Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
Schulter gebohrt und hob ihn daran vom Boden hoch. Blut rann in den Sand und färbte die vom Mondlicht bleichen Körner schwarz. Jimmys Schwert lag zu seinen Füßen.
Hinter ihnen schien eine ganze Armee von Drachenmenschen bereitzustehen. Ihre geschuppten Flügel schlugen synkopisch und füllten den Himmel in ihrem morbiden Takt. Sie hatten den Kopf und die Arme eines Drachen, aber ihre Beine waren menschlich, ebenso wie die Oberkörper, aus denen Drachenflügel wuchsen.
„Gib auf, Seherin.“ Der Varcolac blies Flammen aus seinen Nüstern. Jimmy zog scharf die Luft ein, als seine Hose Feuer fing.
„Nein.“ Ich schlug dem nächstbesten Varcolac den Kopf ab. Mit einem dumpfen Geräusch kam er auf dem Boden auf, kullerte ein paar Meter weiter und zerfiel dann gleichzeitig mit dem immer noch aufrecht stehenden Körper zu Asche. Man musste einen Nephilim nur auf die richtige Weise töten, dann war das Saubermachen hinterher überhaupt kein Problem.
„Du hast keine Chance“, sagte der Varcolac. „Wir sind Heerscharen.“
Vermutlich hatte er recht. Aber aufgeben …?
Das war einfach nicht mein Stil.
2
G ute Arbeit“, murmelte Jimmy.
Wir waren mit goldenen Ketten an den Wüstenboden gefesselt – nackt. Oh Mann, wie ich es hasste, wenn das geschah.
„Ist das hier etwa meine Schuld?“
Ich drehte den Kopf zur Seite. Der Mond glitzerte in Jimmys dunklen Augen, ließ sein Haar erstrahlen und zog silberne Fäden durch die schwarzen Strähnen. Das Licht funkelte auf seiner geschmeidigen, sonnengebräunten Brust. Sanducci war einfach zu schön für diese Welt – und vor allem für mich.
„Wir mussten ja auch unbedingt nach L.A. kommen“, fuhr er fort. „Wir mussten natürlich herausfinden, was hier in der Wüste sein Unwesen treibt.“
„Ist das nicht unser Job?“
Er seufzte. „Doch. Aber ich glaube nicht, dass es diesmal so einfach werden wird wie sonst.“
Er hatte sicher recht. Hatte die Föderation bisher gegen eine Flut von Dämonen ankämpfen müssen, so war jetzt eine Sturmflut daraus geworden, und der beschissene Damm war auch noch völlig durchlöchert.
„Bist du okay?“, fragte ich.
„Sieht es etwa so aus?“
Meine Beziehung zu Jimmy war schon immer recht temperamentvoll gewesen. Bei unserer ersten Begegnung hatte er mir eine Schlange ins Bett gesteckt – und ich hatte ihm dafür fast ein paar Zähne ausgeschlagen. Damals waren wir zwölf.
Mit siebzehn befreite er mich von meiner Unschuld, ein Jahr später brach er mir dann das Herz. Das gleiche alte Lied, das wir alle schon tausendmal gehört haben.
Nur dass Jimmy und ich nicht wie tausend andere Paare waren. Ich war ein Medium, und er …
Jimmy war ein Dhampir.
Mein Blick wanderte von seinem Gesicht zu seiner durchbohrten Schulter, die nun nicht mehr durchbohrt war. Die klaffende Wunde war fast schon verheilt.
Die meisten Dämonenjäger waren Kreuzungen – gezeugt von einem Nephilim und einem Menschen. Wegen des geringeren Dämonenanteils konnten sie sich entscheiden, für die Mächte des Guten zu kämpfen, und da in ihren Adern Dämonenblut floss, hatten die Kreuzungen auch übermenschliche Kräfte. Im Kampf gegen Wesen von biblischen Ausmaßen waren die allerdings auch bitter nötig.
Jimmys Vater war ein Vampir, seine Mutter ein Mensch. Er war verdammt geschickt darin, Blutsauger jeder Art aufzuspüren und zu töten. Als Dhampir verfügte Jimmy über eine sagenhafte Stärke und Schnelligkeit, und er konnte so ziemlich jede Wunde heilen – allerdings heilten Wunden, die mit einer Waffe aus purem Gold verursacht wurden, langsamer. Und sie brannten höllisch.
Mein Blick fiel auf die Varcolacs, die sich gerade näherten. Sie alle trugen nun Waffen, die im Mondlicht golden glänzten. Scheiße.
„Was wollt ihr?“, fragte ich.
„Lizzy!“, fuhr Jimmy mich an. Er war der Einzige, der es wagte, mich so zu nennen.
„Fragen kostet doch nichts“, sagte ich, aber ich hielt die Varcolacs nur hin. Ich hatte nicht vor, ihnen etwas zu verraten. Und Jimmy ebenso wenig.
Er hatte zwar die Fähigkeit, seine Wunden zu heilen, doch hieß das nicht, dass er keine Schmerzen empfand. Wenn ich Sanducci in den letzten Jahren auch aus tiefstem Herzen gehasst hatte, mich in langen, einsamen Nächten mit der Vorstellung in den Schlaf gewiegt hatte, ihn zum Weinen und zum Schreien zu bringen, ihn betteln und bluten zu lassen – so haben sich die Zeiten geändert. Jetzt wünschte ich mir nur noch, dass er mir verzieh, aber ich glaubte
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