektisch und überwältigt gefühlt. Jetzt war sie vor Verzweiflung außer sich.
    Weil ihr keine andere Wahl blieb, verwandelte sie sich in den Galgenbühl: ein Fleisch gewordenes Schlachtfeld.
    Auch in Gips und Schlamm, in den er gefallen war, leuchtete Hoch-Lord Loriks Krill weiter. Sein Schmuckstein pulsierte im Takt von Joans Wahnsinn. Auch sie war eine rechtmäßige Weißgoldträgerin. Nur ihre Depressionen und die Tatsache, dass der Wüterich Turiya sie beherrschte, schränkte ihren Zugang zu wilder Magie ein.
    Linden hatte genug von Zögern, von Lähmung, von Schwäche. Von Menschlichkeit. Sie ließ den Stab des Gesetzes absichtlich vor Jeremiahs Füße fallen.

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