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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Seilträger Bhapa und Pahni seien in Schwelgenstein angelangt, wo sie versuchen wollen, die Meister umzustimmen. Aber die Meister werden nicht auf sie hören. Der Wunsch von Seilträgerin Pahni, den Steinhausener wiederzuerwecken, ist uns zuwider. Sie hat Linden Avery angefleht, seinen Tod zu entwerten, indem sie das Ergebnis seines Lebens ungeschehen macht. So ist jedes Wort, das sie spricht, mit dem Makel ihres Wunsches behaftet, den Steinhausener zu demütigen - auch wenn sie das fälschlicherweise Liebe nennt. Kein Meister würde ihn jemals so gering schätzen. Im Leben war er vorbildlich mutig. Wieso sollte ihm sein heldenhafter Tod geraubt werden? Ist das nicht eine verkehrte Ehre?«
    Covenant rieb sich erneut die Stirn. Verdammt! Branls Ausführungen schienen das Jucken der alten Wunde zu verstärken. Die Gedemütigten beurteilten Pahni falsch, das war unübersehbar. Kannten Branl, Clyme und sämtliche Meister vielleicht keine Toleranz gegenüber Verlust und Misserfolg, weil sie jede Art von Trauer verweigerten? Weil sie Kummer mit Demütigung gleichsetzten? Dann konnte ihre Reaktion auf einen Todesfall natürlich nur Ablehnung sein.
    Aber er hatte nicht die Absicht, mit Branl und Clyme über Pahni zu diskutieren. Stattdessen gab er missmutig zu: »Das besagt das Gesetz.« Das Gesetz des Todes. Das Gesetz des Lebens. Nach dieser Norm war auch er selbst eine Abscheulichkeit, ein schwärendes Geschwür am Körper der Welt. »Das Leben hängt vom Tod ab. Aber es gilt auch noch andere Dinge zu erwägen.«
    Die Strenge der Gedemütigten ignorierte die Naturwunder des Landes; auch die Möglichkeit anderer Wunder.
    Branl fragte wieder: »Ur-Lord?«
    Covenant gab keine Antwort. An der Grenze zwischen Ebene und Hügelland bogen die Ranyhyn unerwartet nach Westen ab und nahmen das Streitross zwischen sich mit. Noch während Covenant sich im Sattel zu entspannen versuchte, machten die Pferde an einer in einer kleinen Senke entspringenden Quelle mit klarem Wasser halt. Ihr Tümpel hatte einen Durchmesser von knapp einer Armlänge. Von dort aus floss das Quellwasser durch ein Bett ab, das kaum mehr ein in den Boden geritzter Strich war. Auf beiden Seiten dieses Wasserlaufs wucherte jedoch üppiges Gras, zwischen dem einige AZiarcf/ia-Sträucher wuchsen.
    Verdammt, sagte Covenant sich leise. Wenn man von Wundern spricht …
    Er ließ seinen schmerzenden Körper sofort vom Pferd gleiten, taumelte, als seine Stiefel den Boden berührten, und fing sich wieder. Neben dem Kopf des Streitrosses kniend tauchte er das Gesicht ins Wasser, um zu trinken.
    Auch Branl und Clyme waren abgestiegen. Während Naybahn und Mhorim tranken, schöpften die Gedemütigten sich etwas Wasser in den Mund, bevor sie ein paar Schatzbeeren pflückten und aßen. Aber die Ranyhyn schienen das Gras zu verschmähen. Sie machten Platz und überließen es dem Streitross, damit seinen Hunger zu stillen.
    Als Covenant sich satt getrunken hatte, wusch er sich das Gesieht in dem Tümpel, schöpfte Wasser heraus und ließ es sich übers Genick laufen. Dann pflückte er genügend Beeren für sich selbst und fluchte dabei über die Unbeholfenheit seiner amputierten Finger. Als Clyme und Branl wieder aufsaßen, zwang er sich dazu, seinen vor Schmerzen zitternden Körper in den Sattel des Schiachtrosses zu hieven.
    Konzentrier dich, ermahnte er sich. Wehr dich nicht dagegen. Vor langer Zeit war er von Salzherz Schaumfolger und der Suche nach Bereks Stab des Gesetzes begleitet mit Lord Mhoram durchs Land geritten. Er musste sich daran erinnern, wie man locker im Sattel saß.
    Als die Pferde durch die Moränenhügel nach Südosten weitergaloppierten, nahm er wieder die Herausforderung an, mit seinen Begleitern zu diskutieren.
    Weil ihm keine elegante Gesprächseröffnung einfiel, sagte er brüsk: »Ihr seid beide verstümmelt. Ihr habt lange und erbittert darum gekämpft, Halbhände zu werden. Wenn ich mich recht erinnere, habt ihr das getan, weil ihr wie ich werden wolltet.« Weshalb hätten die Gedemütigten sonst ihr Urteil über Linden und Jeremiah für sich behalten? Weshalb hätten sie sich sonst heilen lassen, um ihn begleiten zu können? »Was bedeutet das für euch? Wozu brauchen die Meister Halbhände?«
    Diesmal war es Clyme, der ihm antwortete: »Zweifler, in dir haben wir unser größtes Vorbild gefunden. Und mehr noch: Wir haben einen Gegenentwurf zu Demütigung entdeckt. Du bist zweimal gegen das Verderben angetreten und hast zweimal gesiegt. Das sind

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