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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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Wirkung auf mich aus. Im Hinausgehen sah ich wieder das alte Bild vor mir: ein kahles Zimmer mit einem zerwühlten Bett, ein Ventilator, der die Hitze quirlte, und dazu immer, ungebeten, aber unentrinnbar, Gabriellas Stimme. Nur dass sie jetzt mit Anderson zusammen war. Ich war froh, dass ich nichts tun konnte, um den beiden zu helfen.
    Vor der Drehtür des Mecklenburg Hotels hatte der Regen fast aufgehört, und die Straßen lagen glänzend unter den Laternen. Die Busse fuhren noch, aber ich zog es vor, zu Fuß nach Hause zu gehen. Alles, was ich seit Beginn des Abends gehört hatte, spukte mir im Kopf herum. Auf halbem Weg betrat ich ein Café. Es war noch leer, wartete noch auf die Leute aus den Pubs. In zwei Stunden würde es brechend voll sein. Ich nahm eine Ecke für mich allein in Beschlag und dachte an Gabriella - wie sie gewesen war, wie sie ausgesehen hatte, wie ich mich fühlte. Wie Anderson so behaglich neben ihr gesessen hatte. Nach einer Weile - es hatte wieder angefangen zu regnen - wanderten meine Gedanken zu dem verschollenen Vogel, der ihn hierher geführt hatte. Andersons Suche nach ihm schien zu bizarr, um wahr zu sein. Ein einzigartiger Vogel, ein unerklärliches Verschwinden, eine minimale Möglichkeit, dass das einzige Exemplar noch irgendwo existieren könnte. Es war ein unglaublicher Gedanke, die Sorte Entdeckung, von der ich früher geträumt hatte. Aber doch sicher ausgeschlossen? Ich hätte darüber lachen sollen - nur war Anderson nicht der Mann, der zum Lachen reizte.
    Der Gedanke beschäftigte mich noch, als ich das Café verließ und in den Regen hinaustrat. Ich brauchte einige Zeit bis nach Hause, und als ich dort angekommen war, dauerte es noch einmal eine Weile, bis ich erfasste, was die eingeschlagene Scheibe in der Haustür zu bedeuten hatte. Die Scherben lagen im Flur, und dahinter saß Katya am Fuß der Treppe und betrachtete sie.
     
     
     
    Als er zum ersten Mal ihr Gesicht erblickte, fand er sie nicht eben schön.
    Sie sah genauso aus, wie die Leute in Revesby sie beschrieben hatten: braunes Haar, schlank, die Züge hübsch, aber gewöhnlich.
    Seine Enttäuschung ließ ihn einen Moment lang im kühlen Schatten der Eichen am Rande der Lichtung innehalten. Von dort, wo die Frau saß und zeichnete, wehte der Geruch der sonnenwarmen Erde herüber. Das Nachmittagslicht zeigte sie überdeutlich: eine zarte Gestalt in weißem Musselin, ein paar Sommersprossen, die Stirn beim Zeichnen in tiefe, konzentrierte Falten gelegt. Durch den Schatten der Bäume betrachtet, war sie ihm überaus anmutig erschienen, und mehr als einmal hatte ihn die Verheißung dieses Anblicks wieder in den Wald geführt, in der Hoffnung, seine Neugier befriedigen zu können. Jetzt aber, da seine Waldnymphe sich als ein sonnengebräuntes Mädchen erwies, zögerte er und wollte sich eben wieder abwenden, hätte sie nicht in diesem Augenblick geradewegs zu ihm hergeschaut.
    Ihr Blick machte ihn verlegen. Sie war allein im Wald, und er hatte sie recht unverhohlen beobachtet. Ein Gentleman, dachte er, würde sich verneigen und sich zurückziehen.
    Dessen ungeachtet trat er in den Sonnenschein hinaus, räusperte sich und senkte den Blick, um seine Verlegenheit zu verbergen. Als er wieder aufsah, hatte sie sich erhoben, hielt das geschlossene Zeichenbuch an sich gedrückt und schaute ihm entgegen.
    »Ich bitte um Vergebung, wenn ich Sie gestört habe«, sagte er und trat weiter vor. »Ich komme oft hier vorbei und habe nicht erwartet, diesen entlegenen Ort so reizend besetzt zu finden.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Mein Name ist Joseph Banks.«
    Einen Moment lang sah sie auf seine Hand nieder, ergriff sie aber nicht. Als sie zu sprechen anhob, klang ihre Stimme ruhig.
    »Ich weiß, wer Sie sind, Mr. Banks. Revesby ist zu klein, als dass es anders sein könnte. Selbst wenn man sich dort aus dem Wege gehen möchte, vermag man es nicht immer.«
    »Dann freut es mich, dass dies heute nicht der Fall ist.« Lächelnd wies er auf ihr Zeichenbuch. »Sie sind Künstlerin, wie ich sehe.«
    Sie senkte die Lider, und Banks betrachtete ihr Gesicht. Als er merkte, dass sie nicht zu antworten beabsichtigte, verneigte er sich und lächelte in die Stille hinein, die sie hatte entstehen lassen.
    »Wir werden uns gewiss bald wieder begegnen. Vielleicht sind Sie zu Hause, wenn ich Ihrem Vater meine Aufwartung mache.«
    Unvermittelt hob sie den Blick und sah ihm ins Gesicht. Sie sprach sehr deutlich, und ihre Stimme klang

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