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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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anderen Ende des gepflasterten Hofes standen Gormán und ein Krieger namens Enda mit vier bereits gesattelten Pferden. Auch Tóla, der Bauer, war bei ihnen. Er saß auf seinem friedfertigen Esel. Neben den Pferden gaben Reiter und Tier ein etwas unpassendes Bild ab, besonders neben Fidelmas Lieblingspferd Aonbharr, einer alten Rasse aus Urväter Zeiten – kurzer Nacken, aufrechte Schulter, markanter Körperbau, schmale Flanken und eine lange Mähne. Es schien Fidelma zu erkennen; sowie sie den Hof betrat, wieherte es leise und stampfte mit einem Vorderhuf auf die Steinplatten, dass die Funken stoben. Fidelma nannte es nach dem sagenumwobenen Pferd des heidnischen Meeresgottes Manannán Mac Lir »den Unübertrefflichen«, denn dessen Pferd konnte über Land und Wasser galoppieren und weder von einem Menschen noch einem Unsterblichen getötet werden. Das für Eadulf bestimmte Ross hielt Enda am Zügel; es war ein rötlichgraues, kleineres, gedrungenes Pferd, das er in letzter Zeit immer geritten hatte. Eadulf hatte Zutrauen zu ihm gefasst, denn es war ein sanftmütiges und williges Tier.
    Dass Gormán sich für den Krieger Enda als Begleiter entschieden hatte, freute Fidelma und Eadulf, denn sie waren schon mehrfach in gefährlichen Situationen mit ihm zusammen unterwegs gewesen. So hatte er zum Beispiel Fidelma begleitet, als sie Eadulf aus den Fängen der bösen und teuflischen Äbtissin Fainder in Ferna befreite, die ihn zum Tode verurteilt hatte. Auch Enda gehörte zurLeibgarde von Cashel, wenngleich er nicht so intelligent war wie Gormán und weniger überlegt handelte. Er konnte leicht jähzornig werden, war aber treu ergeben und zuverlässig und im Umgang mit dem Schwert nicht zu übertreffen.
    Ein letztes Lebewohl zu Muirgen und Alchú, ein flüchtiges Kopfnicken zu Dúnliath, die ihnen mit ihrem leeren Lächeln nachschaute, und sie saßen auf und trabten durch das Burgtor hinaus und bergab zu der kleinen Siedlung, die unterhalb des alten Burgfelsens von Cashel lag. Sie ritten um den Fuß des Felsens und durch die Ansiedlung. Es waren nur wenige Menschen unterwegs, und einige grüßten sie, sonst aber war es ruhig im Ort, nur die gellenden Hammerschläge aus der Schmiede drangen an ihre Ohren. Hinter der Siedlung nahmen sie die Straße nach Norden. Sie passten ihr Tempo Tóla mit seinem Esel an, denn der war beträchtlich langsamer als die Pferde. Doch große Eile hatten sie nicht, denn bis zur Furt über den Arglach war es nicht weit.
    Eadulf hatte recht. Fidelma konnte ihre Erregung kaum verbergen. Die letzten Wochen hatte es nichts gegeben, was sie als Herausforderung empfunden hätte. Nichts als pure Langeweile. Sie hatte schon befürchtet, ihr Geist würde vor lauter Nichtstun verkümmern. Nach der Entscheidung des Rates der Brehons schienen auch die anderen Rechtsanwälte sie zu meiden. Niemand bot ihr eine Arbeit an, selbst von den harmlosesten Fällen blieb sie ausgeschlossen. Sie hätte jeden Fall übernommen, nur um etwas zu tun zu haben; doch seit sie und Eadulf aus Lios Mór zurückgekehrt waren, blieb ihre Sachkenntnis ungefragt. Jetzt aber sah sie eine Aufgabe vor sich, und eifrig ging sie die wenigen Dinge durch, die Tóla ihnen erzählthatte. Eine Sorge allerdings blieb. Wenn der Tote tatsächlich ein Adliger der Ui Máil von Laigin war, hatte ihr Bruder mit seinen Befürchtungen recht. Dann würde es zu Konflikten kommen.

K APITEL 4
    Sie schickten Breac, Tólas Sohn, zusammen mit dem Hund und dem Esel zum Bauernhaus zurück, Tola selbst aber blieb bei Fidelma und ihren Begleitern. Er sollte ihnen genau beschreiben, wie er den Leichnam gefunden hatte. Gormán und Enda hielten sich mit den Pferden etwas abseits, während Fidelma und Eadulf zu dem Toten hinübergingen.
    In dieser heiteren Umgebung mit dem rauschenden Fluss auf einen ermordeten jungen Mann zu stoßen, hatte etwas Unwirkliches an sich. Das schäumende Wasser an den Trittsteinen, das Rascheln der Blätter in den Bäumen, dazu das Trällern einer Misteldrossel hoch über ihnen auf einem der Zweige machten dieses Fleckchen Erde noch schöner. Alles schien so friedlich, und doch lag vor ihnen ein Toter.
    Eadulf bückte sich, um den Leichnam näher zu betrachten.
    »Vorn sind keine Wunden festzustellen«, verkündete er und wiederholte damit, was ihnen der Bauer bereits gesagt hatte.
    Fidelma musterte die Kleidung des Toten, konzentrierte sich dann auf die Hände, die hell und feingliedrig waren und spitz zulaufende Finger hatten.

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