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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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wurde... Überlegen Sie doch! Das ist Ihre Chance, Mr. Fitzgerald.« Er lehnte sich zurück und ließ seine Worte wirken. »Die Schlagzeilen können Sie gern haben, Hauptsache, ich bekomme den Vogel. Den Zeitaufwand würde ich Ihnen natürlich vergüten. Ich dachte an fünfzigtausend Dollar.«
    Ich traute meinen Ohren nicht, versuchte aber, meine Verblüffung nicht zu zeigen. Nach einem tiefen Zug aus meinem Bierglas stellte ich in aller Eile ein paar Berechnungen an. Fünfzigtausend waren für jemanden wie mich eine recht beachtliche Summe. Wenn Anderson bereit war, mir so viel Geld zukommen zu lassen, wie viel würde dann für ihn rausspringen? Hundertfünfzigtausend Dollar? Zweihunderttausend? Nein, unmöglich. Niemand würde so viel zahlen. Ausgestopfte Vögel waren nicht in Mode.
    Ich setzte mein Glas ab. Um Andersons Blick nicht zu begegnen, sah ich mich nach dem Ober um. Vielleicht lebte ich ja hinterm Mond. Der Vogel wäre immerhin etwas Einzigartiges, eine einmalige Rarität...
    »Ich verstehe nicht«, sagte ich. »Wenn Sie eigens von so weit her kommen, auf die vage Möglichkeit hin, dass der Vogel noch existieren könnte, dann muss man Ihnen doch einiges an Geld dafür bieten. Wie kann der Vogel so viel wert sein?«
    Anderson schüttelte lächelnd den Kopf. »Wir wollen mal nicht übertreiben. Es wäre ein erstaunlicher Fund, sicher, und Ted Staest würde gut dafür zahlen. Aber ich bin in anderen Geschäften hier; dass ich nach dem Ulieta-Vogel suche, ist eigentlich nur ein Gefallen, den ich Staest tue. Als Kunde könnte er auf lange Sicht sehr wichtig für mich werden. Wenn ich die Angelegenheit also ohne allzu großen Aufwand für ihn erledigen kann, ist das ein gutes Geschäft. Ich mache mir nicht mal groß Gedanken darüber, ob meine Kosten wieder hereinkommen.«
    Ich beobachtete ihn genau, während er den Ober durch ein Zeichen aufforderte, uns nachzuschenken. Er wirkte ganz locker, aber ich blieb misstrauisch.
    »Was führt Sie dann hierher, wenn es nicht der Ulieta-Vogel ist?«, fragte ich.
    »Ach, Verschiedenes. Pflanzenmalerei hauptsächlich. Kennen Sie sich in der Pflanzenmalerei des achtzehnten Jahrhunderts aus, Mr. Fitzgerald?«
    »Nicht besonders.«
    »Die steht im Moment ganz hoch im Kurs, besonders in den USA. Es gibt ein paar Stücke, die ich gern erwerben würde, solange ich hier bin, sehr wertvolle Stücke, wie ich vermute. Absolut dem Zeitgeschmack entsprechend und extrem selten. Die bestmögliche Kombination.«
    Es klang, als seien die Bilder von keinerlei Interesse für ihn, Hauptsache, sein Profit war gesichert. Ich schaute Gabriella an und dann wieder ihn.
    »Was ist los mit Ihnen, Anderson?«, fragte ich leise. »Früher waren Sie ein Pionier. Ich habe einmal ein Interview mit Ihnen gesehen, als Sie diese Plesiosaurus-Reste gefunden hatten. Sie haben förmlich gestrahlt vor Freude. Und damals war kein Geld im Spiel.«
    Zum ersten Mal an diesem Abend wirkte er etwas verärgert, doch seine Stimme klang vollkommen gelassen.
    »Wir alle treffen unsere Wahl, Mr. Fitzgerald. Sie waren ja auch einmal ein ernsthafter Wissenschaftler.«
    Er ließ seine Hand auf den Tisch fallen, direkt neben Gabriellas Arm.
    Ich könnte sagen, das war sein erster Fehler, aber schon bevor seine Hand die ihre berührte, wusste ich, dass ich ihm nicht helfen würde. Das machte die Sache einfacher. Ich stand auf. Gabriella zuliebe beschloss ich, ehrlich zu sein.
    »Hören Sie, Anderson, in meinen Aufzeichnungen steht nichts, was Ihnen oder sonst jemandem helfen könnte. Schon vor fünfzehn Jahren ist eine Art Mythos um diese Notizen entstanden, aber es ist alles nur Papier, eine Menge Material über alte Objekte, für die sich heute niemand mehr interessiert. Ich würde Ihr Geld unter Vorspiegelung falscher Tatsachen annehmen.«
    Ich musste schlucken und bemühte mich, leise weiterzusprechen.
    »Und da ist noch etwas«, fuhr ich fort. »Ich glaube nicht, dass der Vogel noch existiert, aber sollte das wie durch ein Wunder doch der Fall sein, dann graut mir bei der Vorstellung, dass er im Interesse irgendeines genetischen Zaubertricks in einem Labor auseinander genommen, untersucht, analysiert und mit Chemikalien gereinigt wird.« Ich hielt inne und sah ihn so ruhig an wie möglich. »Ich glaube, Sie selbst sind sich nicht über seinen Wert im Klaren, Mr. Anderson.«
    Ich nickte Gabriella zu, als ich mich abwandte, schaute aber nicht mehr zurück. Vierzehn Jahre waren vergangen, und sie übte immer noch dieselbe

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