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Die Pfanne brät nicht!

Die Pfanne brät nicht!

Titel: Die Pfanne brät nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Diestel
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entstellten Arme gleiten tief bis zu den Knien in die Taschen seiner labberigen Hosenbeine hinab. Und fördern eine Handvoll stinkiges Kleingeld zutage. Mir sträuben sich die Nackenhaare, denn ich weiß, was ich nun tun muss, will ich diesen Horror zu einem schnellen Ende bringen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, rede ich mir innerlich ein. Ich fasse allen meinen Mut zusammen, alle Begriffe von Ästhetik und Hygiene werden auf einen weit entfernten Planeten gebeamt. Todesmutig greift meine zitternde Hand in seine mit Warzen übersäte, um die nötigen Münzen herauszuklauben. Während dieser Sekunden des Entsetzens muss ich feststellen, dass es mir nicht mehr gelingt, meinen bis dahin entspannten Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu halten. Ihnen geht es wohl ähnlich, während Sie das lesen, oder?
    Geschafft! Aber ich habe eine Gänsehaut vom Kopf bis zur Sohle. Kaum hat er sich entfernt, sprinte ich zur Nebenkasse, an der ein rettendes Fläschchen Desinfektionsgel steht, und schmiere mich bis zu den Oberarmen damit ein.
     
    Ich sitze in meiner Kassenbox und schaue mir die Leute an, die an meiner Kasse anstehen. Da – was ist das? Da popelt doch einer mit Hingabe in seiner Nase! Bis er an der Reihe ist, dauert es noch etwas, und er bohrt und bohrt. Sichtlich mit Erfolg. Später steht er dann vorne bei mir, mit dem Popelfinger zählt er mir in kleinen Münzen den Betrag hin, den er zu zahlen hat. Igitt, ich spüre, wie es mich am ganzen Körper gruselt. Der Plaque-Alarm am nächsten Tag ist mir sicher!
    Auch eklig: Viele Kunden wissen nicht, wohin mit ihrem Leergutbon, während sie die Waren aufs Band packen, und stecken ihn kurzerhand in den Mund. Wenn sie dann nach vorne kommen – halt, da war doch noch was? Ach ja, der Bon! Grinsend drücken sie mir dann schnell den angelutschten Fetzen in die Hand. Sage ich dann was dazu, bin ich die Empfindliche, die sich nicht so anstellen soll.
    Ich habe ja nichts gegen Raucher. Rauchen kann auch was Feines sein – sieht man von der reinen Sucht mal ab. Wenn ich aber Leute an der Kasse habe, die mir mit ihrem Atem auf die Pelle rücken, mit ihren gelben Fingern im Kleingeld rumwühlen und zum krönenden Abschluss ein paar Bröckchen vom Würfelhusten auf den Scanner spucken, dann wird mir schon anders.
    Besonders zur kalten Jahreszeit wimmelt es geradezu von Bazillen-Mutterschiffen. Man wird stark angeniest oder bekommt vom Hustenanfall eine volle Breitseite. Oftmals sind es die Kinder, die noch nie etwas vom «In-die-Armbeuge-Husten» gehört haben. Manchmal wundere ich mich, dass die Bakterien und Viren, die bei uns an der Kasse so quirlig und lebenslustig umherhüpfen, uns nicht ständig die Seuche bringen. Aber anscheinend sind wir abgehärtet und immun gegen Vogel- und Schweinegrippe und wie sie alle heißen.
    In Bodennähe hocke ich vor dem Regal und räume Shampoo-Kisten ein. Ein Mann nähert sich. Ich drehe meinen Kopf und befinde mich plötzlich unglücklich nahe an seinem Gesäß. Genau in dem Moment ist er wohl nicht mehr Herr über seinen Schließmuskel und lässt es krachen. Er hat mir wahrhaftig ins Gesicht gefurzt. Es stinkt erbärmlich, und ich hätte ihn am liebsten erwürgt.
    Auch vorne an der Kasse kommt oft plötzlich von irgendwoher ein unangenehmer Duft herübergeweht. Er umhüllt einen wie ein Nebel. Und man kann nicht weg! Man kann nicht mal jemanden beschuldigen, weil der Übeltäter nicht zu entlarven ist. Und das Schlimmste ist, der Furzer spaziert raus, lässt aber seinen Ableger drinnen, und alle nachfolgenden Kunden denken, die Kassiererin hätte ihre Blähungen nicht unter Kontrolle.
    Was soll die Scheiße?
    Sie denken, das reicht jetzt aber? Uns schon lange! Wir müssen das aushalten, dann schaffen Sie das auch. Kopf hoch, Nase zu und durch! Kommen wir also von den Ausdünstungen zu den Ausscheidungen. Immer wieder fragen Kunden mit verkniffenem Gesichtsausdruck: «Darf ich mal Ihre Toilette benutzen? Es ist ganz dringend!» Obwohl wir aufgrund der fehlenden Kundentoilette die strikte Anweisung haben, nur Kindern oder Schwangeren Zutritt zum Personal- WC zu gewähren, winken wir doch lieber alle durch, bevor Schlimmeres passiert. Manche fragen erst gar nicht nach dem WC , sondern schleichen lieber direkt hinter die Filiale, um sich in die dort spärlich wachsenden Büsche zu schlagen. Sie hoffen, sich unbemerkt ihrer drückenden Last entledigen zu können – wenn da nicht das Fenster zu unserem Aufenthaltsraum

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