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Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Titel: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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wohl gerade dachte? Er spürte noch ihren warmen Atem an seinem Ohr.
    Am Samstagmorgen kam er in Tokio an. Er packte seine Reisetasche aus, nahm in Ruhe ein Bad und verbrachte den restlichen Tag, ohne etwas Besonderes zu tun. Gleich bei seiner Rückkehr dachte er daran, Sara anzurufen. Er nahm sogar den Hörer ab und wählte ihre Nummer. Aber schließlich legte er doch wieder auf. Auch wenn er in seinem Inneren eine gewisse Ordnung geschaffen hatte, brauchte er noch etwas Zeit. Die Reise war kurz gewesen, aber es hatte sich eine Menge ereignet. Er hatte noch nicht richtig begriffen, dass er sich wieder mitten in Tokio befand. Gerade eben noch hatte er am Ufer des Sees in Hämeenlinna dem Rauschen des Windes gelauscht. Er musste sich überlegen, was er Sara sagen würde. Er wusch seine Wäsche und überflog die Zeitungen, die sich während seiner Abwesenheit angesammelt hatten. Am Nachmittag ging er aus, um Lebensmittel einzukaufen, aber er hatte keinen Appetit. Er wurde sehr müde, als es noch hell war, was sicher an der Zeitverschiebung lag. Er ging um halb neun ins Bett und schlief ein. Vor Mitternacht wachte er wieder auf. Er versuchte ein Buch weiterzulesen, das er im Flugzeug angefangen hatte, aber er war zu benommen. Also machte er sich daran, die Wohnung zu putzen. Kurz vor Morgengrauen ging er wieder ins Bett, schlief ein, und als er aufwachte, war es Sonntagvormittag. Es schien ein heißer Tag zu werden. Er schaltete die Klimaanlage ein, machte Kaffee und trank ihn zu einem Käsetoast.
    Nachdem er geduscht hatte, rief er Sara an. Doch es schaltete sich nur ihr Anrufbeantworter ein. »Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signal.« Unentschlossen zögerte Tsukuru einen Moment und legte dann auf. Die Zeiger seiner Wanduhr standen auf ein Uhr mittags. Er überlegte, ob er sie auf ihrem Handy anrufen sollte, entschied sich aber dagegen.
    Vielleicht nahm sie gerade mit ihrem Freund ein sonntägliches Mittagessen ein. Um ins Bett zu gehen und miteinander zu schlafen, war es wohl noch zu früh. Tsukuru dachte an den nicht mehr ganz jungen Mann, dessen Hand Sara auf der Omotesando gehalten hatte. Das Bild ging ihm nicht aus dem Kopf, sosehr er sich auch bemühte, es zu vertreiben. Er legte sich aufs Sofa und bemerkte ein Stechen, als würde ihm eine spitze Nadel in den Rücken getrieben werden. Eine feine, unsichtbare Nadel. Der Schmerz war nicht stark, und es kam auch kein Blut. Wahrscheinlich nicht. Aber Schmerz blieb Schmerz.
    Er fuhr mit dem Fahrrad ins Schwimmbad und schwamm seine gewohnte Strecke. Sein Körper fühlte sich seltsam taub an, und er hatte das Gefühl, beim Schwimmen hin und wieder einzunicken. Natürlich ist es unmöglich, im Schlaf zu schwimmen. Dennoch kam es ihm so vor. Sein Körper verfiel in einen Zustand, in dem er so gut wie automatisch funktionierte, und zu Tsukurus Erleichterung musste er nicht mehr an Sara und diesen Mann denken.
    Als er vom Schwimmbad nach Hause kam, machte er ungefähr eine halbe Stunde Mittagsschlaf. Er schlief tief und traumlos, sein Bewusstsein war völlig ausgeschaltet. Danach bügelte er mehrere Hemden und Taschentücher und machte sich etwas zum Abendessen. Er grillte Lachs mit Kräutern im Ofen, drückte eine Zitrone darüber aus und aß Kartoffelsalat dazu. Außerdem machte er sich Misosuppe mit Tofu und Frühlingszwiebeln. Nachdem er sich zu einer halben Dose kaltem Bier die Abendnachrichten angeschaut hatte, legte er sich aufs Sofa und las.
    Es war kurz vor neun, als Sara anrief.
    »Wie verkraftest du den Jetlag?«, fragte sie.
    »Meine Schlafgewohnheiten sind ziemlich durcheinander, aber ich fühle mich gut«, sagte Tsukuru.
    »Können wir reden? Oder bist du zu müde?«
    »Eine Stunde halte ich noch durch, dann gehe ich schlafen. Ich muss morgen arbeiten, und im Büro kann ich ja keinen Mittagsschlaf halten.«
    »Das wird das Beste sein«, sagte Sara. »Heute Nachmittag gegen eins hat jemand bei mir angerufen, warst du das? Ich hatte ganz vergessen, den Anrufbeantworter abzuhören, und habe es gerade erst gemerkt.«
    »Ja, das war ich.«
    »Ausgerechnet da war ich einkaufen.«
    »Ach«, sagte Tsukuru.
    »Aber du hast keine Nachricht hinterlassen.«
    »Ich spreche nicht gern auf Anrufbeantworter. Ich weiß nie, was ich sagen soll.«
    »Zumindest könntest du doch deinen Namen hinterlassen.«
    »Stimmt, das hätte ich tun sollen.«
    Sie machte eine kleine Pause. »Ehrlich gesagt war ich etwas besorgt. Ich wusste ja nicht, ob auf der Reise alles gut

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