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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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prüfend musterte, zögerte noch. »Ur-Lord, ist das klug? Diese Höhle hat keinen weiteren Ausgang. Auch wenn die Feroce uns vielleicht nicht nach dem Leben trachten, könnten sie uns hier gefangen setzen. Das würde dich effektiv daran hindern, deine ehemalige Gefährtin aufzuspüren.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Covenant seufzend. »Du hast natürlich recht. Aber ich kann die Sur-Jheherrin nicht vergessen.« Oder die Jheherrin. »Das Leben in der Sarangrave ist nicht so einfach, wie es aussieht. Wollen die Feroce mit dem Reinen sprechen, kann ich sie nicht ignorieren.« Ohne die Jheherrin wäre er in den Zerspellten Hügeln gestorben. »Erzähl Clyme einfach, was ich gesagt habe. Versuchen sie, mehr als drei zu schicken - tun sie irgendwas, das ihm nicht gefällt -, kann er dich warnen.«
    Branl nickte mit leicht gerunzelter Stirn. Dann setzte er sich in Bewegung, um am Höhleneingang Wache zu halten.
    Das Schlachtross schlief weiter. Es war anscheinend zu erschöpft, um irgendetwas zu hören - oder sich um etwas zu kümmern.
    Eine halbe Minute später meldete der Gedemütigte: »Die Feroce gehorchen. Drei von ihnen nähern sich uns. Sie wirken ängstlich. Die anderen ziehen sich wie von Clyme angeordnet zurück.« Dann fügte er hinzu: »Die Ranyhyn stehen oben auf den Klippen bereit. Sie würden uns notfalls sicher zu Hilfe kommen.«
    »Gut«, sagte Covenant zweifelnd. Wollten Lebewesen, die Flammen von der Farbe des Weltübelsteins in den Händen trugen, ihn angreifen, konnten Mhornym und Naybahn ihn vermutlich nicht wirkungsvoll verteidigen. Trotzdem war ihre wachsame Nähe beruhigend.
    Er versuchte sich zu sammeln, während Erinnerungen lärmend um seine Aufmerksamkeit stritten. Die Jheherrin hatten sich selbst die Weichen genannt: Misslungene Geschöpfe aus der Zeit, als der Verächter versucht hatte, Armeen zu züchten; amorphe Kriechwesen, die nur weiterleben durften, weil Lord Foul sich an ihrem Elend ergötzte. Ihr schlammfarbenes Fleisch hatte den Eindruck erweckt, sie seien aus Ton geformt. Aber ihre Körper waren erkennbar modelliert gewesen … Kindergestalten. Schlangen. Groteske Imitationen von Höhlenschraten. Und sie hatten Sagen, die von ihren Vorfahren erzählten, aus denen Lord Foul Ungeheuer und die Jheherrin geschaffen hatte.
    Diesen Sagen nach waren auch ihre Vorfahren Macher gewesen. Im Gegensatz zu dem Verächter waren sie jedoch nicht impotent gewesen. Aus ihren Körpern entsprossen Junge, die heranwuchsen und wiederum Junge zeugten. Und manche von ihnen überlebten oder entkamen oder entzogen sich Lord Fouls verderblichem Einfluss. Sie lebten außerhalb seines Bereichs - weiterhin frei von dem Macher. Weiter imstande, Kinder zu zeugen.
    Für Covenant waren das bittere Erinnerungen. Er war damals so krank und elend gewesen … Schaumfolger und ihn hatten die Jheherrin ihre Sagen erzählt. Wenn die Zeit reif ist, wird ein Junger ohne Fehl geboren werden - ein reiner Abkömmling, gegen den Macher und seine Machenschaften immun … furchtlos sein werden. Dieser Reine wird mit Werkzeugen der Macht vor dem Hort des Machers erscheinen. Das wollte er am liebsten vergessen, aber er konnte es nicht. Er wird die Jheherrin erlösen, wenn sie sich bewähren - wenn er sie dessen wert findet -, und dem Macher ihre Entlassung aus Angst und Schlamm abtrotzen… Aber er hatte nichts getan, um die Jheherrin zu erlösen, außer die Bürde seines Ringes zu tragen. Er war ein Leprakranker. Er würde stets einer bleiben. Ohne Fehl geboren? Er hatte nichts Reines an sich.
    Nein, es war Salzherz Schaumfolger gewesen, der dem Macher eine Niederlage beigebracht hatte. Von der erbarmungslosen Caamora des Glutaschenkamms gereinigt, hatte er Lord Foul ins Gesicht gelacht und war gestorben, was Covenant die Kraft verliehen hatte, den Weltübelstein zu zerstören. Er, nicht Covenant, war der Reine geworden.
    Dass die Sur-Jheherrin ihn noch Jahrtausende später für ihren Reinen hielten, verstärkte nur seine Trauer um Schaumfolger - und sein eigenes Unwertgefühl.
    Aber nun saß er hier wie ein Monarch im Exil und wartete auf Lebewesen, die eine Audienz bei dem Reinen begehrten. Um des Landes, um Lindens, sogar um Joans willen war er bereit, jedes Bündnis zu erwägen, das die Feroce ihm vielleicht irrtümlich anbieten würden.
    Covenant veränderte seine Haltung bewusst so, dass er mit untergeschlagenen Beinen dasitzend den Krill genau zwischen sich und dem Höhleneingang hatte. Einige Sekunden lang massierte er sein

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