Die Pfanne brät nicht!
im Sinne unserer Wirtschaft, dass es den Halunken unter den Menschen so leicht gemacht wird? Nur um den heiligen Kunden mal wieder nicht zu kränken? Mal ehrlich, der lacht uns doch aus! Was tun wir also? Nun, wir beobachten still und leise. Oft wissen wir, wer von unseren Kunden lange Finger macht. Aber wir warten geduldig ab. Und früher oder später kriegen wir sie. Und schlagen erbarmungslos zu!
Jeden Abend wird der Laden von zwei Kolleginnen gekehrt. Eines Abends fege ich mit meiner Kollegin am Brotregal. Es sind noch Kuchen da, und alles ist in bester Ordnung. Ein paar Minuten später kommen wir wieder vorbei und bemerken, dass ein gefüllter Streuselkuchen angebissen wurde. Keiner von uns beiden hatte den hungrigen Kunden gesehen. Das wiederholte sich an fünf Tagen hintereinander. Jeden Abend fanden wir angebissene Törtchen. Dann endlich schnappten wir sie. Es handelte sich um eine Fleischereifachverkäuferin, die wohl nach einem ganzen Tag voller Fleisch- und Wurstwaren unbändigen Heißhunger auf etwas Süßes verspürte.
Meine Kollegin und ich positionierten uns in der Mittagspause so, dass wir den ersten Gang überblicken konnten, uns aber kein Kunde sehen konnte. Eine Frau schlenderte den Gang entlang, am Arm trug sie eine Handtasche. Sie schaute sich verstohlen um und steuerte auf die Süßigkeiten zu. Eine Blechdose mit auserlesenen Bonbons war das Objekt ihrer Begierde. Ein schneller Blick nach rechts und links, keiner zu sehen. Und schwupp – verschwand die Dose in ihrer Handtasche. Wäre da nicht der blöde Schnappverschluss gewesen, der einfach nicht zugehen wollte. Sie versuchte es hektisch, aber der Verschluss sprang immer wieder auf. Uns wurde allmählich langweilig in unserem Versteck. Wohl oder übel nahm sie schließlich die Bonbondose wieder heraus und legte sie zurück ins Regal. Aber der Rundgang war noch nicht beendet, ihr Hunger noch nicht befriedigt. Sie schlich förmlich die Regale entlang. Dann ein erneuter Versuch. Diesmal hatte sie es auf eine Packung Bauchspeck abgesehen. Die lässt sich auch schön zusammendrücken. Und siehe da, der Schnappverschluss blieb zu. Sie hatte uns eine recht heitere Mittagspause beschert, aber trotzdem wurde sie von uns zum Chef geleitet. Den Satz «Muss isch jetz in et Jefängnis?» haben wir nie vergessen, und wenn wir der tragischen Gestalt heute begegnen, müssen wir immer wieder daran zurückdenken.
Von der Kasse aus sehe ich, wie eine Kundin eine Tüte Weihnachtsgebäck öffnet, sich zwei Kekse in den Mund steckt und genüsslich kaut. Sie nimmt einen dritten heraus, verschließt die Tüte und legt sie wieder zurück ins Regal.
Na warte! Ich schließe meine Kasse und beschäftige mich in Kassennähe mit Aufräumen, wobei ich die dreiste Dame nicht aus den Augen lasse. Als die Naschkatze dann bei meiner Kollegin an der Kasse steht, ist meine Chance gekommen. Ich hole die angefressene Tüte Plätzchen und bringe sie ihr mit den Worten: «Die haben Sie wohl hinten vergessen, oder haben sie Ihnen nicht geschmeckt?»
Mit puterrotem Kopf stammelt sie: «Ach ja, die wollte ich doch noch mitnehmen. Danke!»
Im Übrigen plädiere ich vehement für den Einsatz von Röntgengeräten. Jede Kasse sollte damit ausgestattet werden. So könnte man die Kunden direkt durchleuchten und feststellen, wie viele Haribokonfekt, Bonbons oder frische Laugenbrezeln sie sich während ihrer Shopping-Tour durch THEO als Wegzehrung bereits einverleibt haben.
Kunden, die obenrum aussehen wie das Michelinmännchen, aber unten schauen so was von spindeldürre Beinchen heraus, fallen einfach auf. Auch Träger hochaufragender, unförmig ausgebeulter Mützen ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Das mit der Oma, die an der Kasse ohnmächtig wurde und mit einem scheppernden «Klonk» mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug, war aber nicht bei uns im THEO . Das kann sich nur um ein Gerücht handeln. Das war bestimmt mal wieder die Oma von der Nachbarin der Schwägerin einer Bekannten. Diese Oma wollte nämlich ganz pfiffig einen tiefgekühlten ganzen Gockel unter ihrer Mütze aus dem Laden schmuggeln und hat sich dabei wohl das Hirn verkühlt.
Die Menschen sind weder ehrlicher noch diebischer als früher, denke ich. Ich übersah beispielsweise einmal eine Stiege Äpfel unter dem Wagen einer türkischen Kundin.
Zwei Stunden später steht sie wieder vor mir: «Sie haben vergessen, die Äpfel zu berechnen. Die möchte ich gerne noch bezahlen. Tut mir leid, dass ich jetzt erst
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