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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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meisten Menschen würden lieber sterben wollen als zu ertragen, was sie nun ertragen muss.«
    »Gib mir das Heilmittel«, sage ich mit belegter Stimme. »Bitte.«
    »Vorher müssen wir noch etwas besprechen.« Wieder spreizen und heben sich seine Flügel und bedecken mich mit ihrem kühlen Schatten. »Du hast mein Reich betreten und um ein Heilmittel für deine Liebste gefeilscht. Du hast es gefordert, darum gebettelt, sogar dafür gemordet. Aber niemals hast du dir die Mühe gemacht zu fragen, was genau deiner süßen Jessamine fehlt.«
    »Sie zu retten, ist alles, was zählt.«
    »Aber bist du nicht das kleinste bisschen neugierig? Ist es die Wassersucht? Das Wechselfieber? Oder vielleicht ein seltener Parasit in den Därmen?«
    »Aufhören!« Ich möchte ihn am liebsten erwürgen. »Sie liegt im Sterben, das sagtest du selbst. Wir haben keine Zeit für Geschwätz …«
    »Dein Mangel an Neugier macht mich … neugierig, das ist alles. Es ist fast so, als
wolltest
du es nicht wissen.« Er betrachtet mich aufmerksam. »Tu mir den Gefallen: Frag mich, was ihr fehlt.«
    Das ist ein Trick. Eine Täuschung. Ich weiß es genau. Aber auch diesmal habe ich keine andere Wahl, als mitzuspielen. »Was fehlt ihr?« Meine Stimme klingt hohl.
    »Sie wurde vergiftet.«
    »Das ist unmöglich«, erkläre ich, aber die Angst stürzt wie ein Stein in meine Eingeweide. »Ich war fast immer an ihrer Seite. Niemand war im Haus. Sie hat nur das gegessen und getrunken, was ich ihr gereicht habe.«
    »Genau das ist es, mein lieber Weed. Diese üblen Säfte, die du ihr zwischen diese zarten, begehrenswerten Lippen geträufelt hast – igitt! Darin befand sich genug Gift, um eine Kuh zu Boden zu zwingen.«
    »Ihr eigener Vater hat diese Arznei zubereitet! Niemand sonst war in der Nähe.« Aber noch während ich das sage, verkrampfen sich meine Hände in fassungslosem Zorn. – Das kann nicht sein …
    Oleanders mächtige Schwingen schlagen in einem langsamen, anklagenden Rhythmus. »Denk nach, Weed! Hast du dich niemals gefragt, was wirklich in jener Nacht geschah, in jener Nacht, in der du und deine zukünftige Braut vor Leidenschaft halb von Sinnen wart und ins Arbeitszimmer ihres Vaters gingt, um von der verbotenen Frucht zu naschen? Hast du nicht einen einzigen Moment den Verdacht gehabt, dass damals Kräfte am Werk waren, die mehr Macht besitzen als deine jämmerliche Jungenliebe? Dass vielleicht etwas im Tee war, den Jessamines fürsorglicher Vater so liebevoll zubereitet hat, ehe er nach London aufbrach?«
    »Woher weißt du das?«
    Oleanders Augen blitzen auf, als ob er in Flammen aufgehen wollte. Seine Stimme donnert vor Zorn: »Ich weiß es, weil er hierher kam, in mein Reich – ohne meine Erlaubnis! – und die zarten Triebe meiner treuen Untertanen abschnitt und ihre schlaffen Glieder zu einem Liebestrank verarbeitete, der jede Hemmung fahren lässt. Nur ein paar Schlucke waren nötig, damit du, du unreifer, hitziger Emporkömmling, und dieses blühende, verliebte Mädchen alle Vernunft über Bord warfen und jegliche Keuschheit vergaßen …«
    »Hüte deine Zunge, böser Prinz!«
    »Böser Prinz? Ich bin beinahe ein Heiliger verglichen mit diesem klugen, verdorbenen Thomas Luxton. Er bemerkte die Zuneigung, die zwischen euch wuchs. Er brauchte den Funken nur noch in ein mächtiges, alles verschlingendes Feuer zu verwandeln.« Oleander breitet seine großen Flügel in ihrer gesamten Spannweite aus, bis sie den halben Himmel verdecken. »Dass ihr beide – du und seine unberührte Tochter – eure Rolle so großartig spieltet, bescherte ihm sogar einen Vorwand für eure Verlobung. Das war vermutlich mehr, als der stolze Vater je zu hoffen gewagt hatte! Jetzt wart ihr miteinander verbunden, im Leben wie im Tod. Jetzt konnte er alles von dir verlangen, um ihretwillen, und du, rechtschaffener Trottel der du bist, hast strammgestanden.«
    »Aber warum sollte Luxton so etwas tun?«, frage ich fassungslos. »Aus welchem Grund?«
    »
Aus welchem Grund
, fragst du? Das ist typisch.« Mit einem mächtigen Schlagen seiner Flügel erhebt er sich in die Luft. »Ihr fleischlichen Wesen seid so besessen von Güte, und doch ist keine andere Lebensform so grausam wie ihr. Ihr müsst euch bloß einreden, dass eure Verfehlungen einem
Zweck
dienen, dass sie einen
Sinn
haben. Selbst wenn es nur Gier oder Lust oder das blanke Verlangen nach Macht ist, was euch antreibt. Ihr vergießt das Blut eurer Artgenossen, tötet Pflanzen und Tiere,

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