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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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brauchte.
    Andererseits hätte sie es ewig bereut, wenn sie nicht …
    Sie fuhr mit dem Federmesser vorsichtig zwischen die zusammengeklebten Seiten. Sie lösten sich beinahe zu leicht voneinander. Nach zwei Minuten hatte sie das aufgeklebte Blatt vollständig abgetrennt. Sie drehte es um und las.
    Die Geräusche von draußen drangen auf einmal nicht mehr an ihr Ohr.
    Wir, Sinibaldo de’Fieschi, dank der Gnade Gottes und der Fehlerhaftigkeit Unserer Mitbrüder vor wenigen Stunden gewählter Papst Innozenz IV., erklären hiermit feierlich und unter dem heiligen Eid einer Kirche stehend, die die wahrhaftige Kirche Jesu Christi ist, dass Wir uns geirrt haben.
    Wir erklären ferner, dass auch unsere Amtsvorgänger sich geirrt haben.
    Alle Unsere Amtsvorgänger – möge Gott ihren Seelen gnädig sein. (Möge Gott meiner Seele gnädig sein – Kyrie eleison!) Möge Gott allen Seelen gnädig sein, die dieses Dokument lesen. Wenn Wir es fertiggestellt haben, wird es von einem verschwiegenen Boten dorthin gebracht werden, wo alle Geheimnisse unseres Glaubens ihren Ausgang nehmen – in die heilige Stadt Jerusalem. Möge es zu einem Zeitpunkt wieder ans Tageslicht finden, an dem seine Wahrheit nicht den Untergang der Welt bedeutet. Und mögen die Schriftrollen, die Wir bei unserem eigenen Besuch in Jerusalem gelesen haben, als wir noch Sinibaldo Kardinal Fieschi waren und die Welt für heil hielten, die Schriftrollen, deren Inhalt Uns die Augen geöffnet und zur Abfassung dieses Dokuments geführt hat, ebenso wenig zuvor entdeckt werden. Das Tier, das am Jüngsten Tag aufsteigt, um die Menschheit zu vernichten, der Antichrist – das ist nicht der Sohn des Satans, sondern die Tochter der Lüge, die wir seit dem Tag leben, als der Herr seinen Geist in Gott aufgab.
    Wahrlich, dies ist Unser Bekenntnis: Die Heilige Römische Kirche, der Stuhl Christi auf Erden, ist nichts als …
    Adelheid schlug mit der flachen Hand auf den restlichen Text und verdeckte ihn. Sie starrte ins Leere – oder besser, sie starrte in einen schwarzen Höllenschlund.
    Es gab keinen Zweifel. Dies war das Dokument, das Meffridus in der leeren Schatulle vermutet hatte. Das Dokument, für das er beinahe sein Leben hingegeben hätte, bis er sich in letzter Sekunde entschlossen hatte, Constantia zu retten, und dann mit ihr zusammen umgekommen war. Dies war der wahre Schatz, von dem Kaiser Federico auf seinem Totenbett gesprochen hatte.
    Sie fühlte die Buchstaben des Bekenntnisses unter ihrer Handfläche brennen, aber sie war entschlossen, sie nicht aufzudecken. Sie wollte sie nicht lesen.
    Es war ihr völlig klar, was geschehen war. Papst Innozenz IV. hatte das Dokument nach Jerusalem gesandt, aber er hatte nicht daran gedacht, dass Kaiser Federico sich durch seine friedliche Eroberung Jerusalems zwar Feinde in Rom, aber nicht in der Heiligen Stadt gemacht hatte. Als 1245, zwei Jahre nach der Wahl Kardinal Fieschis zum Papst Innozenz IV., Jerusalem von den Ägyptern erobert worden war, musste jemand das Dokument zurück ins Reich gebracht haben – zum Kaiser. Natürlich hatte Papst Innozenz IV. davon erfahren. Es war einfach nachzurechnen. 1245 hatte der Papst erneut den Kirchenbann über den Kaiser verhängt. 1245 hatte Kaiser Federico mit den Ketzern Verhandlungen aufgenommen. Beide Seiten hatten aufgerüstet – der Papst, um zu verhindern, dass der Kaiser das Bekenntnis jemals öffentlich machte, und Federico, weil er sich nun im Besitz des einzig wahren Beweises sah, dass seine Ansicht von der Romkirche stets richtig gewesen war. Und es erklärte auch, warum der Papst Friedensangebote gemacht hatte, kaum dass es so ausgesehen hatte, als würde der Kaiser obsiegen. Besser, sich dem siegreichen Federico zu unterwerfen, zur Friedensbedingung die Vernichtung des Dokuments zu machen und darauf zu bauen, dass einer seiner Nachfahren schon schwach genug sein würde, um die Herrschaft wieder zu verlieren. Besser, als überall Anschläge zu lesen, in denen stand, dass die Heilige Römische Kirche, der Stuhl Christi auf Erden, nichts war als …
    Adelheid riss den Blick von den apokalyptischen Visionen los, die in ihr aufstiegen, und klammerte sich stattdessen an die Szene jenseits der Fensteröffnung. Zwei der Steinmetzen waren an die Arbeit zurückgegangen – der kleine und die lange Bohnenstange. Der dritte, der sein langes Haar im Nacken mit einem Band zusammenhielt, nahm einen Wasserkrug und trug ihn zu den beiden Nonnen. Eine von ihnen stand

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