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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sinfonie selbst (eingeschaltet von irgendeiner CD, die mit der Binärzahl für 973 beginnt). Zwei Kontexte, zwei Interpretationen, zwei Bedeutungen, zwei Ergebnisse.
    Ob etwas wirklich eine Nachricht ist, hängt auch vom Kontext ab: Sender und Empfänger müssen sich über ein Protokoll einig sein, nach dem Bedeutungen in Symbole umgewandelt und zurückübersetzt werden. Ohne dieses Protokoll ist ein Semaphor nichts als ein paar Holzstücke, die herausragen. Drei Äste sind auch Holzstücke, die herausragen, doch niemand versucht jemals, die von einem Baum übermittelte Nachricht zu entschlüsseln. Drei Ringe – die Jahresringe, die erscheinen, wenn man den Stamm durchsägt – sind etwas anderes. Wir haben gelernt, ihre »Botschaft« zu »entschlüsseln« – über das Klima im Jahre 1066 und dergleichen. Ein dicker Ring weist auf ein gutes Jahr hin, in dem der Baum stark gewachsen ist, wahrscheinlich warm und feucht; ein dünner Ring bedeutet ein schlechtes Jahr, wahrscheinlich kalt und trocken. Doch die Folge von drei Ringen wurde erst zur Nachricht, trug erst Information, als wir die Regeln herausfanden, die das Klima mit dem Wachstum der Bäume koppeln. Der Baum hat uns seine Nachricht nicht geschickt .
    Bei der biologischen Entwicklung besteht das Protokoll, welches der DNS-Botschaft Bedeutung verleiht, aus Gesetzen der Physik und Chemie. Dort steckt die Exformation. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Exformation quantifiziert werden kann. Die Komplexität wird nicht von der Anzahl der »Basen« in seiner DNS-Sequenz bestimmt, sondern von der Komplexität der Abläufe, die von diesen Basen im Kontext der biologischen Entwicklung ausgelöst werden. Das heißt, von der Bedeutung der DNS-Botschaft, wenn sie von einer fein abgestimmten, sofort startbereiten biochemischen Maschine empfangen wird. Das ist es, wo wir jene Amöben hinter uns lassen. Mit einem Embryo zu beginnen, der kleine Hautlappen entwickelt, und daraus ein Baby mit diesen einmaligen Händen zu machen, schließt eine Folge von Prozessen ein, die Skelett, Muskeln, Haut und so weiter erzeugen. Jedes Stadium hängt vom aktuellen Zustand der anderen Stadien ab, und sie alle sind wiederum vom Kontext der physikalischen, biologischen, chemischen und kulturellen Prozesse abhängig.
    Ein zentrales Konzept in Shannons Informationstheorie ist etwas, was er Entropie nannte; in diesem Zusammenhang ist es ein Maß dafür, wie statistische Muster in einer Nachrichtenquelle die Menge der Information beeinflussen, welche die Nachrichten enthalten können. Wenn bestimmte Bitmuster wahrscheinlicher als andere sind, dann liefert ihr Vorhandensein weniger Information, da die Ungewissheit in geringerem Maße vermindert wird. Im Englischen oder Deutschen beispielsweise kommt der Buchstabe E viel häufiger als der Buchstabe Q vor. Wenn man also ein E empfängt, erfährt man weniger als bei einem Q. Wenn man die Wahl zwischen E und Q hat, rät man am besten, dass man ein E empfangen wird. Und am meisten erfährt man, wenn die Erwartung sich als falsch erweist. Shannons Entropie glättet diese statistischen Verzerrungen und liefert ein »richtiges« Maß für den Informationsgehalt.
    Im Nachhinein betrachtet ist es schade, dass er den Begriff »Entropie« verwendete, denn in der Physik gibt es ein seit langem eingeführtes Konzept mit derselben Bezeichnung, welche normalerweise als »Unordnung« interpretiert wird. Das Gegenteil, »Ordnung«, wird für gewöhnlich mit Komplexität gleichgesetzt. Der Kontext ist hier das als Thermodynamik bekannte Gebiet der Physik, ein spezifisches vereinfachtes Modell eines Gases. In der Thermodynamik werden die Moleküle eines Gases als »harte Kugeln« modelliert, winzige Billardkugeln. Gelegentlich stoßen Kugeln zusammen, und dann prallen sie voneinander ab, als wären sie vollkommen elastisch. Die Gesetze der Thermodynamik stellen fest, dass eine große Ansammlung solcher Kugeln bestimmten statistischen Regeln folgt. In solch einem System gibt es zwei Energiearten: mechanische und Wärmeenergie. Der Erste Hauptsatz besagt, dass sich die Gesamtenergie des Systems nie ändert. Wärmeenergie kann in mechanische Energie umgewandelt werden, wie beispielsweise in einer Dampfmaschine, umgekehrt kann mechanische Energie in Wärme umgewandelt werden. Die Summe von beiden ist aber immer gleich. Der Zweite Hauptsatz stellt (in exakteren Begriffen, die wir gleich erklären werden) fest, dass Wärme nicht von einem kälteren Körper zu einem

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