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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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stark, als dass ihm irgendetwas passieren könnte. Und ich habe jede Menge Arbeit, die mich in Atem hält und meine Gedanken daran hindert, sich in dunklen Ecken zu verlieren. Ich schaue auf meine Liste:
    Ich werde die leeren Beete umgraben, damit wir rechtzeitig mit dem Pflanzen anfangen können.
    Ich werde eine frische Lage Stroh über den Erdbeerpflanzen auslegen.
    Ich werde die erfrorenen und abgestorbenen Blätter und Zweige der Küchenkräuter abschneiden, kurz oberhalb der Erde, so dass die neuen Keime Sonne und Platz zum Wachsen haben.
    Möge es meinem Vater wohl ergehen
, denke ich
. Möge sein Patient rasch genesen, wer immer es sein mag. Und möge mein Vater schnell und sicheren Fußes heimkehren.
    Aber dann schleicht sich ein Gedanke in meinen Kopf: Vielleicht ist gar niemand krank. Vielleicht ist Vater in Alnwick, in der großen Bibliothek der herzoglichen Burg, tief in seinen Forschungen verloren und unterwegs auf den verschlungenen Pfaden seines Geistes. Vielleicht ist das der Grund, warum er nicht daran gedacht hat, mir Nachricht zu geben. Vielleicht hat er schließlich doch jene geheimnisvollen Bücher gefunden, nach denen er so lange zwischen den vielen uralten und staubigen Folianten des Herzogs gesucht hat – die Bücher, von denen er glaubt, dass sie möglicherweise aus dem Hospital des alten Klosters gerettet worden waren, ehe die Soldaten kamen und verbrannten, was brennen wollte, und danach den Rest in Stücke hieben.
    Existieren diese Bücher überhaupt? Vater glaubt fest daran. Sein Glaube ist voller Leidenschaft und bedarf keines Beweises, so wie andere Menschen an Gott glauben. Er spricht oft von diesen Büchern, abends am Kamin, ein Glas mit verdünntem Absinth in der Hand. Wenn er über sie erzählt, spricht er schneller, und seine Augen blitzen.
    »Das Hospital des Klosters war in ganz Europa berühmt«, erklärt er, als ob ich diese Geschichte nicht seit meiner Geburt kennen würde. »Die Heilkunst der Mönche war so außerordentlich, dass die Menschen glaubten, sie würden Wunder bewirken. Manche hielten sie sogar für Heilige.« Dann lacht er. »Jeder könnte so ein Heiliger sein, wenn er Zugang zu denselben Informationen hätte, die jene Männer längst vergangener Tage besaßen! Jemand muss diese Bücher weggebracht haben. Immerhin enthielten sie alle Weisheit der Mönche. Es wäre Irrsinn gewesen, sie nicht zu retten.«
    Er nippt an dem grünen, nach Anis schmeckenden Getränk und fährt fort, von jenen Büchern zu schwärmen, bis das Feuer verglüht ist und mir der Kopf auf die Brust sackt.
    Manchmal glaube ich, dass auch Vaters Gier nach dem Wissen der Mönche schon Irrsinn ist. Einmal, vor langer Zeit, beobachtete ich ihn, wie er auf einem weit entfernten Feld ein zehn Fuß breites und langes Quadrat aushob, etwa zweimal so tief wie die Spatenspitze. Er pflanzte dort nichts, sondern ging nur täglich zu der Grube, um nachzusehen, ob in der frisch umgepflügten Erde etwas Ungewöhnliches wuchs.
    »Hast du geglaubt, dass du mit deiner Schaufel die Knochen der toten Mönche aufschrecken würdest, bis sie sich erheben und dir ihre Geheimnisse verraten?«, scherzte ich, während ich ihm dabei zusah, wie er die Erde zwischen seinen Fingern zerkrümelte.
    »Die Mönche mögen tot sein, aber ihre Arzneien schlafen noch immer in dieser Erde.« Seine Stimme hatte einen scharfen Unterton. »Tief verborgen in der kalten, dunklen Erde, kann ein Samenkorn nahezu unsterblich sein. Dem Licht, der Luft und dem Regen ausgesetzt, besteht selbst nach unzähligen Jahren die Möglichkeit, dass eine der Vergessenheit anheimgefallene Pflanze von großer Kraft sich zu erkennen gibt.«
    Ich hatte ihn nur necken wollen, aber stattdessen schien ich seinen Zorn entfacht zu haben, denn er murmelte fortwährend vor sich hin: »Aber selbst wenn es so wäre … Jede Entdeckung wäre sinnlos, solange ich nichts über die Eigenschaften jenes Gewächses weiß, über seinen Nutzen und seine Gefahren …«
    »Niemand weiß mehr über Pflanzen als du, Vater«, sagte ich, um ihn zu besänftigen.
    Er rappelte sich auf die Füße. An seinen Knien klebte Erde. Ganz plötzlich schrie er mich an: »Verglichen mit den Mönchen weiß ich gar nichts! Ich grabe blindlings in der Dunkelheit, um wiederzuentdecken, was für sie Allgemeinwissen bedeutete. Die Formeln und Rezepturen sind alle verbrannt, die Weisheit von Jahrhunderten liegt in Schutt und Asche … Ein solches Wissen zu vernichten, ist Mord, schlimmer

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