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Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Titel: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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lachte.
    »Auch wenn du nicht mehr da bist, gibt es noch immer deine schönen Bahnhöfe. Ich ritze auch meine Initialen in den Boden meiner Gefäße.«
    Tsukuru hob das Gesicht und sah Eri an. »Darf ich dir von meiner Freundin erzählen?«
    »Natürlich«, sagte Eri, und ein zauberhaftes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Ich würde sehr gern etwas über deine kluge, zwei Jahre ältere Freundin erfahren.«
    Und Tsukuru erzählte ihr von Sara. Wie er sich gleich, als er sie kennenlernte, ungewöhnlich stark zu ihr hingezogen gefühlt habe und sie bei ihrer dritten Verabredung miteinander geschlafen hätten. Und sie alles über die Fünfergruppe in Nagoya habe wissen wollen. Dass er bei ihrer letzten Begegnung aus ihm unbekannten Gründen nicht mit ihr habe schlafen können. Auch darüber sprach er ganz offen. Er erzählte Eri, dass Sara ihm ernsthaft geraten habe, nach Nagoya und anschließend nach Finnland zu reisen, weil er andernfalls das Problem, das ihm auf der Seele lag, nie lösen würde. Dass er Sara liebe und sie vielleicht heiraten wolle. Dass er zum ersten Mal so stark für eine Frau empfinde. Dass Sara aber anscheinend einen älteren Liebhaber habe. Wie glücklich sie gewirkt habe, als sie mit diesem Mann die Straße entlangging. Und dass er, Tsukuru, wahrscheinlich nicht in der Lage sei, sie auf diese Weise glücklich zu machen.
    Eri hörte ihm aufmerksam zu, ohne ihn mit einem Wort zu unterbrechen.
    »Du musst um sie kämpfen, Tsukuru«, sagte sie, als er geendet hatte. »Unter allen Umständen. Wenn du sie jetzt gehen lässt, wirst du vielleicht nie wieder eine Frau wie sie finden.«
    »Aber mir fehlt das Selbstvertrauen.«
    »Warum denn?«
    »Weil ich nichts bin. Ich habe keine Persönlichkeit, ich bin farblos. Ich habe ihr nichts zu bieten. Das ist von Anfang an mein Problem gewesen. Ich komme mir vor wie ein leeres Gefäß. Vielleicht habe ich eine gewisse Form, aber von Inhalt kann keine Rede sein. Überhaupt kann ich mir nicht vorstellen, dass ich zu ihr passe. Mit der Zeit wird sie mich besser kennenlernen und unweigerlich enttäuscht sein. Und mich verlassen.«
    »Du solltest mehr Mut und Selbstvertrauen haben, Tsukuru. Ich hatte mich doch auch in dich verliebt. Damals hätte ich alles für dich getan. Ein wahrhaftiges, echtes Mädchen, in dessen Adern warmes Blut floss. Du kennst deinen Wert nicht. Du bist überhaupt nicht leer.«
    »Es freut mich, dass du das sagst«, sagte Tsukuru. »Wirklich. Aber du weißt ja nicht, wie es jetzt um mich bestellt ist. Ich bin sechsunddreißig Jahre alt, aber wenn ich darüber nachdenke, bin ich genauso verzagt wie früher, oder nein, noch verzagter. Ich bin nicht in der Lage zu entscheiden, was ich tun soll. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich so stark für jemanden empfinde.«
    »Und selbst wenn du ein leeres Gefäß bist, was macht das schon?«, sagte Eri. »Dann bist du eben ein ganz wunderbares, attraktives Gefäß. Wer kennt schon die Wahrheit über sich selbst? Es genügt doch, ein Gefäß mit einer wunderschönen Form zu sein. Das so unwiderstehlich ist, dass man unwillkürlich Lust bekommt, etwas hineinzutun. Meinst du nicht?«
    Tsukuru dachte nach. Er verstand, was Eri sagen wollte. Aber ob das auf ihn zutraf?
    »Wenn du wieder in Tokio bist, musst du ihr sofort alles sagen, was du fühlst. Du musst! Sein Herz zu öffnen ist immer das Beste. Allerdings solltest du ihr nicht sagen, dass du sie mit diesem Mann zusammen gesehen hast. Das musst du für dich behalten. In bestimmten Momenten möchten Frauen nicht beobachtet werden. Abgesehen davon solltest du ihr deine Gefühle so aufrichtig wie möglich anvertrauen.«
    »Ich habe Angst, dass ich etwas Falsches sage oder tue und alles kaputt mache und sie sich in Luft auflöst.«
    Eri schüttelte langsam den Kopf.
    »Hör zu«, sagte sie. »Es ist, wie wenn man einen Bahnhof baut. Er ist etwas Festes, Bedeutendes. So etwas löst sich nicht beim kleinsten Fehler einfach in Luft auf. Du musst also einen Bahnhof konstruieren, auch wenn er nicht perfekt ist. Verstehst du? Ohne Bahnhof kann kein Zug halten. Und man kann niemanden dort abholen. Entdeckt man einen Fehler, kann man ihn später entsprechend beheben. Also baust du zuerst mal einen ganz besonderen Bahnhof für Sara. Einen Bahnhof, an dem die Züge unbedingt halten wollen, auch wenn es nicht geplant ist. Stell ihn dir vor und gib ihm eine konkrete Form und schöne Farben. Dann ritzt du deinen Namen mit einem Nagel ins Fundament und

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