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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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schlafenden Pferdes vorstellte. Und er wollte Branl an die Sur-Jheherrin erinnern, die ihn und seine Gefährten - darunter mehrere Haruchai - einst vor dem Lauerer gerettet hatten. Die Sur-Jheherrin stammten von Jheherrin ab, den weichen Kriechwesen, die Covenant und Salzherz Schaumfolger einst auf ihrem Weg zu den Zerspellten Hügeln und Lord Fouls Hort gerettet hatten. Nicht alles, was in der Sarangrave lebte, war böse.
    Stattdessen stellte er jedoch eine andere Frage. »Hat Clyme versucht, mit ihnen zu reden?«
    Im Gegensatz zu Riesen besaßen Haruchai nicht die Gabe, in Zungen zu reden. Aber die Jheherrin hatten wie Menschen sprechen können.
    Branls Überraschung war nicht zu übersehen. »Nein, das hat er nicht getan.«
    »Vielleicht sollte er das aber tun. Bevor wir in einen Kampf verwickelt werden, den wir nicht wollen.«
    Branl neigte den Kopf in die Richtung, in der Covenant den Gedemütigten vermutete. Im nächsten Augenblick bestätigte Branl: »Er wird es versuchen. Soweit er feststellen kann, scheinen die Lebewesen ihre Theurgien nicht zu vereinigen. Jedes besitzt nur seine eigene Kraft. Er hält es für unwahrscheinlich, dass sie ihn überwältigen oder töten können.«
    Covenant widerstand dem Drang, den Atem anzuhalten. Wie lange konnte das dauern? Er hatte keine Ahnung, wie weit diese Lebewesen von Clymes Standort entfernt waren. Würden Branl und er noch Zeit haben, aus der Höhle zu entkommen? Mitsamt dem Streitross?
    In auffälligem Gegensatz zu dem munteren Rauschen des Bachs dehnten die Sekunden sich endlos lange. Seit die Ranyhyn fort waren, fühlte Covenant sich unbehaglich, verwundbarer. Branl wartete bewegungslos. Er ließ keine Reaktion darauf erkennen, was Clyme ihm sicher mitteilte.
    Dann sprach der Meister plötzlich. »Die Lebewesen nennen sich Feroce. Auf Geheiß ihres Hoch-Gottes begehren sie eine Audienz bei dem Reinen.«
    Covenant fuhr zusammen. Die Feroce? An sie konnte er sich erinnern. Aber der »Reine« …
    Ah, Schaumfolger! Höllenfeuer. An den Reinen erinnerte er sich nur allzu gut.
    Ohne lange zu überlegen, erklärte er Branl: »Sie meinen den Falschen.« Dann korrigierte er sich: »Nein, das kann man nicht sagen.« In den Legenden der Jheherrin war der Reine ihr versprochener Erlöser gewesen. Die Feroce täuschten sich, wenn sie glaubten, statt Salzherz Schaumfolger habe Covenant die Jheherrin vor dem Verächter, ihrem Schöpfer, gerettet. Aber dieser Irrtum konnte helfen, eine gewalttätige Auseinandersetzung zu vermeiden. »Sorgt dafür, dass sie weiterreden.
    Fragt sie, wozu sie eine Audienz wünschen. Worüber wollen sie reden?«
    Branl ließ nicht erkennen, ob er diese Wünsche an Clyme weitergab, aber Covenant hatte Vertrauen zu ihm. Schließlich war er ein Haruchai.
    Kurz darauf verkündete Branl: »Die Feroce schwören, dass sie nicht die Absicht haben, uns zu täuschen. Sie machen kein Hehl aus ihrer Feindseligkeit. Sie geben zu, dass sie Schaden anrichten wollten. Sie gestehen ein, ihren ersten Zweck verfehlt zu haben. In Schmerz und Verzweiflung will ihr Hoch-Gott sich jetzt mit den Reinen verbünden.«
    Covenant fühlte sich schwindlig, als stünde er am Rand eines Abgrunds. Schaden anrichten? Welchen Schaden? Hatten die Feroce etwa Linden angegriffen …? Zorn und Spekulationen wirbelten durcheinander; verwirrten ihn noch mehr. Die Wesen hatten sich auf Legenden der Jheherrin berufen, die Covenant vor vielen Jahrtausenden falsch beurteilt hatten. Kannten die Feroce diese Legenden, waren sie vielleicht Nachkommen der Sur-Jheherrin - und glaubten, was die Jheherrin geglaubt hatten?
    Schaden anrichten?
    Die Feroce schienen ehrlich zu sein.
    Wer zum Teufel war dann ihr »Hoch-Gott«? Doch nicht etwa der Lauerer? Wenn sie in der Sarangrave lebten …
    Ein Bündnis mit dem Lauerer war unvorstellbar. Allein die Idee war verrückt. Andererseits war es leicht, sich potenzielle Vorteile auszumalen.
    Aber seine Fantasie ging mit ihm durch. Grimmig murmelte er: »Ich weiß nicht, was hier vorgeht, aber ich kann es mir ungefähr denken.
    Wollen die Feroce verhandeln, sollen sie eine Delegation herschicken. Nur drei von ihnen. Die anderen müssen in sicherer Entfernung bleiben. Clyme soll entscheiden, wann sie ausreicht. Und sagt ihnen, dass ich Hoch-Lord Loriks Krill besitze. Vor langer Zeit habe ich den Lauerer damit verletzt. Fühle ich mich bedroht, werde ich nicht zögern, ihn wieder zu gebrauchen.«
    Wenn die Lebewesen in böser Absicht kamen.
    Branl, der Covenant

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