Die Philosophen der Rundwelt
verbringen, dann sind sie erstaunlich erfolgreich. Aber Junge, was dieses eine Prozent alles ausmacht!
Das also ist Wissenschaft. Die Autorität in Frage zu stellen. Komplizität zwischen Theorie und Experiment. Und ein Kontext von Gleichgesinnten, die Ihre Arbeit in Frage stellen können. Am besten im Verein mit einem Bewusstsein für alles Obige und mit Dankbarkeit gegenüber Freunden und Kollegen für ihre Kritik. Und was ist das Ziel? Zeitlose Wahrheiten zu finden? Nein, das wäre zu viel verlangt. Schwache Menschen davon abzuhalten, plausiblen Irrtümern aufzusitzen? Ja – einschließlich der Irrtümer von Leuten, die zumindest so wie Sie selbst aussehen und klingen. Und Menschen vor ihrer Bereitschaft zu bewahren, eine gute Geschichte zu glauben, weil sie richtig klingt und nicht weiter stört. Und sie auch vor einem kräftigen Nackenhieb der Autorität und Obrigkeit zu bewahren.
Die Menschheit hat lange gebraucht, um zur wissenschaftlichen Methode zu finden. Der Grund für die Verzögerung war zweifellos, dass man, wenn man Wissenschaft richtig betreibt, oft eingeschliffene, gefestigte Glaubensvorstellungen über den Haufen wirft, darunter die eigenen. Die Wissenschaft ist kein Glaubenssystem, doch viele Bereiche der menschlichen Tätigkeit sind es, also ist es kein Wunder, dass sich die frühen Entwickler von Wissenschaft oft im Konflikt mit der Obrigkeit befanden. Das wohl am besten bekannte Beispiel ist Galilei, der wegen seiner Theorien über das Sonnensystem Schwierigkeiten mit der Inquisition bekam. Es kommt vor, dass man von der Wissenschaft, statt vor einem kräftigen Nackenhieb der Obrigkeit bewahrt zu werden, diesem ausgesetzt wird.
Wissenschaft ist also nicht nur ein Korpus von Tatsachen und Techniken, die gelehrt werden können. Sie ist eine Denkweise. In der Wissenschaft können feststehende »Tatsachen« immer in Frage gestellt werden* [* Einige gegenwärtige Streitpunkte, alle »respektabel« – das heißt, mit soliden Indizien auf beiden Seiten – sind unter anderem: Hängt eine neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit mit BSE (dem Rinderwahnsinn) zusammen? Ist die Anzahl der menschlichen Spermien zurückgegangen? Ist der Mond durch den Aufprall eines Himmelskörpers von Marsgröße auf der Erde entstanden? Wird das Weltall jemals aufhören, sich auszudehnen? Wie sind Vögel mit Dinosauriern verwandt? Hat es jemals Leben auf dem Mars gegeben? Beweist der Tripel-Alpha-Prozess, dass unserer Universum etwas Besonderes ist? Und gibt es irgendetwas, was keine Nüsse enthält?], doch wenige Wissenschaftler werden auf Sie hören, solange Sie keine Beweise vorlegen können, dass die alten Ideen falsch sind. Wenn die Leute, die jene Ideen erfunden haben, tot sind, können alternative Theorien rasch Anerkennung finden, und die wissenschaftliche Methode funktioniert gut. Wenn die Leute, die jene Ideen erfunden haben, noch zugegen sind, und zwar in einflussreichen Positionen, können sie neuen Sichtweisen und den Leuten, die sie vorschlagen, eine Menge Hindernisse in den Weg legen. Dann funktioniert die Wissenschaft schlecht, weil sich Menschen wie Menschen verhalten. Doch selbst dann noch kann die neue Idee das anerkannte Wissen verdrängen. Es dauert nur länger und bedarf wirklich stichhaltiger Beweise.
Stellen wir die Wissenschaft anderen Denkweisen über das Universum gegenüber. Der Standpunkt der Scheibenwelt ist es, dass das Universum mit Magie funktioniert: Dinge geschehen, weil Menschen es so wollen. Man muss immer noch den richtigen Zauberspruch finden, oder der narrative Imperativ muss stark sein, damit diese Dinge geschehen, auch wenn Menschen es nicht wollen, doch das Universum ist für die Menschen da.
Auf Scheibenwelt und Rundwelt ist die Weltsicht der Priesterschaft ähnlich, doch mit einem wichtigen Unterschied. Die Priester glauben, dass das Universum von Göttern (oder einem Gott) gelenkt wird, dass Dinge geschehen, weil die Götter es so wollen, weil es ihnen egal ist oder weil sie ein unbegreifliches langfristiges Ziel im Blick haben. Es ist jedoch möglich, dass Menschen die Priester bitten, in ihrem Interesse bei den Göttern zu intervenieren, in der Hoffnung, die Entscheidungen der Götter zumindest im Kleinen zu beeinflussen.
Die philosophische Weltsicht, dargestellt am Beispiel von Antigonos, besagt, dass das Wesen der Welt durch reines Denken erschlossen werden kann, ausgehend von ein paar tiefgründigen, allgemeinen Prinzipien. Beobachtung und Experiment sind
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