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Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein

Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein

Titel: Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Carl Grund
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Vielleicht müssen sie bloß mal.“
    „Doch nicht gleichzeitig, Sven-Wilhelm“, jammerte die Mutter. „Und jetzt tu endlich etwas!“
    Vater Pollinger eilte zur Tür, die aus dem Korridor auf den Gang hinausführte, und drückte die Klinke nieder. Die Tür ging auf, sie war nicht versperrt.
    Vater und Mutter Pollinger liefen auf den Gang hinaus. Hier brannte Licht, und die Kinder waren da. Sie trugen ihre Schlafanzüge und beugten sich über das Treppengeländer.
    Sechzehn Stockwerke tief fiel der Treppenschacht zur Halle im Erdgeschoß hinunter.
    Hans-Heinrich und Roswitha waren herausgeschlichen, weil sie den netten kleinen Poltergeist noch einmal zu sehen hofften.
    „Hans-Heinrich!“ kreischte Mutter Pollinger.
    „Roswitha!“ rief der Vater.
    Die Kinder erschraken.
    Hans-Heinrich zuckte zurück. Roswitha bekam vor Schreck das Übergewicht und stürzte in den Treppenschacht. Sie schrie gellend auf, dann lähmte ihr das Entsetzen die Zunge.
    „Hilfe!!“ riefen die anderen.

    Mutter Pollinger schlug die Hände vor das Gesicht, Vater Pollinger rannte zur Treppe, und Hans-Heinrich kniff die Daumen ein.
    Als ob das hätte helfen können!
    Auch die Hilferufe hörte jetzt — mitten in der Nacht — niemand, der das Unglück verhüten konnte.
    Oder doch?
    Plötzlich geschah das Gespenstische.
    Kurz vor dem Aufprall blieb Roswitha in der Luft hängen! Sie stöhnte leise, dann wurde sie ohnmächtig.
    Und dann...
    Die Pollingers verschluckten sich beinahe vor Verwunderung.
    Roswitha schwebte mit geschlossenen Augen in die Höhe, kam näher und näher und sank im sechzehnten Stockwerk zu Füßen ihres Bruders nieder.
    „Menschenskind“, schnaufte Hans-Heinrich, „das ist ein Ding!“ Dann zwinkerte er in die Luft und sagte leise: „Danke schön.“
    So schnell war alles gegangen, daß Vater und Mutter Pollinger jetzt geträumt zu haben glaubten.
    Klar — es konnte nur ein Traum gewesen sein; denn wo gab es so etwas Unwahrscheinliches? Roswitha sollte in den Treppenschacht gestürzt, knapp über dem Erdgeschoß in der Luft hängengeblieben und dann nach oben zurückgeflogen sein?
    Nie im Leben!
    Außerdem war Roswitha schon wieder zu sich gekommen und sah überhaupt nicht verunglückt aus. Vater und Mutter Pollinger begriffen bloß nicht, warum sie — genau wie Hans-Heinrich — in die Luft zwinkerte und sich bedankte.
    „Mit wem redet ihr?“ fragte Mutter Pollinger.
    „Du glaubst es ja doch nicht“, erwiderte Roswitha. Dann blinzelten die Kinder einander zu und gähnten.
    „Gehen wir schlafen“, sagte Vater Pollinger. Seine Stimme zitterte ein wenig.
    Hans-Heinrich und Roswitha huschten in ihre Zimmer.
    Mutter Pollinger seufzte unsicher, dann schloß sie die Tür zum Korridor.
    Den Besucher, der mit in die Pollinger-Wohnung geschlüpft war, sahen nur die Kinder.
     
    Es war Vater Sim.
    Er hatte die Hilferufe gehört, war aus dem Papierkorb geflitzt, hatte sich breit gemacht, Roswitha mit seinem Körper wie in einem Sprungtuch aufgefangen und in den sechzehnten Stock zurückgetragen.
    Jetzt saß er zwischen dem Menschenjungen und dem Menschenmädchen auf Hans-Heinrichs Bett.
    Vater und Mutter Pollinger waren schlafen gegangen, nachdem sie sich überzeugt hatten, daß ihre Sprößlinge friedlich schlummerten.
    Die Kinder hatten sich so fabelhaft schlafend gestellt, daß selbst Vater Sim sie bewunderte.
    Hans-Heinrich hatte sogar täuschend echt geschnarcht.
    Kurz darauf war Roswitha herübergekommen.
    Jetzt unterhielten sich die drei. Sie sprachen leise — wie finstere Verschwörer in einem Kriminalroman.
    Als Roswitha sich noch einmal bedanken wollte, wehrte Vater Sim ab. „Nicht der Rede wert“, sagte er. „Es hat mir Spaß gemacht. Wenn ihr möchtet, können wir es gleich noch einmal probieren. Ihr dürft sogar zu zweit springen.“
    „Bitte nein!“ flüsterte Roswitha erschrocken.
    „Lieber nicht“, sagte Hans-Heinrich.
    Dann redete Vater Sim eine ganze Zeitlang sehr wenig. Er ließ sich von den Menschenkindern belehren.
    Geist Huber — was die alles wußten!
    Vater Sim kam sich wie ein ausgewachsener Schüler vor kleinen Lehrern vor. Bald schwirrte ihm der Kopf.
    O ja, Onkel Zack hatte recht. In lächerlichen dreihundertfünfzehn Jahren und zwei Tagen hatten die Menschen die gute alte Erde zum Erschrecken sämtlicher Poltergeister gewaltig verändert.
    Hans-Heinrich und Roswitha redeten von Hochhäusern mit Fahrstühlen; von Autos, Motorrädern, Straßenbahnen und Flugzeugen; von

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