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Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Carl Grund
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Wächter.
    „Wir möchten euch behalten“, erklärte der Häuptling. „Der Vorrat an geräuchertem Bärenfleisch wird eines Tages aufgezehrt sein. Dann müssen wir wieder auf die Jagd gehen, und ohne eure Hilfe wird es dann Verletzte, vielleicht sogar Tote geben. Euer mächtiger Zauber soll uns vor Unfällen bewahren, solange wir leben. Deshalb müßt ihr bleiben.“
    „Chä“, stimmten die Wächter zu.
    „Ach, du liebes Lieschen!“ murmelte Roswitha, griff in die Tasche, holte einen Kaugummi heraus, steckte ihn in den Mund und fing an zu kauen.
    Die Neandertaler sahen ihr gespannt und verwundert zu.
    Dann blies Roswitha einen Kaugummiballon kunstgerecht zwischen den Lippen heraus.
    „Sie bläst ihre Seele aus dem Körper!“ stöhnte der eine Wächter, warf die Keule weg und legte sich der Länge nach auf den Boden.
    „Vernichte uns nicht, große Schutzgeistin!“ murmelten die drei anderen und legten sich zum ersten.
    Nur der Häuptling ließ sich nicht einschüchtern. „Steht auf, ihr Feiglinge!“ herrschte er die Wächter an. „Seht her! Die Seele ist zerplatzt!“
    Die Wächter hoben vorsichtig die Köpfe, schielten auf Roswitha, sahen die Kaugummifäden an ihren Lippen und grunzten erleichtert. Dann fingerten sie nach ihren Waffen und standen auf.
    „Bringt sie in den dritten Seitengang der Wohnhöhle“, befahl der Häuptling, „und bewacht sie gut! Sobald sie auch nur ein einziges Wort miteinander reden, betäubt ihr den männlichen Zauberer mit einem vorsichtigen Knüppeltupfer!“
    „Nur vorsichtig?“ fragte einer der Wächter enttäuscht.
    „Ja, du Dummkopf“, fuhr der Häuptling ihn an. „Von einem kaputten Zauberer haben wir gar nichts! Ab mit euch!“
    „Wir protestieren!“ riefen die Pollinger-Kinder.
    „Ruhe!“ knurrte der größte und stärkste Wächter. „Oder soll ich tupfen?“
    „Wenn das Tagesgestirn schlafen gegangen ist, werdet ihr abgelöst“, versprach der Häuptling den Wächtern. Dann griff er nach einem riesigen Bratenstück und biß so fest hinein, daß die Bärenknochen zerknackten.
    Die Wächter schubsten die gefangenen Zauberer in die Höhle.
    Aki und Ika merkten es nicht. Sie waren eingeschlafen.
     
     
     

Aki und Ika

     
    Die Pollinger-Kinder fühlten sich miserabel. Sie hockten auf kaltem Felsboden und konnten nicht einmal aufstehen, weil die Decke der Seitenhöhle zu niedrig war.

    Zu beiden Seiten des Zugangs hatten die Wächter harzige Äste als Fackeln in Felsspalten gesteckt. Sie selbst saßen mit untergeschlagenen Beinen und ließen die Gefangenen keine Sekunde lang aus den Augen.
    Der harzige Rauch reizte zum Niesen, und Roswitha explodierte: „Haaa-tschi!“
    „Ruhe!“ knurrte einer der Wächter. Ein anderer warf sich herum und tippte Hans-Heinrich mit der Keule an. Benebelt sank Hans-Heinrich hintenüber.
    „Ihr Banditen!“ schimpfte Roswitha. „Ihr Verbrecher, ihr Schufte, ihr Gangster!“
    „Befehl des Häuptlings“, spottete der Antipper. „Sobald jemand von euch redet, muß ich den männlichen Zauberer mit einem vorsichtigen Knüppeltupfer betäuben.“
    „Aber ich hab doch bloß geniest!“ rief Roswitha empört.
    „Das ist dasselbe wie Reden“, sagte der Wächter. „Zauberer wie ihr können sich auch mit Niesen verständigen. Und jetzt halt den Schnabel, sonst müßte ich auch dich antupfen.“
    Roswitha biß die Zähne zusammen. Verstohlen tastete sie nach Hans-Heinrichs Hand. Ich möchte mit ihm nach Hause, dachte sie, simsalabim, simsalabim, simsalabim! Doch so heftig sie es dachte und so fest sie dabei die Augen schloß: es half nichts. Der Wunsch und das Simsalabim mußten gesprochen werden. Von beiden Pollinger-Kindern zusammen!
    Und die Wächter paßten auf, und Hans-Heinrich lag beduselt.
    Mensch Meier!
    Unheimlich träge verrann die Zeit.
    Endlich schlug Hans-Heinrich die Augen auf. Er verzog schmerzlich das Gesicht und tastete nach seinem Kopf. Roswitha legte ihm die Hand auf den Mund, damit er nicht stöhnen konnte, denn der unfreundliche Wächter spielte schon wieder verdächtig mit seinem Knüppel herum.
    Hans-Heinrich nickte und zuckte die Achseln. Das bedeutete, daß er verstand, was Roswitha wollte, und daß er diesmal keine Ahnung hatte, wie sie aus der Sache wieder heil herauskommen sollten.
    Roswitha nickte trübsinnig.
    Plötzlich zuckten beide zusammen. Hinter ihnen — dort, wo sich die Seitenhöhle im Dunkel verlor — war ein leises Geräusch zu hören. Es klang, als ob in einiger Entfernung Sand und

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