Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
ihn um ein aufrichtiges Bekenntnis.
Und er antwortete mir, indem er mir seine langen Reißzähne in den Hals rammte.
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D a bäumte sich mein Körper nicht mehr vor Lust, sondern vor Schmerz auf. Ich gefror innerlich, spannte meine Muskeln an, schnappte nach Luft, und ich hätte schwören können, in dem Moment, als er an meinem Hals zu saugen begann, kam er noch einmal und so schnell, dass mir ganz schwindelig wurde.
Oder vielleicht lag das auch an dem Blutverlust. Denn er trank von mir wie ein durstiges Kind – mit einem Geräusch, als benutze er einen Strohhalm. Ich hätte mich ja gewehrt, doch ich konnte mich nicht bewegen. Sein Biss hatte mich gelähmt.
Dieser Verrat war mehr, als ich ertragen konnte. Gleich beim ersten Mal, als wir zusammen waren, hätte er von mir trinken können, da wäre ich vorbereitet gewesen, aber Jimmy hatte meinen verwundbarsten Moment abgewartet. Dann hatte das Böse in ihm zugeschlagen.
Meine Hände lösten sich von seinem Hals. Mein ganzer Körper wurde schlaff, und meine Lider schlossen sich flackernd. Von hoch über uns konnte ich uns liegen sehen, als hätte ich meinen Körper verlassen und würde an der Decke schweben.
Meine Augen waren gar nicht zu, sondern weit aufgerissen. Mit dem zur Seite geneigtem Kopf sah ich ein bisschen tot aus.
Aus dieser Perspektive wirkte alles sehr erotisch: seine Lippen an meinem Hals, unsere Beine ineinander verschlungen, sein Körper, der in meinem erschlafft war. Wenn ich mich nicht vorsah, spielte ich noch in einem dieser einschlägigen Videos mit, die auf dem Breitbildfernseher im Wohnzimmer liefen.
Zum Teufel, vielleicht tat ich das ja bereits. Denen hier war alles zuzutrauen.
Noch immer sah ich zu, wie er von mir trank; es war faszinierend und abstoßend zugleich. Sein Rücken war so schön – schlank, muskulös, gebräunt. Ich wollte den Arm nach ihm ausstrecken, doch ich hatte keinen Arm. Mein Arm lag mit meinem restlichen Körper dort unten auf dem Bett.
Mein Herz, meine Seele und meinen Körper hätte ich ihm gegeben, und im Moment des größten Vertrauens verletzte er mich.
Kam mir irgendwie bekannt vor.
Ich zwang meine Gedanken, zurückzukehren zum Jetzt. Langsam sah ich verdammt blass aus. Wenn er nicht bald damit aufhörte, dann…
Mir wurde wieder schwindelig. Die Welt um mich herum drehte sich, mit einem lauten Plumps und nach Luft ringend fiel ich von der Zimmerdecke zurück in meinen Körper.
Jimmy hob den Kopf, doch bevor ich sein Gesicht, seine Augen und seine zweifellos blutgetränkten Lippen sehen konnte, wurde zum Glück alles schwarz.
In meinem Traum war ich in New Mexico. Ausgerechnet! Und warum?
„Bin ich hier in der Hölle?“, flüsterte ich.
„Wohl kaum.“ Diese tiefe, faszinierende Stimme kam mir bekannt vor, auch ohne Hogan, Lagerfeuer, Schwitzhütte und einer Hitze, die direkt aus dem Boden zu steigen schien. Auch die Berge gab es, lauernde Schatten, die sich in den endlosen Himmel erhoben.
Sawyer trat hinaus in die Nacht. Nackt, umrankt nur von dem Licht des Mondes, in dem seine Tätowierungen unheimlich mitternachtsblau schimmerten.
„Du träumst, Phoenix.“
„Dann verschwinde endlich aus meinem Kopf.“
„Ich bin nicht in deinem, sondern du in meinem.“
„Pfff. Mit dir zu schlafen war ja die Pest. Was habe ich mir noch geholt?“
Sawyer verzog die Lippen zu einem dünnen schmalen Strich. „Du hast es nicht von mir.“
„Ich hatte es schon immer?“
„Nein.“
Verdammt. Jimmy.
„Musstest du unbedingt mit ihm schlafen?“
„Ja, irgendwie schon.“
Sawyer blickte mich an, dann verfinsterte sich seine Miene. „Ich bringe ihn um.“
„Da musst du dich aber hinten anstellen.“
Stille trat ein. Nur das Knistern des Lagerfeuers war zu hören.
„Er hat seine Fähigkeiten zum Traumwandern vor uns geheim gehalten“, sagte Sawyer. „Hätte ich davon gewusst, dann wäre ich gleich darauf gekommen, woher der Nephilim seine Informationen hatte. Dann hätte ich Sanducci zweimal einen Pfahl durch sein Herz geschlagen, als ich noch Gelegenheit dazu hatte.“
„Was?“
„Nur Ruthie kannte die Namen aller Dämonenjäger und Seher“, sagte er langsam, und allmählich fiel der Groschen.
„Er ist durch ihre Träume gewandert.“
Sawyer nickte nur.
„Hat sie es denn nicht gemerkt?“
„Ein Traumwanderer kann sämtliche Spuren seines Besuchs aus dem Kopf des Opfers tilgen. Selbst wenn sich das Opfer noch daran erinnert, von dieser Person geträumt zu haben, dann weiß
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