Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein
verbrannter Rasen, auf dem große und kleine Hunde Gassi gingen; da waren keine blattlosen Baumgerippe, die zum Klettern da sein sollten; keine verschmutzten Sitzbänke für Aufpasser und kein Benzingestank, der von der Hauptstraße herüberwehte.
Der Pengplatz lag im Kiefernwald, der die Stadt im Norden abschloß.
Etwa dreißig Meter hinter dem Waldrand.
Der Pengplatz war eine Lichtung, auf der vor langer Zeit ein Jagdhaus gestanden hatte. Von diesem war nur mehr eine verfallene Ziegelmauer übriggeblieben.
Eine Pengmauer.
Hans-Heinrich hatte herausgefunden, daß es wunderschön „peng“ machte, wenn man Konservenbüchsen und leere Spraydosen dagegenkickte.
Daß der Platz, auf dem die Pengmauer stand, „Pengplatz“ hieß, war ja wohl klar.
Büchsen und Dosen verstauten die Kinder nach jedem Spiel in der „Abenteuerhütte“, die sie hinter der Pengmauer aus Latten und alten Brettern zusammengebastelt hatten. So verschandelten sie den Wald nicht, störten niemanden, und kein Großer vertrieb sie aus ihrem Paradies.
Selbstverständlich spielten sie nicht nur Büchsen- und Dosenkicken, sondern auch andere herrliche Spiele: Tarzan-Baumklettern zum Beispiel, Räuber und Gendarm, durch Pfützen patschen (wenn es geregnet hatte), Verstecken mit Abklatschen, Schwarzer Mann und Blindekuh...
Vor kurzer Zeit hatten leider einige erwachsene Schlamper den Pengplatz entdeckt und neben der Mauer Gerümpel abgeladen: einen ausgedienten Kanonenofen mit Ofenrohr, ein kaputtes Fahrrad, ein leeres Ölfaß, ein verstaubtes Bild, eine große Blechschachtel, einen angesplitterten Wasserkrug, leere Büchsen und Flaschen.
Das paßte den Kindern überhaupt nicht. Am kommenden Montag nachmittag wollten sie das Gerümpel auf den städtischen Schuttplatz bringen. Der lag nur knapp zwei Kilometer von der Penglichtung entfernt.
Vor der Pengmauer wollten die Kinder ein Schild aufstellen, auf das Hans-Heinrich ein Gedicht gemalt hatte. Es stammte von Roswitha. Die konnte so etwas, weil sie später einmal Schriftstellerin werden wollte.
Das Gedicht hieß:
Um siebzehn Uhr fünfzig trafen Roswitha und Hans-Heinrich auf dem Pengplatz ein. Das zusammengerollte Gedichtplakat hatte Hans-Heinrich auf den Gepäckträger seines Fahrrades gebunden, dazu einen Besenstiel, an dem das Schild festgenagelt und aufgestellt werden sollte.
„Hööö — höööööö — höööööööööööö!“ tönte es den Kindern entgegen.
Leise nur, aber dumpf und ein bißchen schaurig.
Roswitha erschrak.
Aber es war nur der kleine Bim, der in das Rohr des ausgedienten Kanonenofens hineinblies.
Vater Sim und Mutter Sala saßen auf der Pengmauer. Mutter Sala schmunzelte.
„Guten Abend“, grüßten Hans-Heinrich und Roswitha.
„Bravo“, sagte Mutter Sala.
„Wieso bravo?“ fragte Hans-Heinrich.
„Weil ihr unserem kleinen Bim die wunderschöne Posaune geschenkt habt, mit der er wie ein richtiger Poltergeist heulen kann“, sagte Mutter Sala.
„Höö — höööö — höööööööööö!“ hauchte der kleine Bim ins Ofenrohr. „Danke schöööön für die Posaunöööööööööööööö!“
„Heul doch stärker“, sagte Roswitha.
„Das geht nicht“, erklärte Mutter Sala. „Wir Poltergeister dürfen nur zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens richtig loslegen, weil das die Geisterstunde ist. Kommt doch mal zwischen zwölf und eins heraus. Dann könnt ihr was erleben!“
„Lieber nicht“, sagte Hans-Heinrich. „Vati würde uns was poltern, wenn wir mitten in der Nacht unterwegs wären. Außerdem würden wir uns fürchten, und das Gerümpel da kommt sowieso bald weg.“
„Waaas?!“ riefen Vater Sim und Mutter Sala erschrocken.
„Das wäre gemein!“ jammerte der kleine Bim ins Ofenrohr. „Ich lasse mir meine Posaune nicht wegnehmen!“ Er schlängelte sich um Rohr und Ofen, riß die Gucklöcher drohend auf und bleckte das Mundloch wie eine Bulldogge vor dem Zubeißen.
„Jawohl“, bestätigte Vater Sim, „das Blech da ist genausogut wie die schönste Ritterrüstung.“
„Mensch Meier“, sagte Hans-Heinrich zu Roswitha, „denen gefällt der alte Krempel.“
„Und ob!“ rief Mutter Sala. „Wo sollte unser kleiner Bim sonst das Heulen und Poltern trainieren, wenn ihr die Instrumente wegschafft?!“
„Auf dem Schuttplatz“, sagte Hans-Heinrich.
„Nein!“ riefen die Poltergeister. „Dort stinkt’s! Wir sind ja keine Ratten!“
Und wieder fiel Roswitha die Lösung ein. „Wie wär’s, wenn wir
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