Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)
Cowboystiefeln stoben wütende kleine Staubwolken auf. Achselzuckend folgte ihr Luther.
Saywer zögerte noch. „Kommst du klar?“
„Solange ich das hier trage“, ich fasste mir ans Halsband.
Er ließ die Augen erst zu Jimmy, dann zurück zu mir wandern. „Lass dir keine Schuldgefühle einreden. Es war die einzige Möglichkeit.“
Überrascht zog ich die Brauen in die Höhe. „Und das aus dem Mund eines Mannes, der versucht hat, mich zu überreden, alle verrotten zu lassen.“
„Ich wusste ja, dass du es nicht tun würdest.“
Manchmal hatte ich das Gefühl, Saywer kannte mich besser, als ich mich selbst kannte.
Saywer ging den anderen beiden hinterher, und ich wandte mich Jimmy zu. Würde er mir je vergeben? Hoffentlich schneller als ich ihm.
Ich lief über den steinigen Weg, ignorierte den Schmerz meiner bloßen Füße und stellte mich direkt hinter ihn. Unter uns hatte sich Summers Haus wieder in ein irisches Cottage verwandelt. Ihr frühlingsgrüner Rasen war mit steinernen Wasserspeiern übersät. Wahrscheinlich würden sie in dieser Gestalt bleiben, bis die Dämonen ihre Zelte hier abbrächen.
„Ich …“ Ich stockte, unsicher, was ich sagen wollte. Nicht, dass ich es bereute. Das tat ich nicht.
„Ich habe dich gebeten, es nicht zu tun, Lizzy. Dich angefleht.“
Ich weiß. Ich bin doch dabei gewesen.
„Ganz umsonst hast du mich dazu gebracht, dich in einen Dämon zu verwandeln.“
Ich fuhr auf. „Nicht umsonst.“
Dann drehte er sich zu mir um, wütend. Doch in seinen Augen lag so viel Traurigkeit. „Die Grigori sind frei. Was hat das also genützt?“
„Die Frau aus Rauch ist tot.“
„Du hast doch gehört, was Ruthie gesagt hat. Es gibt noch mehr von ihrer Sorte.“
Zwar hatte ich Ruthies Worte gehört, aber dennoch hatte ich so meine Zweifel, dass es noch einmal so eine Lilith geben sollte. „Sie musste sterben.“
Und ich war die Einzige, die sie hatte töten können.
„Du hast mein Vertrauen missbraucht, Lizzy.“
„Dann sind wir ja quitt.“
„Baby“, murmelte er. „Wir werden niemals quitt sein.“
Also war er ebenso unversöhnlich, wie ich es bei seinem Betrug gewesen war. Es tat weh, geschah mir aber recht.
„Du weißt gar nicht, was du getan hast“, sagte er. „Das hat Folgen.“
„Alles hat Folgen.“
„Nicht solche.“
Er sah so ausgezehrt, so fertig und so traurig aus, ich wusste gar nicht, wie ich mich verhalten sollte. Also tat ich das, was ich am besten konnte: einfach weitermachen.
„Kommst du mit?“, fragte ich.
Oder muss ich dich zwingen? , dachte ich.
Er starrte gebannt in die Richtung, aus der das seltsame Heulen gekommen war, als Antwort auf meinen zornigen Ruf. Irgendetwas war dort draußen. Eine ganze Menge von irgendetwas.
„Ja“, sagte Jimmy. „Ich komme mit.“
Die Aufgabe war das Allerwichtigste, und Jimmy hatte das schon lange vor mir erfahren.
„Aber so langsam glaube ich, dass …“
Seine Stimme verebbte, doch der Ausdruck auf seinem Gesicht machte mir Angst. Ich tat einen Schritt auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. Was er ungesagt gelassen hatte, spukte mir flüsternd im Kopf herum … Und dann sagte ich es einfach: „Egal, was wir tun, wir können die Apokalypse nicht aufhalten.“
Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel Phoenix-Chronicles.
Doomsday can wait bei St. Martin’s Press, New York.
Deutschsprachige Erstausgabe März 2010 bei LYX
verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH,
Gertrudenstr. 30–36, 50667 Köln
Copyright © 2009 by Lori Handeland
Dieses Werk wurde im Auftrag von St. Martin’s Press LLC durch die
Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen vermittelt.
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe 2010 bei
EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung: HildenDesign, München
www.hildendesign.de
Umschlagillustration: © Max Meinzold, HildenDesign
unter Verwendung eines Motivs von Grenouille Films/Istock
Redaktion: Joern Rauser
Satz und eBook: Greiner & Reichel, Köln
eBoook-ISBN 978-3-8025-8547-0
www.egmont-lyx.de
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