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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Gesetz an oberster Stelle, da ließ sie nicht dran rütteln. Er hingegen war von dem Gedanken beseelt, dass das gemeinsame Wirken in einer Gemeinschaft von Mönchen und Nonnen ihre Probleme lösen würde. Für kurze Zeit hatte er sogar versucht, in solch einer Gemeinschaft zu leben, doch dann hatte König Colgú Fidelma und ihn nach Lios Mór geschickt, wo sie in der dortigen Abtei den Tod von Bruder Donnchad, einem berühmten Gelehrten, aufklären sollten. Das war just, als Fidelma ihren festen Entschluss verkündete, sich von ihrem Gelübde als Nonne endgültig zu lösen. Damit überließ sie es ihm, auch für sich eine Wahl zu treffen.
    Nach reiflicher Überlegung hatte er sich entschieden. Welche Ansprüche hatte er an das Leben? Er wollte für die Frau, die er liebte, da sein und ihr zur Seite stehen. Er wollte ihren gemeinsamen Sohn behüten und großziehen. Er wollte seine Talente zum Wohle der ihn umgebenden Menschen einsetzen und zum Wohle all derer, die ihn, einen Fremden in einem fremden Land, aufgenommen und ihm Unterstützung hatten angedeihen lassen. Als Verstand und Gefühl ihm das Gleiche sagten, fiel der Entschluss nicht mehr schwer. Er unterstützte Fidelma, ohne sich ihr unterzuordnen. Er wusste um ihren starken Willen, war aber sensibel genug, um zu erkennen, dass der gewachsen war, um sich gegen die Verunsicherung zu wehren, die sie als Kind durch den frühen Verlust ihrer Eltern durchlitten hatte.
    Fidelmas derzeitige Unausgeglichenheit war nach der jüngsten Zusammenkunft des Rates der Brehons, der Richter des Königreichs, entstanden. Deren Entscheidung, Brehon Áedo und nicht Fidelma zum Obersten Richter zuwählen, war ein Schlag für sie gewesen, auch wenn sie versuchte, ihre Betroffenheit nicht zu zeigen. Selbst Eadulf gegenüber äußerte sie sich nicht näher dazu. Als er es einmal wagte, die Sprache auf dieses Thema zu bringen, sagte sie nur, der Rat hätte die logische und vernünftige Wahl getroffen. Áedo wäre älter und erfahrener, weiser als sie. Sie sagte es gezwungenermaßen; in ihrem Gesichtsausdruck, namentlich in den Augen, ließ sich unschwer ihre Enttäuschung ablesen. Die Entscheidung hatte einen Schatten auf ihr Zusammenleben geworfen, und Eadulf spürte, dass sie seiner Unerschütterlichkeit, seiner unaufdringlichen Unterstützung und seines Optimismus mehr als sonst bedurfte. Sie brauchte seine Verlässlichkeit und Zuneigung, und beides konnte er ihr geben.
    Er empfand eine unsägliche Erleichterung, als er sie fröhlich erregt das Zimmer betreten sah. Es war seit Wochen das erste Mal, dass er sie so gelöst erlebte. Sie brauchte einfach eine sie fordernde Aufgabe, eine Aufgabe, die ihrem Talent und ihren Fähigkeiten entsprach und die ihr keine Zeit ließ, sich nutzlos vorzukommen.
    »Du sagst, diese kleine Furt, an der der Bauer den Leichnam gefunden hat, liegt in Cluain Mór?«, vergewisserte er sich noch einmal, während er einen letzten prüfenden Blick auf den Inhalt seiner Satteltasche warf.
    »Es ist nicht weit von hier«, bestätigte sie und nannte die genaue Entfernung – es waren in der Tat nur ein paar Meilen. Fidelma hatte ihren Beutel längst gepackt und wartete ungeduldig, dass auch er endlich fertig wurde.
    »Wenigstens ist es kein langer Ritt«, meinte er leichthin. Er war kein großartiger Reiter und tat sich mit längeren Reisen schwer, obwohl er inzwischen wahrscheinlich weitaus mehr in der Welt herumgekommen war als die meistenseiner Zeitgenossen es jemals vermochten. Selbst in Rom war er zweimal gewesen und hatte sogar einmal das Konzil von Autun in Burgundia besucht. Zu seinen Sachen, die er jetzt zusammenpackte, gehörte auch eine Arzttasche, eine sogenannte lés , in der er allerlei Arztinstrumente und Arzneimittel hatte. Ursprünglich war Eadulf vor vielen Jahren ins Land der fünf Königreiche von Éireann gekommen, um in Tuaim Brecain im Land Udlaidh, dem im Norden gelegenen Königreich, an der dortigen führenden Schule für Medizin zu studieren. Dort hatte er medizinische Kenntnisse erworben und konnte so Fidelma bei vielen ihrer Untersuchungen nützliche Hinweise geben. Als er das Studium aufnahm, war er schon zum Neuen Glauben übergetreten. Er stammte aus Seaxmund’s Ham im Land des Südvolks, das zum Königreich der Ostangeln gehörte. Dort war er aufgewachsen und später als erblicher Nachfolger Friedensrichter, ein gerefa , gewesen. Ein irischer Missionar namens Fursa hatte ihn bekehrt, und folglich hatte er von der Verehrung Wodans

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