Die Pfanne brät nicht!
Oktaven und Lautstärken, sie möge doch bitte einen Schritt zur Seite gehen, kam keinerlei Reaktion. Selbst die umstehenden Kunden schüttelten nur mit dem Kopf. Da fuhr ich kurzerhand los und schob sie – ganz sachte, natürlich – Stück für Stück in die Lücke und parkte sie so mit den Kartoffeln zu. Wer nicht hören will …
Keiner von uns ist scharf darauf, sie abkassieren zu dürfen. Man ist locker 5 – 10 Minuten mit ihr beschäftigt.
Sie krakeelt: «Wo sind denn meine Bananen? Wo sind denn nur meine Bananen? Ich hatte doch Bananen. Ach, da sind sie ja! Nä, hat die die schon in den Wagen geschmissen! Die hat die in den Wagen geschmissen!»
Ihr Gesicht ist plötzlich ganz nah an meinem und knurrt ein drohendes, langgezogenes: « DUUU !»
Oh, bitte, bitte tu mir nichts!
Ist ihr Kram im Wagen, wird erst mal der Preis in Frage gestellt, denn sie hat ja einen anderen Betrag ausgerechnet. Wieder kreischt sie mich an. Der Tinnitus ist mir sicher! Endlich hievt sie ihre schwere schwarze Tasche auf den Tresen. Die hat ungefähr hunderttausend Fächer und ist vollgestopft bis oben hin. Dann beginnt sie, nach ihrer Geldbörse zu suchen. Sie wird zusehends nervöser, denn die ist, wie so oft, unauffindbar.
Sie fängt an zu jammern und zu schreien und heult: «Nä! Mein Geld ist weg! Wo ist denn mein Geld? Ich werd verrückt, das Geld ist weg!»
Und dann: «Meine Eltern sind ja beide bekloppt. Die haben sie nicht mehr alle!»
Das ist der Zeitpunkt, an dem mir trotz allen Mitgefühls mit dem armen Geist ein hysterisches, irres Kichern entfährt. Schließlich verdächtigt sie dann die Kunden hinter sich. Das Spiel treibt sie so lange, bis wir keinen anderen Ausweg sehen und die Polizei alarmieren. Die rollen schon mit den Augen, wenn sie Helga erblicken. Man kennt sie schon!
Dann wäre da noch Käsekuchen-Karl. Ein stattlicher Herr im Anzug. Wenn der den Laden betritt, flüchten alle Mitarbeiter, ob männlich oder weiblich, schnellstmöglich in einen anderen Gang. Mir ist niemals ein Mensch begegnet, der so negativ eingestellt ist und in so kurzer Zeit so viel schlechte Laune verbreitet. Selbst andere Kunden sind vor seiner «Ich-kann-mich-selbst-nicht-leiden-Ausstrahlung» nicht sicher. Mit denen legt er sich auch immer wieder an. Er sucht regelrecht nach Anlässen zum Meckern. Fault in den zehn übereinandergestapelten Kisten Mandarinen nur eine einzige vor sich hin – er findet sie! Und fasst prompt hinein in den Matsch! Schon geht eine Salve von Beschimpfungen über den nächst greifbaren Schuldigen hernieder. Ausgiebig lässt er sich über THEO und seine Organisation aus. Wir haben schon lange gelernt, nichts, aber auch rein gar nichts mehr darauf zu erwidern. Er hört es eh nicht, und irgendwann, wenn ihm die Luft ausgeht, hört er von selbst wieder auf.
Bei jedem Einkauf zieht es ihn magisch zur Tiefkühltruhe. Dort sucht er dann nach einer bestimmten Sorte Kuchen zum Aufbacken – nämlich Käsekuchen! Wenn aber nur noch Pflaumen-, Apfel- und Streuselkuchen zu finden sind, geht das Spielchen wieder los. Er schnappt sich die erste Verkäuferin, die er in die Fänge bekommt, und lässt erneut seine Litanei aus bösen Vorwürfen auf sein Opfer herabregnen. Tritt aber das Gegenteil ein, ist also noch genügend Käsekuchen vorhanden, glauben Sie nicht, dass er jemals einen gekauft hätte! NEIN ! Er kauft nie einen, er meckert nur, wenn keiner da ist!
Aber er hat auch seine guten Tage. Da denkt man dann: Wow! Glück gehabt! Der kann ja richtig nett sein. Er ist dann super drauf und sehr redselig, erzählt sogar von seiner Familie und den Enkelkindern.
An solchen Tagen fragt er dann ganz umgänglich: «Das Duschzeug hab ich noch nie gekauft. Ist das gut?» Und fügt sogleich in alter ruppiger Manier hinzu: «Wenn nicht, kriegen Sie es wieder!»
Im Grunde mag er uns ja! Ganz bestimmt! Ich glaube, er braucht diese Unterhaltungen mit uns – egal, ob positiv oder negativ. Vielleicht ist er einfach zu oft allein? Alles klar, Frau Dr. Phil.!
O nein, da kommt sie wieder! Frau Advokat! Ja, genau, ihr Mann ist jemand! Und sie ist der Albtraum schlechthin! Sie steuert direkt auf meine Kasse zu. Schnell suche ich den Knopf meiner zuverlässigen Kollegin Schantall aus dem Untergrund. Und schon ertönt: «Kasse 4 schließt. Bitte nicht mehr auflegen!» Sollen sich doch die anderen mit der herumschlagen. Ist zwar nicht gerade die feine Art, so mit meinen Kolleginnen umzugehen, aber bei dieser Kundin kenne ich
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