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Die Pfanne brät nicht!

Die Pfanne brät nicht!

Titel: Die Pfanne brät nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Diestel
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andere ist der ungepflegte Typ, dessen Statur extrem breit ausfällt. Sagen wir mal vorsichtig – was er oben reinschaufelt, muss ja nun auch wieder raus. Das geht bei ihm problemlos und immer! Zumindest immer, wenn er bei uns ist.
    Die beiden haben jedenfalls, wie bereits erwähnt, schon lange den Laden verlassen, man denkt gar nicht mehr an sie, wäre da nicht dieser beißende Gestank. Und der lässt nicht nur uns, sondern auch unsere Kundschaft würgen. Dagegen haben wir einfach keine Handhabe mehr – wir sind machtlos.
    Einmal sitze ich an der Kasse, habe noch nicht aufgeschaut, aber nehme diesen Mief wahr! Mir wird speiübel. Das riecht ganz nach Frau Sommer. Doch drei Kandidatinnen haben das gleiche Aroma, erzeugt von ihren nässenden Achseln. Ich habe einmal gelesen, Männerschweiß riecht nach altem Käse! Hmmh, lecker! Frauenschweiß dagegen – nein, leider nicht nach Lavendel, liebe Damen – nach Zwiebeln! Äääh! Jetzt muss ich nur noch meine Nase so weit trainieren, dass sie zwischen gedünsteten, gekochten, gebratenen, verbrannten oder vergessenen Zwiebeln differenzieren kann. Ich arbeite dran! Wenn ich die auseinanderhalten kann, bewerbe ich mich bei «Wetten, dass..?» mit «Ich erkenne meine Kunden am Geruch!».
    Kundin: «Hier riecht es aber fies nach faulen Kartoffeln!»
    Ich: «Das ist mein neues Parfüm!»
    Die Kundin ist sichtlich schockiert.
    Ich: «Das war ein Scherz!»
    Zugegeben, auch wir Verkäuferinnen duften nach zehn Stunden Arbeit an den Regalen nicht mehr wie der frische Frühling. Der Schweiß rinnt uns vom Nacken das Rückgrat hinunter und verliert sich dann irgendwo in der Versenkung. Die Haare klatschen am Kopf, und die Füße – na, die sind Gott sei Dank bis zum Abend sicher und geruchsundurchlässig eingepackt. Das teure Marken-Deo verweigert an harten Tagen sogar schon mal nach zwei Stunden seinen Dienst, obwohl es klar und deutlich verspricht, ganze 24  Stunden durchzuhalten. «Darf ich das zurückbringen? Das ist kaputt!»
    Selbst die verschärfte Deo-Variante, für 48  Stunden Frischeduft ausgelegt, hält den harten THEO -Ansprüchen nicht stand! Vielleicht werde ich mal einen neuen Duft kreieren: Das THEO - DEO ! Zielgruppe Bauarbeiter! Doppelschicht? Kein Problem!
     
    Zurück zu unseren Kunden. Manche müffeln schon morgens um 8  Uhr, als hätten sie die Doppelschicht schon hinter sich. Da kann es mit der Hygiene nicht so weit her sein. Zumal der Schlaf noch in den Augen klebt und auch das, was Frisur sein soll, sagt mir, dass es eben noch auf dem Kissen pappte. Manche machen sich nicht mal die Mühe, sich anzukleiden, sondern tauchen im nächtlich zerknitterten Liebestöter bei uns auf.
    Entsetzt starre ich darauf, was mir an meiner Kasse so wenig verlockend entgegengestreckt wird: Dem Herrn, der gerade das Band bestückt, ist die Hose so weit hinuntergerutscht, dass der nackte, weiße, schwammige und behaarte Hintern zur Hälfte herausschaut. Wahrlich kein schöner Anblick! Das arme kleine Mädchen, das davor steht und beim Herumdrehen mit der Nase fast in diesem haarigen Maurer-Dekolleté verschwindet. Das ist einfach zu viel! Ich fordere den Kunden auf, erst einmal die Hose hochzuziehen, eher würde ich ihn nicht bedienen. Ich füge hinzu, das sei ja eine Zumutung, es seien schließlich auch Kinder anwesend. Daraufhin erwidert der haarige Hintern ganz gelassen, er hätte am Morgen seinen Gürtel nicht finden können.
    So manches Mal spielen sich hier die reinsten Horrorszenarien ab: Angstvoll wandern meine Blicke umher. Meine Nasenflügel beginnen zu beben. Sie haben die Witterung aufgenommen. Wo ist er? Da! Ich entdecke ihn. Das Grauen fährt mir durch alle Glieder.
    In fünf Meter Entfernung blitzen seine fettigen, strähnigen Haare auf, die unter einer schmierigen blauen Schirmkappe herunterhängen. Seine Kleidung starrt vor Schmutz und erzählt mir, was gestern, letzte Woche und den gesamten vorigen Monat auf seinem Speiseplan stand. Und wieder einmal habe ich das große Los gezogen. Ich bin die Auserwählte, auf deren Kassenband er nun sein Bier lädt. Mit angehaltenem Atem oder nur durch den Mund atmend, lege ich einen Zahn zu, hoffe, dass ich es dadurch schneller hinter mir habe.
    Bei seinem Sixpack angelangt, rolle ich, soweit es irgendwie möglich ist, die paar Zentimeter mit meinem Stuhl zurück, presse den zu zahlenden Betrag zwischen meinen Lippen hervor und bin kurz davor, ohnmächtig vom Stuhl zu kippen. Seine von Pusteln und Ausschlägen

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