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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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sie: »Wen willst du ausfindig machen?«
    »Sagt dir der Name Bruder Biasta etwas?«
    Gelgéis schüttelte sofort den Kopf. »Den Namen habe ich nie gehört. Offenbar ist er einer der Klosterbrüder. Vielleicht kennt ihn mein Bischof, Daig heißt er. Möchtest du, dass ich ihn rufen lasse?«
    »Das würde ich begrüßen«, stimmte Fidelma ihr zu.
    Gelgéis schaute zu ihrem Hofmeister Spealáin, der sich bisher diskret im Hintergrund gehalten hatte.
    »Was veranlasst dich, gerade nach dem Klosterbruder zu forschen?«, fragte sie, als der Hofbeamte sich aufgemacht hatte, den Bischof zu holen.
    »Das will ich erklären, sobald Bischof Daig bei uns ist. Es würde mir ersparen, zweimal darüber zu reden.« Sie brachte das Gespräch auf unverfänglichere Themen, fragte zum Beispiel, ob die kunstvollen Wandteppiche geknüpft oder gewebt seien.
    Bischof Daig, klein und rundlich, hatte volle rote Wangen. Silberweiße Haarbüschel umstanden eine blanke Glatze. Die Augen waren blau, eins schielte leicht. Er sah aus wie einer, der gern lachte, doch jetzt blickte er ernst und abwartend drein.
    »Bruder Biasta? Den Namen habe ich nie gehört. Aus welcher Abtei kommt er?«
    Fidelma antwortete mit einer Gegenfrage. »Vielleicht ist dir Bruder Ailgesach bekannt?« Das hatte sofort Wirkung, die Prinzessin und der Bischof erschraken. »Dieser Name ist dir also vertraut.«
    »Bruder Ailgesach?« Der Bischof übernahm die Antwort für Gelgéis gleich mit. »Den unseligen Bruder Ailgesach kennen wir beide. Vor kurzem erst war er hier in Durlus und ist dann weiter nach Fraigh Dubh gezogen. Ich kenne ihn vielleicht besser als jeder andere. Wir haben uns gemeinsam in der vom heiligen Brendan gegründeten Klostergemeinschaft Biorra auf das Priesteramt vorbereitet.«
    »Warum nennst du den Bruder ›unselig‹?«
    Der Bischof seufzte bekümmert. »Er trinkt, du weißt schon. Ihr müsst an seiner kleinen Kapelle in Fraigh Dubh vorbeigekommen sein. Die Straße von Cashel geht daran vorbei.«
    Fidelma antwortete nicht sofort und fragte dann: »Was weißt du sonst noch von ihm?«
    »Bruder Ailgesach selbst nach Dingen zu befragen, dieihn betreffen, wäre doch wohl schicklicher«, mischte sich Gelgéis ein.
    »Ihn nach irgendetwas zu befragen, dürfte nunmehr unmöglich sein«, warf Eadulf trocken ein und ergänzte, als die anderen ihn aufgeschreckt anstarrten: »Er ist tot.«
    Gelgéis holte tief Luft und drehte sich weg, so dass man ihre Miene nicht sehen konnte. Bischof Daig hatte erschrocken die Augen aufgerissen und schüttelte dann bedächtig den Kopf. »Ich vermute, die Trunksucht hat ihn zu Fall gebracht. Der unselige Mensch.«
    »Unselig hast du ihn nun zum zweiten Mal genannt, was, glaubst du, hat ihn so unselig werden lassen?«
    »Du meinst, was ihn zum Trinken veranlasst hat?«
    »Wer anderes als du könnte uns davon berichten«, erwiderte Fidelma gereizt. »Du hast mit ihm in Biorra studiert. Erzähl uns, was du weißt.«
    »Ich habe Bruder Ailgesach als einen Menschen gekannt, der sich um andere kümmerte. Er hatte den Ehrgeiz, Arzt zu werden, war aber nicht in der Lage, das Studium abzuschließen. Ihm fehlte die Gabe, das Messer des Wundarztes zu handhaben, was aber in der Heilkunst ebenso erforderlich ist, wie die Fähigkeit, Heiltränke zu mischen und zu verabreichen.«
    Eadulf, der Heilkunde studiert hatte, kannte die alten Gesetze, in denen vorgeschrieben war, welche Kenntnisse ein geprüfter Arzt besitzen musste. Schwere Strafen wurden demjenigen angedroht, der sich als Arzt ausgab, ohne die Ausbildung auf einer Hohen Schule durchlaufen zu haben. Eadulf kannte kein anderes Land, in dem er gewesen war, das derart umfassende Gesetze hatte. Die Gesetzgeber in den fünf Königreichen schienen zu wissen, wie leicht es war, Leute zu täuschen, die krank waren und verzweifeltLinderung ihrer Leiden suchten. Die Hilfesuchenden vertrauten jedem, der vorgab, sie heilen zu können. Ausgebildete Ärzte waren für das Wohlergehen ihrer Patienten verantwortlich. Schlug eine Behandlung fehl oder entzündete sich eine Wunde nach einer gewissen Zeit wieder, musste der Arzt das Honorar zurückgeben oder Schmerzensgeld zahlen oder zustimmen, dass ein weiterer Arzt bei der Behandlung hinzugezogen wurde.
    »Er hat die Ausbildung zum Heilkundigen nicht beendet, was wurde dann aus ihm?«, forschte Fidelma weiter.
    »Er erbot sich, Kranke zu pflegen.«
    »In Biorra?«
    »Anfänglich ja. Dann verließ er die Abtei und wanderte ins Land der Eóghanacht

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