Die Pfanne brät nicht!
Sprachgewandtheit abverlangt. Würde mich mal interessieren, ob auch Automaten-Schantall dort ihr Gesülze in Englisch und Französisch vorträgt? So sprachlich einwandfrei wie die genäselten Durchsagen im Nahverkehrszug. Dir Kastemor, Käsch point srieh is klohsing, wih ohpen Käsch point tu for ju! Oder auf Französisch: Schär Klioh, Käss troa äh färmeh, nusuwroh Käss döh purvuh, ssilvuhpläh! Und, nicht zu vergessen, für unsere lieben holländischen Nachbarn: Kas drie is dicht!
THEO -Filialen in Kurorten. Das sind die Schlimmsten! Der Albtraum schlechthin! Dort flanieren nämlich überwiegend nur die allerfeinsten Leute über THEO s roten Teppich. Und die Steigerung von denen: allerfeinste, «alte» Leute! Ätzend! Alle halten sich für was Besseres und würden sich am liebsten selber siezen. Huuhsicker eben! Das ist guter alter rheinländischer Dialekt und bedeutet so viel wie Hoch-Urinierer. Womit wir also einen direkten Sprung in die Gegend machen, wo unser THEO liegt, der uns natürlich der Allerliebste ist. Er liegt nämlich im schönen Rheinland. Und wird frequentiert von den netten Rheinländern. Dies ist bekanntlich ein gemütliches, witziges und warmherziges Völkchen. In den Gängen unseres THEO ist die Stimmung meist fröhlich.
Ein lustiger älterer Herr macht vor jeder Kassiererin einen tiefen Diener und begrüßt uns stets mit: «Juten Tach, die schöne Dame!»
Der Rheinländer ist immer für ein Späßchen zu haben, sieht sich selber nicht so ernst und nimmt sich nicht so wichtig. Und das ist einfach herrlich! Vermutlich ist das auch der Grund, warum viele von uns Verkäuferinnen schon zu den THEO -Dinosauriern zählen. Die Kunden tragen viel dazu bei, dass wir Freude an der Arbeit haben, und helfen damit, die unschönen Erlebnisse mit den weniger netten Kunden zu kompensieren.
In bestimmten, extremen Situationen kommen meiner Meinung nach am allerbesten die typischen Charaktereigenschaften des rheinischen Menschenschlags zur Geltung.
Nämlich gerade dann, wenn im THEO mal wieder Krieg herrscht, er sich also im absoluten Ausnahmezustand befindet und man es auch sieht. Ein Meteoriteneinschlag mitten rein. Regale und Gänge liegen voll mit leeren Kartons. An jeder Kasse steht eine Schlange von zwanzig Personen. Gerade dann, wenn man der Kassiererin ansieht, dass sie nicht mehr weiß, wo ihr der rote Kopf steht, und sie wohl in wenigen Minuten das Handtuch werfen und diesem Kriegsschauplatz für immer den Rücken kehren wird. Ja, gerade dann, wenn man es am meisten braucht, dann kann man sich auf unsere Leutchen verlassen.
Die Atmosphäre entspannt sich zusehends, je länger die Kassenschlange wird. Da vorne wird geflachst, dort hinten gelacht. Da entdeckt man einen Bekannten weiter hinten in der Schlange, und lautstark werden die Erlebnisse des letzten Wochenendes ausgetauscht. Kein Mensch schert sich darum, welche Ohren Zeuge dieser Enthüllungen werden. Wildfremde Menschen kommen miteinander ins Gespräch oder machen Späße. Keiner hat Scheu vor dem anderen. Berührungsängste kennt der echte Rheinländer nicht.
Etwa fünfzig Kunden tummeln sich in Kassennähe. Zwei ältere Herren, der eine ganz vorne, der andere ganz hinten in der Schlange, unterhalten sich lautstark in breitem Dialekt: «Dat wor jo jät am Samstach beim Pitter, wa? Dem sing Ahl hätt den jo janz schön unisch de Fuchtel!»
«Jo! Also nä, fröher hätt et dat nit jejäwe. Weißte noch, wat mir all mit dem Pitter erläv han, domols?»
Und schon vergessen sich die beiden und vertiefen sich intensiv in die schönen Erinnerungen an ihre Jugendzeit. Die Übrigen können gar nicht anders, als dieses Gespräch mit voller Aufmerksamkeit zu verfolgen. Kassenpersonal wie Kunden, alle haben ein breites Grinsen auf dem Gesicht ob dieses hochinteressanten Wortwechsels, und alle sind dankbar für eine Abwechslung.
Nach der haarklein ausgeführten Schilderung der Jugendsünden meint ein junger Mann kurz darauf zu dem einen: «Ihr könnt euch auch nur über alte Zeiten unterhalten, was?»
Woraufhin der nur erwidert: «Waat aff, do küss du och noch hin!»
An der heillos überfüllten Kasse schenkt man der gestressten Kassiererin ein strahlendes, manchmal ein mitfühlendes Lächeln. Einige schieben uns verstohlen ein Bonbon oder ein Stück Traubenzucker zu. Besonders unsere Stammkunden, die wissen, wie der Hase läuft, helfen uns über so manch kritischen Moment mit nicht so relaxten Kunden hinweg. Und wenn es ganz hart auf
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