Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
Áine im Westen.«
    »Und wirkte in einem klösterlichen Spital?«
    »In einem ›Haus des Stammeslands‹.«
    So ein forus tuaithe oder »Haus des Stammeslands« war eines der vielerorts vorhandenen Krankenhäuser, die jedermann offenstanden. Der Legende zufolge hatte die große Königin Macha Mong-Ruadh, die als Hochkönigin in Tara herrschte, das erste Hospital an einem Ort errichten lassen, der heute noch ihren Namen trägt – Emain Macha. In beinahe jedem Stammesgebiet in den fünf Königreichen gab es Hospitäler, selbst Siechenhäuser für Leprakranke. Die Brehon-Gesetzgebung enthielt strikte Regeln für die Krankenpflege. Die Häuser mussten sauber und gut gelüftet sein, vier Türen waren daher vorgeschrieben, auch sollten sie an einem fließenden Gewässer stehen. Jeweils mehrere ausgebildete Ärzte waren verpflichtet, dort die Kranken zu behandeln. Auch Arme mussten aufgenommen werden, die medizinische Behandlung, Medikamente und Ernährung aus eigenen Mitteln nicht bestreitenkonnten. Verwandte oder der ganze Clan hatten für folach-othrusa, die Krankenpflege, aufzukommen. War jemand durch die Schuld eines anderen verletzt worden, war der Schuldige verpflichtet, seinen Unterhalt zu zahlen.
    »Er war also als Krankenpfleger in einem broinbherg tätig.«
    Fidelma benutzte die volkstümliche Umschreibung für ein Hospital – »Haus der Sorge«. So hatte Macha das erste, von ihr gegründete Krankenhaus genannt. »Wie ging es dann weiter?«
    »Ich hörte von Zeit zu Zeit von ihm und erfuhr, dass er auf eigenen Wunsch in ein noch weiter westlich gelegenes Spital gegangen war. Dort hat er zu trinken angefangen, während er die Kranken versorgte.«
    »Weißt du, wo das war?«
    »Er hatte es übernommen, sich um die bemitleidenswerten Patienten in Gleann na nGeilt zu kümmern.«
    »Wo habe ich von dem Ort schon mal gehört?«, murmelte Eadulf vor sich hin.
    »Man nennt es Tal der Irren«, redete Bischof Daig weiter. Es liegt zwischen den Bergen im Westen. Dort werden jene bedauernswerten Kranken hingeschafft, die die Wirklichkeit unserer Welt nicht mehr begreifen, die ihren Verstand verloren haben.«
    Plötzlich fiel Eadulf wieder ein, in welchem Zusammenhang er davon gehört hatte. Das war der Ort, in den man die Mörderin gebracht hatte, nachdem er und Fidelma in Lios Mór die Untat enthüllt hatten und die Täterin für geisteskrank erklärt wurde.
    »Ist es nicht sehr gefährlich, dort zu arbeiten?«
    »Die Geistesgestörten werden in der Heilanstalt zu ihremeigenen Schutz bewacht, aber auch, um die Umwelt vor ihnen zu bewahren. Alle, die sich ihrer annehmen, tun das vollkommen freiwillig, und der unselige Bruder Ailgesach war einer von ihnen. Lange Jahre hat er dort die Verrückten gepflegt. Ich bin sicher, der Umgang mit ihnen hat ihn dazu gebracht, übermäßig zu trinken.«
    »Doch Gleann na nGeilt hat er schließlich verlassen. Wohin trieb es ihn dann?«, fragte Fidelma.
    »Das ist noch gar nicht lange her. Abt Ségdae von Imleach, in dessen Zuständigkeit das Tal der Geistesgestörten fällt, fand eine Stelle für ihn, auf der er nicht sonderlich viel zu tun hatte, und wo zu hoffen stand, er könne sich auskurieren. Das war die kleine Kapelle in Fraigh Dubh. Erst vor vierzehn Tagen war das. Und nun berichtest du, er hat sich zu Tode gesoffen.«
    »Eadulf hat nur gesagt, dass er tot ist, nicht, dass er sich zu Tode getrunken hat«, stellte Fidelma richtig. Ehe der Bischof seine Überraschung zum Ausdruck bringen konnte, fuhr Fidelma fort. »Da du Bruder Ailgesach so lange gekannt und mit ihm in der Abtei Biorra studiert hast, verstehe ich nicht, warum du behauptest, Bruder Biasta nicht zu kennen.«
    Bischof Daig geriet völlig durcheinander. »Ich sage noch einmal, dass ich den Namen nie gehört habe. Wer ist das überhaupt?«
    »Er hat uns gesagt, er sei ein Vetter Ailgesachs und habe mit ihm in Biorra studiert.«
    Der Bischof wusste nicht, was er davon halten sollte, und schaute Gelgéis ratsuchend an. »Ich kann dir versichern, mit uns hat niemand in Biorra studiert, der Biasta hieß. Was hast du gesagt, wer ist dieser Biasta?«
    »Er hat angegeben, er sei ein Vetter Ailgesachs und siebeide gehörten zum Stamm der Muscraige Tíre, deren Hauptort Tír Dhá Ghlas ist.«
    Bischof Daig betrachtete sie, als habe er es mit einer Geistesgestörten zu tun. »Du bist völlig im Irrtum, Lady. Ailgesach gehörte zu den Éile und kam aus diesem Ort, genauso wie ich selber. Aus Tír Dhá Ghlas stammte er bestimmt

Weitere Kostenlose Bücher